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Samstag, 14. Mai 1983 Kitzbüheler Anzeiger Seite 1 Zur Erinnening an Bürgermeister Carl Cathrein 90 Jahre Elektrizitätswerk • 80 Jahre Wasserwerk • 80 Jahre Grandhotel Notar Carl F. Cathrein wurde am 7. Jänner 1849 in Imst geboren. Sein Vater, Dr. Karl Beruk Kathrein, Herr und Land- mann von Tirol, war Gerichtsadvokat in Imst. Die Mutter Maria geb. Unterberger stammte aus Sterzing. Im Jahre 1882 kam Carl Cathrein als Notar nach Kitzbühel und verehelichte sich hier am 21. August 1882 mit Gabriele Ronacher, k.k. Postmeisterstochter von St. Michael im Lungau. Getraut wurde das Paar von Pfarrer Anton Lechner; als Zeugen w:rkten Baithasar Ronacher, St. Michael und Ing. Josef Cathrein, Salz- burg. Im Trauungsbuch der Pfarre Kitzbühel führte er den Familiennamen Kathrein, und erst lei der Geburt des zweiten Kin- des, Dorothea Theresia Karolina, am 18. Juni 1885, wurde der Familienname auf Cathrein berichtigt. Carl Cathrein hatte mit seiner Gattin sechs Kinder und alle wurden in Kitzbühel geboren: Hildegard, Dorothea, Marian- ne, Fritz, Caroline und Gabriele. Die Be- deutung dieses Mannes für die Stadt Kitz- bühel erkennen wir auch heute noch im folgenden zeitgenössischem Nachruf: Am 3. Jänner 1925 setzte der unverbitt- liche Tod einem arbeits-, taten- und erfolg- reichen Leben ein Ende. Carl Cathrein, öffentlicher Notar, Altpräsident der No- tariatskammer für Tirol und Vorarlberg, Ehrenbürger und Altbürgermeister der Stadt Kitzbühel, ist nicht mehr. Ein plötz- lich ausgebrochenes Lungenleiden hat den 75jähriger.. Mann überraschend dahinge- rafft. Nun ruht er aus von seiner nimmermü- den Arbeit, dem tatenreichen Leben, von dem er die lange Spanne von 20 Jahren der Öffentlichkeit von Kitzbühel schenk- Seine Tätigkeit in Kitzbühel reicht weit zurück, bereits in die Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts. Vom Jahre 1884 bis 1892 war der Verstorbene Mitglied des da- maligen Bürgerausschusses und während dieser Zeit vier Jahre Vizebürgermeister. Vom Mai 1892 bis 1899 bekleidete er das erste Amt der Stadt, das des Bürgermei- sters. In diese Zeit fällt der größte Teil sei- nes segensreichen Wirkens für Kitzbühel. Als damals - gleich wie in der Kriegszeit in den Dörfern draußen - allerorts die elektrische Beleuchtung eingeführt wur- de, war es Carl Cathrein, der trotz der schier unüberwindlichen Schwierigkeiten und Geldnöte seine ganze Kraft aufbot, um auch Kitzbühel nicht hinter den ande- ren Orten zurückbleiben zu lassen. Und tatsächlich, in den Jahren 1893 bis 1894 entstand unter der Ägide Cathreins das Kitzbüheler Elektrizitätswerk, ein alter Plan seines Vorgängers Bürgermeister Pfund, war verwirklicht. Damals wurden auch über Initiative Cathreins die Akku- mulatorer. angelegt, um Kraft anzusam- meln. Später, als unter Bürgermeister Stitz die Hochquellenwasserleitung ent- stand, wurden diese überflüssig und wie- der entfernt. Aber das elektrische Licht, damals nur zur Beleuchtung der Straßen und Plätze gedacht, doch gleich auch schon an Private abgegeben, verdanken wir der unermüdlichen Kraft Cathreins. So war sein öffentliches Wirken von ei- nem schönen Erfolg gekrönt. Doch nicht genug damit. Auch auf anderen Gebieten war Cathrein für das Gemeinwohl uner- müdlich tätig. So war er eifriger Förderer und Mitbegründer der städtischen Spar- kasse, deren erstes Direktionsmitglied er