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Samstag, 28. Mai 1983 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 freude zuwider: die Rosenkranzbruder- schaft wurde verboten (1785) und ihr an- sehnliches Besitztum versteigert. Hätte nicht ein Bürger die »Sesselfrau« erstei- gert und seine Tochter sie nach abgelaufe- ner Gefahr wieder der Andreaskirche zu- rückgestellt, so wäre dieses Glanzstück aus der Zeit des Kitzbüheler Rokoko nicht bis in unsere Zeit erhalten geblieben. Die auf die Rosenkranzbruderschaft zurück- gehenden Prozessionen an den Marienfe- sten waren bis zum 2. Weltkrieg noch in Übung: am Hohen Frau-Tag (15. August), am »Kleinen Frau-Tag« (8. September - Kräuterweihe) und am Rosenkranzfest (1. Sonntag im Oktober) war jeweils nach- mittag Rosenkranz und Vesper mit an- schließender Stadtprozession. Eine besondere Kitzbüheler Eigenheit sind die von den Dominikanern überlie- ferten Fronleichnamsgesänge mit dem Hymnus des Hl. Thomas von Aquin (Christen, seht die Engelspeise ...) und den Segensbitten zu den vier Evangelien: von Blitz und Ungewitter - von Pest, Hunger und Krieg - vor einem jähen, unversehenen und dem ewigen Tode - von allem Übel - erlöse uns, o Herr! Da- zu gehörten noch die entsprechenden Se- gensgebete. Die letzte tonliche Fassung der Fronleichnamsgesänge stammt von dem seinerzeitigen Chorregenten Kan. Jo- seph Trigler. Hiezu gibt es eine Tonband- aufzeichnung mit Stadtpfarrer Joseph Schmid. Nun aber zu den Prozessionen zu Fron- leichnam. Auch hier hat sich den Zeitläu- fen entsprechend viel geändert. Vor dem Weltkrieg und in der Zwischenkriegs- zeit war etwa folgende Regelung (nach Fritz Grünwald): Fronleichnamsfest - große Stadtpro- zession: Nach dem Hochamt in der Pfarr- kirche Auszug über die Große Kirchstiege - Josef-Pirchl-Straße - 1. Evangelium beim »Bacherwirt« (heute Hotel Tyrol) - dann im Gegenzug herauf bis zum Haus Pirchl - dort 2. Evangelium; das 3. Evangelium folgte beim Tiefenbrunner; weiter über die Vorderstadt zum Jochber- ger Tor - 4. Evangelium beim Zuhaus vom Bichiwirt (heute Hotel Weißes Rößl); über die heutige Josef-Herold-Straße, Klostergasse und Obere Gänsbachgasse zurück in die Pfarrkirche. Antlaß-Sonntag: 1. Evangelium beim Stadtspital, dann über die Obere Gäns- bachgasse zur Franz-Reisch-Straße, dort Evangelium beim Englhaus, alsdann weiter zum 3. Evangelium bei der Tischle- rei Weixibaumer, nach dem 4. Evangeli- um in der Pfarrau zurück in die Kirche. Am »ausgehenden Antlaß« (Donners- tag in der Oktav nach Fronleichnam, Werktag!): kurzer Umgang durch die Stadt: 1. Evangelium - Pirchl-Haus, 2. Evangelium - beim Tiefenbrunner; Vor- derstadt, Kaufhaus Jörg, in die Hinter- stadt, beim Rathaus 3. Evangelium, 4. Evangelium wieder beim Tiefenbrunner. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahre 1938 wurden die Prozessionen durch die Stadt unter dem Vorwand der Verkehrsbehinderung verboten. Stadtpfarrer Schmid ließ sich dadurch nicht beirren und führte anstelle der Stadtprozessionen zwei neue Prozes- sionswege ein: die Lebenbergprozession, die bis heute beibehalten wurde (Antlaß- sonntag) und die Sonnbergprozession. Diese nahm beim Goinger Hof, wo die Messe gefeiert wurde, ihren Ausgang und führte über Grünberg (2. Evangelium), Hachlern (3. Evangelium) nach Unterlei- ten (4. Evangelium mit Schlußsegen). Als nach 1945 die Stadtprozession längst wie- der abgehalten werden konnte, behielt Stadtpfarrer Schmid diesen von Hof zu Hof durch Wiesen und Felder führenden »Umgang« bei. Es war der letzte der drei »Umgänge« und fiel daher jeweils auf das Herz-Jesu-Fest. Am Ende der Prozession wurde daher bei der großen Linde in Un- terleiten gemeinsam das Herz-Jesu-Bun- deslied gesungen. Im Jahre 1964 fand die- se Prozession das letztemal statt. Und wie ist es heute? Die Stadtprozes- sion, wie sie in der