Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 19. März 1983 35 Jahre Kitzbüheler Skizirkus Ein Beitrag zur Geschichte der Bergbahnen von Altbürgermeister Walter Hirnsberger In unserer Ausgabe vom 29. März 1969 veröffentlichten wir einen Aufsatz von Altbürgermeister Walter Hirnsberger un- ter der Überschrift: »Bergbahnen, Skilifte und Skizirkus«. Da heuer der Kitzbüheler Skizirkus sein 35. Bestandsjahr feiert, las- sen wir neuerlich Herrn Walter Hirnsber- ger zu Wort kommen: »Im »Kitzbüheler Anzeiger« vom 15. März 1969 erschien unter dem Titel »Kitz- büheler Bergbahnen beförderten über 40 Millionen« ein Leistungsbericht, der in der Tat großartig ist. Die Arbeit des jetzi- gen Vorstandes der Bergbahn AG sowie der Skilift-Gesellschaften verdient höch- ste Anerkennung, ihr verdankt Kitzbühel zu einem guten Teil seine gerade in jüng- ster Zeit wieder bestätigten Erfolge als Wintersportplatz. In einer Hinsicht jedoch bedarf Ihre Berichterstattung, den »historischen« Tatsachen gemäß, einer Ergänzung. Sie schreiben, daß der berühmte Kitz- büheler Skizirkus im Jahre 1953 geboren wurde. Dies stimmt nicht ganz, und wahr- scheinlich wären wir zu dieser Zeit mit der Idee eines Skiliftsystems (genannt Skizir- kus) bereits zu spät gekommen, um noch originell zu sein. Tatsächlich entstand die- ser Begriff bereits im Jahre 1948 anläßlich der Planung und des Baues der ersten Lif- te zum Jufen und auf die Ehrenbachhöhe. Es wurde der damals neuartige Gedan- ke gefaßt, nicht bloß einen oder mehrere Lifte zu bauen, die unabhängig voneinan- der der Auf- und Abfahrt mit Skiern an derselben Stelle dienen, sondern diese Aufstiegshilfen so anzuordnen, daß sie sich gegenseitig ergänzen und damit einen abwechslungsreichen »Kreisverkehr« der Skiläufer ermöglichen. Die hufeisenför- mige Lade idealer Skihänge rund um den Ehrenbachgraben war dafür ja auch wie geschaffen. Als ich im Aufsichtsrat der Berg- und Skilift GmbH halb im Scherz erwähnte, daß ein solches Liftsystem ein »Skizirkus« wäre, fand der Name nicht sofort allseitige Zustimmung. Man hatte Bedenken, daß er zu wenig sportlich und nicht seriös genug sei. Da uns aber nichts Besseres einfiel, wurde schließlich doch der Name »Kitzbüheler Skizirkus« ge- prägt. Er war ein Erfolg und ist heute be- reits zu einem Begriff geworden. Gestatten Sie mir bitte, daß ich dem noch einige weitere Erinnerungen anfüge. Wir sind uns heute kaum noch bewußt, mit welchen Schwierigkeiten zu damaliger Zeit der Bau von Skiliften verbunden war. In dem nach dem Kriege darniederliegen- den, vierfach besetzten Land gab es weder Material noch Kapital in irgendwie ausrei- chendem Maße. Eisen und Stahl waren streng bewirtschaftet und wurden nach Kilo gewogen. Die Fabrikationsstätten waren zerstört oder besetzt, und trotzdem man mit Geld allein wenig kaufen konnte, war es doch notwendig und schwer zu be- schaffen, weil ein Kapitalmarkt kaum exi- stierte. Wenn es unter diesen Verhältnissen ge- lang, in Kitzbühel als ersten von allen österreichischen Wintersportplätzen nicht nur einen, sondern mehrere Skilifte zu bauen, eben jenen »Kitzbüheler Skizir- kus« als Anfangsstadium der heutigen grandiosen Bergbahn- und Liftsysteme, so war dies nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, daß uns ein paar Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates der Bergbahn- und Skiliftgesellschaften durch ihre Beziehungen zu Behörden und Lie- ferfirmen sowie dank ihrer finanziellen Möglichkeiten in entscheidender Weise halfen. Ich möchte daher diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, um in Dank- barkeit meiner damaligen Mitarbeiter zu gedenken, die heute nicht mehr am Leben sind, der Herren Ministerialrat a.D. Dipl.-Ing. Simmert, Dipl.-Ing. Hager, Kommerzialrat Roman Kleißl sen. sowie der Kitzbüheler Altbürgermeister Hans Hechenberger und Dr. Camillo von Buschman. Ich glaube, Kitzbühel sollte ihnen ein gutes Andenken bewahren.« Weiterer Aufschwung in der öffentlichen Bücherei Die öffentliche Bücherei im Kolping- haus Kitzbühel, deren Träger die Kolpings- familie, die Pfarre und die Stadtgemeinde sind, konnte im vergangenen Jahr einen weiteren Aufschwung verzeichnen. Die Bücherei verfügt derzeit über 1150 Kinder- und Jugendbücher, fast 1900 Werke der Dichtung (Romane, Erzählun- gen usw.), 470 Werke der Sachliteratur und etwa 400 Taschenbücher, dazu kom- men rund 200 Bücher in englischer und französischer Sprache. Durch die seiner- zeitige Spende von M. Mellon konnten neuerdings Bücher angekauft werden. Die fleißigsten Leser sind die Frauen (rund 3900 Entlehnungen), gefolgt von den Kindern und Jugendlichen (3100), ab- geschlagen sind die Männer (923). Unter den Lesern sind viele Feriengäste, davon manche schon seit der Gründung der Bü- cherei und viele Saisonbedienstete, die sich für die kargen Freizeitstunden ein Buch holen. Seit dem vergangenen Jahr wird die Bü- cherei von Frau Ingrid Fischer geführt. Die Bücherei ist jeden Montag, Mittwoch und Freitag von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Die Ausleihgebühren sind sehr gering ge- halten, dienen aber der Erhaltung des Buchbestandes. Volkshochschule Kitzbühel, Vortragsreferat: Vortrag über die Türkei Im Jahr der 300. Wiederkehr der Ab- wehr der Türken von Wien ist es ganz in- teressant, einmal das alte Kulturland Tür- kei in heutiger Sicht zu erleben. Außerge- wöhnliche Eindrücke eines von ältester Geschichte geprägten Landes, meistens abseits bekannter Urlaubswege, gesam- melt von aufgeschlossenen jungen Men- schen, sind das Ziel des Vortrags. Nicht nur das vielgestaltige Gesicht Istanbuls war das Ziel von Markus Ritter, Markus Kostner, Peter und Paul Steinmayr, son- dern ebenso auch der Berg Ararat, das Pontische Gebirge, zentralanatolische Bergdörfer, das Gebiet der Kurden und das unwegsame Lykien. Die Volkshochschule, Vortragsreferat, ladet herzlich ein: Freitag, 18. März, 20 Uhr, Doppelhauptschule Kitzbühel; Re- giebeitrag: S 30.— (Jugendliche S 20.—).
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