war. Als spärlich und tropfenweise der Fremdenstrom in unser Ländchen Einzug fand und gar manches fehlte, um Kitzbü- hel für den Fremden anziehend und zu längerem Aufenthalt lockend zu machen, da erkannte Cathrein mit wenigen Gleich- gesinnten seiner Zeit, welche Zukunft die- se noch in den Kinderschuhen steckende Industrie für Kitzbühel haben werde. So galt sein Streben der Hebung des Frem- denverkehrs und eifrig arbeitete er an der Gründung des Hotelbauvereins, dessen geschäftsführendes Mitglied er bis zu sei- nem Lebensende verblieb. Auch nach Beendigung seiner Amtstä- tigkeit als Bürgermeister im Jahre 1899 blieb Cathrein bis zu seiner dauernden Ubersiedlung im Juli 1904 im Gemeinde- ausschuß weiter, teils als erster, teils als zweiter Magistratsrat, so daß er, als er Kitzbühel verließ, auf eine 20jährige, der Gemeinde und ihrem Wohle gewidmete Tätigkeit zurückblicken konnte. Vor hundert Jahren, am 6. Dezember 1983, wurden die Statuten des Katholi- schen Gesellenvereins Kitzbühel geneh- migt. Der Gesellenverein nach den Grundsätzen des »Gesellenvaters« Adolph Kolping war der erste Schritt zur Kol- pingsfamilie Kitzbühel. Im Jahrzehntab- stand wurden zwei weitere Vereine ge- gründet: 1894 der Katholische Meisterver- ein, 1904 der Katholische Arbeiterverein für Kitzbühel und Umgebung. Die drei Vereine konnten schon im Jahr 1905 das »Vereinshaus« errichten. Über dieses schreibt Dr. Johannes Neuhardt im Stadt- buch, 4. Band: »Für das katholische Le- ben der Stadt war damit der Kristallisa- tionspunkt geschaffen, der heute nicht mehr wegzudenken ist.« Rechtlicher Träger waren bis 1966 die drei Vereine: Gesellen-, Meister- und Ar- beiterverein. Seit dem Kriegsende trägt das »Vereinshaus« den Namen »Kolping- haus«. In diesem Haus entwickelte sich in der Zwischenkriegszeit und in der Nach- Carl Cathrein, Foto: L. Kurn,ne,, Innsbruck. wn 192Q Dankbar erkannten damals die Mitbür- ger seine Verdienste, indem sie ihm vor seinem Abschied das Ehrenbürgerrecht,' verliehen. Und in der Tat, selten hat ei Mann diese Auszeichnung besser verdien:. Un ermüdlich tätig, die grö3ten Hincernisse bekämpfend, war Cathrein ein Mann der Tat, des Fortschrittes, der alles, was Ent wicklung und Aufschwung versprach, be- reitwillig aufgriff und mit seltener Tat- kraft und kräftigem Zielbewußtsein auch durchführte. Er war ein Mann, den Kitzbühel stolz zu den Seinen zählte - und um den es heute trauert. kriegszeit ein reges Vereinsleben. Im letz- :en Jahrzehnt wurde das Kolpirghaus gründlich saniert und zuletzt - unter Wahrung des Besitzers der Kolpingsfami- ie Kitzbühel, die seit 1966 als aLeiniger Hausverwalter fungiert, und der Pfarre Kitzbühel, die seit einem Jahrzehnt Mit- besitzer ist - um ein Kolping-Ferien- und Familienwohnheim erweitert. Im Jubi- läumsjahr kann dieser Erweiterungsbau eingeweiht werden. Die Kolpingsfamilie ha: für das Jubi- läumsjahr eir. Festprogramm ausgearbei- tet, das seinen Höhepunkt mit dem Fest- akt am 8. und 9. Oktober erlebt, zu dem Erzbischof Dr. Karl Berg 3ein Erscheinen zugesagt hat. Aus Anlaß des Jubiläums wird das Wappengartl unterhalb der großer- Kirch- Stiege - wieder geschaffen von Dipl.- Restaurator Hermann Mayr (Entwurf) und Stadtgärtner Josef Högler (Ausfüh- rung) - heuer das weltumspannende Kol- pingabzeichen schmücken. Kolpingsfamilie Kitzbühel wird heuer 100 Jahre alt
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