Kitzbüheler Anzeiger

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Regierungsrat Oberst in Ruhe Georg Bilgeri auf dem Totenbett in der Uniform eines Kaiserjäger-Obersten. Geboren am 11. Oktober 1873 in Bregenz - gestorben am 4. Dezember 1934 während eines Skikurses am Patscherkofel. Bilgeri war Ehrenmitglied des Kitzbüheler Skiklubs. Foto: Richard Müller, Innsbruck Seite 46 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 26. März 1983 Zum 50. Todestag von Georg Bilgeri Der militärische Skilauf in den Kitzbüheler Alpen Oberleutnant Georg Bilgeri schrieb in der Ski-Chronik 1908/09, 1. Jahrgang, Jahrbuch des Mitteleuropäischen Ski- Verbandes u.a.: »Nachdem im Winter 1902/03 die Aus- bildung im Skilauf wie in den Vorjahren ausgeführt wurde, wurden am 4. Februar 1904 von Salzburg 2 Offiziere, 3 Unterof- fiziere und 4 Mann, von Hall 1 Offizier, 2 Unteroffiziere und 3 Mann zum Füh- rungskurs nach Fieberbrunn komman- diert. Am ersten Übungstage bestieg diese Abteilung den Wildseeloder, marschierte am folgenden Tage durch das Reintal auf das Kitzbüheler Horn und nach Kitzbü- hel. Hier wurden die Übungen gegen die Ehrenbachhähe vorgenommen, worauf wir am vierten Tage über das Hennlab- joch nach Saalbach marschierten. Tags darauf über die Schmittenhöhe nach Zell am See. Am sechsten Tage auf den Hund- stein. Am siebenten Tage über Ochsen- kopf nach Dienten und Mitterberg. Der letzte Tag brachte die Besteigung des Hochkönig mit Abfahrt nach Bischofsho- fen. Die Skier wurden von der Firma Tho- net, Wien, das Paar zu 4 Gulden ohne Riemenzeug und ohne Eisenbestandteile, bezogen (womöglich Eschenholz, sonst Buchenholz), die Eisenplatte, das Rie- menzeug, spanisches Rohr zum Festhal- ten des Fußes, kurz die ganze Ausrüstung wurde in eigener Regie hergestellt. Um den Vorderfuß vor Kälte zu schützen, wurde vor dem Zehenriemen ein Vor- schuh aus Schaffell angebracht. Bei der Ausbildung wurde der Stock grundsätzlich weggelassen, um die Leute geschmeidig zu machen. Gute Verpfle- gung der Mannschaft ist Hauptsache, gu- tes Frühstück und gutes Nachtmahl, sonst halten es die Leute nicht aus. An Stelle der teuren Seehundfelle verwendete man behaarte Schweinsfelle. Überhaupt wurde beim Fahren das Schwingen mit den Skiern, ohne den Stock zu benützen, gelehrt, wenn auch unsere Mannschaft einstweilen noch mit nur ei- nem schulterhohen Stock ausgerüstet war, wogegen Offiziere den Doppelstock benützten. gut bewährt haben, also tüchtige Läufer waren, und die im Herbste zur dauernden Beurlaubung kamen, wurde das von ih- nen benützte Paar Skier kostenlos über- lassen, damit sie in ihren zivilen Verhält- nissen zu Hause den Skilauf weiter ausü- ben und in ihrer Heimat einführen könn- ten. Dadurch kam in so manches Tiroler Tal der Skisport. Nachdem sich der Führungskurs in den Kitzbüheler Alpen bewährt hatte, wurde nach den üblichen Skituren in Salzburg und Hall wieder ein Detachement, beste- hend aus 3 Offizieren, 6 Unteroffizieren, 10 Mann Tiroler Kaiserjäger und 1 Offi- zier, 3 Unteroffizieren und 7 Mann der Landesschützen, auf 14 Tage entsendet. Diesmal wurde eine Woche in Kitzbühel teils Schullaufen, teils Tagesturen, wie Kitzbüheler Horn, Hahnenkamm etc., ausgeführt. Den Abschluß dieser Vorübungen bil- dete ein Mannschafts-Wettfahren auf der bekannten Tiroler Meisterschaftsstrecke 1905 von 12 km Länge und 624 m Stei- gung. (Hinterbräufeld (780 m) zum Pul- verturm und zu den Punkten 1144 und 1404 (Seidlkopf), zur Staudingeralpe (Seidlalpe, 1206 m), Hausberg (1060 m) und zum Ziel beim Start im Hinterbräu- feld. Ab Seidlalm identisch mit der heuti- gen »Streif«.) Die Preise wurden von den Offizieren des Regiments gespendet. Die Wintersportvereinigung von Kitzbühel Georg Bilgeri noch im Winter 1933/34 in Kitzbühel. Deutsches Fotohaus, Kitzbühel bereitete den Teilnehmern durch Lab und Trunk einen sehr gemütlichen Abend. Der Sieger durchlief die Strecke in 1 Stunde, 1 Minute und 35 Sekunden. Vom 14. bis 19. Februar 1905 wurde ei- ne sechstägige Tur durch die Kitzbüheler Alpen in die Hohentauern ausgeführt, bei welcher zirka 225 km Distanz und 14.000 Meter Höhenunterschied überwunden wurde. Die Route ging von Kitzbühel auf die Hohe Salve nach Kirchberg, weiter durchs Spertental über Stangenjoch nach Mittersill, durchs Felbertauerntal zum gleichnamigen Übergang, hinunter nach Windisch-Matreier Tauernhaus, hinaus nach Windisch-Matrei - Lienz, dann über den Iselsberg nach Winklern, Döl- lach, Heiligenblut und übers Hochtor und Fuschertörl in die Ferleiten und nach Bruck-Fusch. Außer der vollen militärischen Ausrü- stung hatte jeder Mann ein Paar Skier mit Stahlsohlenbindung, Felle, Stock, Steigei- sen, Schneercifen, Schneebrillen, Schuh- überzüge, ferner verteilt auf vier Mann ei- nen Spaten, ein Eisbeil, eine Kochmaschi- ne, eine Laterne und ein Seil, Repara- ture:i- und Verbandsmaterial. An Stelle des Packtornsters war ein Rucksack ge- treten. Obwohl Schneetreiben, Lawinengefahr und große Kälte manches Hinternis berei- teten, so wurde die Hochtur doch ohne jeglichen Zwischenfall durchgeführt. Ferner wurde noch im Herbst 1905 (9. bis 18. Dezember) ein Skilauf-Lehrkurs unter Kommando des Oberleutnants Bil- geri in Kitzbühel abgehalten. Hierbei wur- den 23 Offiziere, 24 Unteroffiziere und 31 Mann zu Lehrern im Skilaufen ausgebil- det. Der erste Heeresskilehrer des Öster- reichischen Militärs wurde also in Kitzbü- hel geboren!
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