Kitzbüheler Anzeiger

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Denkwürdigkeiten von Johann Veider Hauptmann der Standschützenkompanie Kitzbühel im Ersten Weltkrieg Aus: Reimmichls Volkskalender 1982, Tyrolia-Verlag Innsbruck - Wien - München. Erhältlich im heimischen Buchhandel. II. Teil Kitzbühel um 1900 nach einer Federzeichnung von W. Humer. Seite 28 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 1. Jänner 1983 verpfändet waren und die auch die Vogtei über die Bamberger Güter in Gundha- bing-Klausen innehatten, auf beiden Sei- ten des Klausenbaches das »Neue Haus«, ostseitig das untere und obere Schloß der sogenannten »Löwenburg« (Gundhabin- ger Klause) und westseitig das Schloß der sogenannten »Regensburg« (Wetzinger Klause). Wie Otto der Velber von der alten Vel- berburg (Vorchtenstain bei St. Johann, die 1316 zerstört wurde), so unternahm auch Ekke der Velber von der neuen Vel- berburg (Newnhaus bei Kitzbühel) aus Raubzüge zu Wasser, zu Land und zu Straße in die Gebiete der Herzöge von Bayern, denen die Herrschaften Kitzbühel und Kufstein gehörten, des Herzogs von Kärnten, dem die Herrschaft Rattenberg verpfändet war und des Bischofs von Re- gensburg, dem die Herrschaft Itter gehör- te. Am 30. November 1322 kamen Niko- laus, Bischof von Regensburg, Heinrich, Herzog von Kärnten und Graf von Tirol, und Heinrich, Herzog von Bayern, mit dem deutschen König Ludwig überein, das neue Haus des Ekke der Velber inne hat, mit je einem Hauptmann und 12 Mann zu besetzen und die Burg bis zum 8. Februar 1323 niederzubrechen. Als Hauptleute wurden namhaft gemacht: Für den König Ludwig: Zacharias von Hohenrain; für den Bischof Nikolaus: Sighard von Eglofsheim oder ein anderer Mann; für den Kärntner Herzog: Thomas von Freundsberg oder Heinrich von Rotten- burg und für den Bayern-Herzog: Seifrid von Rottenburg. - Als Bischof Nikolaus 1316 das »Haus Vorchtenstain« zerstörte, war noch Her- zog Rudolf. Mibregent des Bayernkönigs Ludwig. Hauptmann des Bischofs war damals Thomas von Freundsberg, der bis 1321 auch Pfleger von Itter war. Nach sei- ner Amtsenthebung wegen Unbotmäßig- keit hatte zuerst Seifrid von Rottenburg und dann Zacharias von Hohenrain die Pflege Itter inne. Das »Neue Haus« wurde also im Win- ter 1322/23 zerstört. Es fällt auf, daß die genannten Burgen nicht im Gebiet des Bi- schofs, sondern der bayerischen Herzöge lagen. Die Regensburger Grafschaft im Gebirge umfaßte die »drei Herrschaften« Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel. Über die Besiedlung »der Klausen« durch die Sippen der Gunthälm und der Wezo und über eine Sonderart des Bau- ernhauses in diesem Gebiet ist anderweitig zu lesen. Die Stiftslibellen und Steuerregi- ster des Amtes Itter beginnen erst 1384. Das Urbar des Bischofs Nikolaus von Re- gensburg (1313-1340) nennt nur die Gü- ter, nicht aber die Bauleute. Umso auf- schlußreicher sind Einzelurkunden aus der Zeit der Velber, die für diesen ge- schichtlichen Abriß der Klausen mitver- wendet wurden. Anton Flecksberger Als das Standschützenbataillon Kitzbü- hel, bestehend aus drei Feldkompanien, einer Wach- und Ersatzkompanie am 20. Mai 1915 von Kitzbühel abmarschierte, Richtung Brixen - Südtirol, erfuhren wir dort beilaufig, daß unser Bestimmungsort die Dolomiten seien. Wir wurden aber irr- tümlicherweise nach kurzem Aufenthalt in Brixen wieder zum Einsteigen beordert, und wir fuhren über's ganze Südtirol (Bo- zen - Trient - Valsugana - Galdonaz- zo), wurden dort auswaggoniert und mar- schierten zu Fuß über die neu erbaute Fel- senstraße, die sogenannte Millionenstra- ße, bei Nacht hinauf auf das Lavarone- plateau in die Ortschaft Virthe. Kaum war das Bataillon auseinander, erhielten wir schon die FeuertauUe. Eine italieni- sche 15-cm-Granate schlug genau dort ein, wo kurz vorher das ganze Bataillon gestanden war. Also, welches Glück hat- ten wir schon bei der Feuertaufe! Und so ging's auch später, oft -jnd oft! Darum mein Ausspruch: »Wir hatten viel mehr Glück als Verstand.« Woher hatten wir das große Glück? Unsere Leute waren sehr fromm. Es wur- de lange Zeit hindurch, nach echter Tiro- ler Art, in den Schützengraben der Rosen- kranz gebetet. Auch hatten wir täglich ei- ne Feldmesse irgendwo in den Stellungen. Und man wohnt einem hl. Meßopfer im Angesicht eines eventuellen nahen Todes ganz anders andächtig bei als daheim in der sicheren Kirche. Da hat man erst rich- tig beten gelernt Im Herbst 1915 wurden wir Kitzbüheler vom Lavaroneplateau abgelöst und ka- men nach Vigolo Vattaro auf kurze Retab- lierung. Bei dieser Gelegenheit hatten wir einen schönen Besuch von unserem jungen Thronfolger Erzherzog Karl. Er lobte uns sehr und sprach uns seine vollste Zufriedenheit aus. Er war sehr freund- lich, hat fast jeden angesprochen und sag- te uns auch, daß er alles tun wolle, um uns Österreichern den baldigsten Frieden zu geben. Wir waren alle sehr begeistert für ihn, der später als Kaiser 1918 so sehr und auf gemeinste Weise verleumdet und her- abgesetzt wurde. Ich und wir alle, die den guten Kaiser Karl kennengelernt haben, sagen, er war eine große Persönlichkeit, ein edler Ritter und Charakter von der Fußsohle bis zum Scheitel. Äußerlich und innerlich liebenswürdig, so daß ihm sozu- sagen niemand Feind sein konnte. Wir sa- gen, Kaiser Karl wäre einer unserer besten Volkskaiser geworden, wenn sie ihn gelas- sen hätten. Aber gerade deshalb, weil er Volkskaiser war, mußte er verschwinden. Und ganz besonders auch, weil er ein überzeugter Katholik war Ich will ein paar Episoden. die ich per- sönlich mit Kaiser Karl erlebte, hier fest- halten. Bekanntlich war Kaiser Karl 1916 zur Vorbereitung der Offensive gegen Ita- lien in Folgaria. Ich war damals mit mei- ner Kitzbüheler Kompanie zweieinhalb Gehstunden vor Folgaria in der Höhen- stellung Durra 1. Und weil gerade von die- ser Stelle aus die Offensive begann, kam der Thronfolger mit General von Verdroß des öfteren dort hinauf. Die Herren muß- ten zu Fuß gehen, und sie waren meistens schon um sechs Uhr früh, also noch bei
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