Nachkriegszeit gefeiert wurde mit den Evangelien beim Tiefen- brunner, beim Weißen Rößl, im Schulhof Volkshochschule Kitzbühel, Vortrags- und Führungsreferat: Wanderung durch das Kitzbüheler Moor Die aus Witterungsgründen verschobene Wanderung durch das Kitzbüheler Moor wurde für Samstag, den 4. Juni, festge- legt. Mag. Prof. Harald Rupert führt zu den Besonderheiten der Moorlandschaft, die vor allem auch vom ökologischen Standpunkt aus betrachtet wird. Treff- punkt ist um 15 Uhr beim Hotel »Moigg«. Die Führung dauert ca. zweieinhalb Stun- den und führt zum Ausgangspunkt zurück. Die Wanderung findet bei jeder Witte- rung (ausgesprochen anhaltender starker Regen) statt. Es wird wasserdichtes Schuhwerk dringend angeraten. Anmeldungen werden unter Tel. 4218 oder 4440 erbeten. Führungsbeitrag: S40.-. Die Volkshochschule Kitzbühel ladet zur Moorwanderung mit Mag. Prof. Ru- pert herzlich ein. Wochenblatt fur den Bezirk Kitzbuhel Impressum Verleger: Kitzbüheler Anzeiger Gesell- schaft m.b.H., Kitzbühel, Schlossergasse 10 - auch Inhaber und Herausgeber. Verlags- ort: Kitzbühel, Herstellungsort: Wörgl. Her- steller: Druckhaus Wörgl, Alfred Burgstal- 1er, Wörgl, Peter-Rosegger-Straße 3. Redak- tion: Martin Wörgötter, Kitzbühel, Hinter- stadt 17, Tel. 05356/2236. (dort auch hl. Messe) und beim Stadtspi- tal, wurde anfang der Siebzigerjahre ver- einfacht: Nach dem Auszug aus der Kir- che (8.30 Uhr) ist vor der Sparkasse das 1. Evangelium; der Weg führt dann über das Jochberger Tor, Bichlstraße, Malinggas- se, Josef-Herold-Straße, Klostergasse wieder zurück zum Hauptplatz, dort hl. Messe und daran anschließend das 2. Evangelium, dann Rückkehr zur Pfarr- kirche. Am Fronleichnamssonntag (Ant- laßsonntag) ist die Prozession auf den Le- benberg. Keine der beiden Prozessionen wird verschoben, bei schlechtem Wetter sind die Feierlichkeiten in der Kirche. Die Fronleichnamsprozession ist sinn- voll und wird weiterhin Bestand haben, wenn daran nicht nur Formationen und Vereine teilnehmen, sondern die ganze Pfarrgemeinde betend unseren Herrn Je- sus Christus begleitet, wenn er in Brotsge- stalt in der Monstranz durch unsere Stadt getragen wird. So ist jeder Gläubige zu Fronleichnam aufgerufen, durch aktives Mittun ein Bekenntnis abzulegen und nicht als Zuschauer am Straßenrand zu stehen. Dir. Peter Brandstätter Tiroler Pfadfinder und Pfadfinderinnen in Kitzbühel Biodrom 83 - Landesunternehinen der Guides und Späher Das in regelmäßigen Abständen statt- findende Landesunternehmen der 11- 14jährigen Mitglieder unserer Jugendor- ganisation steht heuer unter dem Schwer- punkt »Leben in und mit der Natur« (bio - Lebensraum, drom - Rundkurs, Bio- drom - Rund um die Natur), dem sich die Pfadfinderei schon immer verbunden wußte, und wird 400 Mädchen und Buben aus allen Teilen Tirols am 28. und 29. Mai 1983 nach Kitzbühel führen. Höhepunkt dieser Großveranstaltung ist der Ateliersbetrieb am Sonntag, den 29. Mai, der den interessierten Kindern in Kleingruppen unsere Umwelt als Heimat von Pflanzen und Tieren, als Lieferant wertvoller Rohstoffe und Materialien, als Träger biologischer Kreisläufe, aber auch als sensiblen und ständig bedrohten Le- bensraum des Menschen näherbringen und vertraut machen soll. Ein Blick in die Liste der Ateliers: Ge- wässerkunde, Forst, Jagd, Mineralogie, Vogelkunde, Bauernhof, Heilkräuter, Fi- scherei, Gärtnerei und vieles mehr. Ein Besuch im Wildpark Aurach, die gemeinsame Ausstellung »Natur in der Kunst« (Kinderzeichnungen) und ein gro- ßes Quizspiel runden das Programm ab. RedaktionsschJujj Für die Ausgabe Nr. 23 zum Samstag, den 4. Juni 1983, mußte der Redaktions- schluß wegen des Feiertages am Donners- tag, den 2. Juni - Fronleichnam, auf Montag, den 30. Mai 1983, 18 Uhr, vor- verlegt werden. Wir bitten um Verständnis. .1
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