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Die Gemeinden voi Bnxner Bürgermeistertreffen ii Nord-, Ost- und Südtirol rüsten sich für das Tirol-Gedenk- und Besinnungsjahr 1984 II. Teil Ansprache von Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago Landeshauptmann Dr. Silvio Magnago. Seite 4 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 14. Mai 1983 Ich darf meiner Freude darüber Aus- druck geben, daß dieses Treffen von ver- antwortlichen Männern und Frauen aus dem öffentlichen Leben ganz Tirols gera- de in Brixen stattfindet, das über ein Jahr- tausend der geistige Mittelpunkt des deutschsprachigen Tirols ist. Wir nehmen das besondere Gedenkjahr unseres Lan- des von 1984 zum Anlaß einer geistig - kulturellen Bilanz, wie ich sagen möchte, unseres Landes. Ich glaube, es ist das er- ste Mal, daß eine solche auf so breiter Ebene gezogen wird. Damit kann dieses Treffen ein bedeutender Schritt zur Festi- gung unseres tirolischen Selbstbewußt- seins werden. Tirol der Jugend weitergeben Ich sage zur Festigung unseres tiroli- schen Selbstbewußtseins. Von vornehe- rein halte ich es nämlich für notwendig et- was klarzustellen, damit uns unser Weg, damit uns unsere Beratungen nicht in eine falsche Richtung führen: Tirol ist auch heute noch eine geistig-kulturelle Einheit! Es ist also nicht wiederherzustellen oder zu reparieren, es ist nichts Verlorenes wie- derzufinden, sondern es ist etwas immer noch Bestehendes zu festigen, zu erhalten und auch - das ist besonders wichtig - der Jugend weiterzugeben. Ich möchte das noch einmal betonen: Tirol ist trotz der uns durch Staatsgrenzen aufgezwun- genen territorialen Teilung eine Einheit. Davon müssen wir alle, die öffentliche Verantwortung tragen, überzeugt sein, davon müssen alle, die im Lande im kul- turellen, im geistigen wie politischen Le- ben tätig sind, überzeugt sein. Ohne diese Überzeugung ist uns ein Einsatz für unser Land, für unsere Heimat, auf welchem Gebiet immer er erfolgen mag, schlecht- hin unmöglich. Auch dieses Treffen hat nur unter der Voraussetzung, daß wir von dieser Überzeugung erfüllt sind, einen Sinn. Ein jeder auf seinen Platz ein Stück Tirol bauen Es gibt heute - und nun darf ich von der Sicht des Südtirolers aus sprechen - zwei sehr gefährliche Schlagworte, die im ganzen Land immer wieder auftauchen, ja sogar darüber hinaus verbreitet wer- den. Das eine Schlagwort ist das von der Entfremdung der beiden Landesteile, das andere das vom Identitätsverlust in Südti- rol. Es scheint mir wichtig, daß wir uns zunächst auch mit diesen beiden Fragen auseinandersetzen. Denn wenn jeder auf seinem Platz ein Stück Tirol bauen soll oder bauen will, dann muß er doch wis- sen, wie er sich gegenüber diesen beiden grundsätzlichen Fragen zu verhalten hat. Gerade diejenigen unter Ihnen, die aus den beiden anderen Landesteilen kom- men, werden mit Recht fragen, was tat- sächlich hinter diesen beiden Schlagwor- ten steht, die sie immer wieder von Südti- rolern selbst hören. Aber auch den Südti- rolern selbst muß einmal eine klare Stel- lungnahme dazu gegeben werden. Ich komme viel in ganz Südtirol herum, ich habe Gelegenheit, mit allen Bevölke- rungskreisen zu sprechen. Ich kann fest- stellen, ich habe noch nirgends eine tiefer gehende Entfremdung der Tiroler im süd- lichen Landesteil gegenüber den Tirolern in den anderen Teilen des Landes festge- stellt. Eine Entfremdung, das würde doch heißen, die Südtiroler, oder einzelne von ihnen, fühlen sich nicht mehr als Tiroler. Als was sonst, frage ich, fühlen sie sich? Als Italiener? - Nein. Als Osterreicher? Das würde auch Tirol beinhalten. Als Eu- ropäer? Das ist zu vage so wie als Aller- weltsmenschen. Das können überhaupt nur ganz wenige und - befragt, bleiben auch diese im Herzen Südtiroler. Aber Südtiroler heißt ja schon Tiroler des südli- chen Landesteiles. Man darf nicht erwar- ten, daß jemand dauernd das Wort Tiro- ler auf den Lippen haben muß, um sich als Tiroler zu fühlen, um ein Tiroler aus Überzeugung zu sein. Und man darf nicht aus kleinen kritischen Eintagesäußerun- gen auf eine Gesamthaltung schließen. Wenn ich eine Entfremdung zwischen den Südtirolern und den Tirolern der anderen Landesteile konstruieren möchte, so könnte ich, glaube ich, ebenso leicht eine Entfremdung zwischen den Osttirolern und den Nordtirolern oder zwischen den Zillertalern und den Oberinntalern und so weiter konstruieren. Und zum Schluß, gibt es eigentlich einen besseren Beweis dafür, daß sich die Südtiroler als Tiroler fühlen, als den, daß sie bis jetzt eine bei- spielhafte politische Geschlossenheit auf Einheit bewahrt haben. Ich werde im Laufe meiner späteren Ausführungen aber auch noch auf eine Reihe von ande- ren Tatsachen zu sprechen kommen, die ein Zeugnis dafür sind, daß es zwischen Südtirol und den anderen Landesteilen nicht die Entfremdung gibt, von der man immer spricht. Hören wir also auf, dieses Schlagwort leichtgläubig nachzusagen, hören wir auf, von einer tiefen Entfrem- dung zu reden, als ob es sie gäbe - sie gibt es nicht! Sepp kommt von Giuseppe Dasselbe kann man von einem soge- nannten Identitätsverlust in Südtirol sa- gen. Schauen Sie sich dieses Land einmal an. Es gibt wenige Gebiete, die trotz eines rasanten wirtschaftlichen Aufschwunges und der damit verbundenen Umstellung seine landschaftliche, seine bauliche und vor allem seine kulturelle Eigenart in ei- nem so hohen Maße erhalten hat wie Süd- tirol. Es stehen doch, wenn Sie um sich se- hen, im ganzen deutschen Sprachraum viel mehr Lebensbereiche unter amerika- nischem Einfluß als bei uns unter italieni- schem. Das gilt besonders auch von der Sprache. Daß in einem Grenzraum auch einzelne sprachliche Ausdrücke übernom- men werden, das ist immer vorgekommen. In Wien sagt man eben Joschi und in Ti- rol Sepp. Der Joschi kommt vom Ungari- schen und der Sepp vom Italienischen Giu- seppe. Aber der Sepp ist ein guter Tiro- ler geworden. Im übrigen aber darf ich sa- gen, daß es in unserem Gebiet auch viele deutsche Wörter gibt, die in den italieni- schen Sprachgebrauch eingeflossen sind, das ist in einem Grenzland so. Und noch etwas: Viele italienische Ausdrücke, die früher in Südtirol allgemein gebraucht
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