Kitzbüheler Anzeiger

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Erste Maturak/asse 1963. Von links, sitzend: Die Professoren OStR Adolf Cologna, Direktor Walter Weihs, OStR Frau Prof. Gandler und Prof. Walter Kantner. Die Ma- turanten vor 20 Jahren: Christine Wörgötter verehel. Zuna-Kratky, Magister, AHS- Lehrerin; Wilhelmine Karst verehel. Kettner (Auszeichnung); Trude Proksch verehel. Leo, Magister; Angelika Schneider, verehel. Hofinger; Gerald Hauska, Dr. jus.; Chri- stine Egger verehel. Weihs; Gabriele Neckamm verehel. Baumann; Stephan Varga, Dr., Rechtsanwalt; Ingrid Rudolf verehel. Massing; Regina Striejinig verehel. Fuchs, Magister; Ulrich Meise, Dr. med.; nicht im Bild: Manfred Obermoser, Magister, AHS- Lehrer; Helmut Schwarz, Magister, Lehrer; Jürgen Sebanz, Dr.; Lothar Tirala, Dr., Zahnarzt und Richard Pistorius. Richard Hans Carl Pistorius, stud.cult. techn. starb am 8. Juni 1966 nach einem tragischen Verkehrsunfall im Alter von 21 Jahren. Samstag, 9. Juli 1983 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 Geburtstagsfeier für Hofrat Professor Walter Weihs Das Bundesgymnasium St. Johann in Tirol, insbesondere die ersten Maturanten der Schule aus dem Jahre 1963, ehrten den Gründer der Schule und langjährigen Direktor Hofrat Professor Walter Weihs am 2. Juli 1983 im Bundesgymnasium mit einem Festakt, der sehr würdevoll verlief. Die Sängerrunde St. Johann unter Prof. Hubert Sprenger eröffnete mit ei- nem Chorlied die Feier, die dann von Di- rektor Helmuth Schodl mit der Begrü- ßung fDrtgesetzt wurde. Es folgten Auf- führungen am Klavier von Uschi Feichter, dann gratulierten ehemalige Schüler, Frau Isolde Schinagl geb. Schwaiger, eine der ersten Schülerinnen vom Hinterkaiser und Dr. Gerald Hauska, namens der er- sten Maturanten, das Lautenspiel von Walter Briem und die Glückwünsche der Schulbehörden, darunter von Hofrat Dr. Ernst Delazer. Vor den Glückwünschen durch die Öf- fentlichkeit, Bezirkshauptmann Dr. Hans Heinz Höfle und Bürgermeister Dipl.-Ing. Ludwig Partl, spielte ds Kla- viertrio S. Naglich/B. Überall/L. Feicht- ner Beethoven. Abgeschlossen wurde die Feier mit den Glückwünschen der Schule und der Auf- führung der alten Schulhymne »Wahre Freundschaft«. Im Fuberbräusaal fand ein Bufett mit Tanz statt, dabei war reichlich Gelegen- heit - bis 3 Uhr früh - Erinnerungen auszutauschen. Begeisterung erregte ein Film vcn Prof. Weihs jun., aus alten Fo- tos zusammengestellt, aus der Schulzeit im Hinterkaiser, Schulhausneubau an der Ache, Skilager, Sommerlager usw. Als ein Höhepunkt des Festaktes wurde allgemein die Ansprache des Geburtstags- kindes Hofrat Walter Weihs bezeichnet, der wir nachstehend den gebührenden Raum geben können: »Liebe Freunde! Verzeiht mir, wenn ich von dieser Welle von Zuneigung und Anerkennung etwas aus dem Gleichge- wicht gebracht wurde und daß ich von all dem etwas beschämt bin. Nicht nur der Schmerz, sondern auch nie Freude kann überwältigen und die ist '4eute fast über- groß in mir und auch die Dankbarkeit. Aus übervollem Herzen danke ich allen jenen, die zu dieser Feier beigetragen ha- ben, vor allem den ehemaligen Schülern, und hier wieder besonders dem 1. Matu- rajahrgang 1963, der Schulgemeinschaft mit Direktor Schodl an der Spitze sowie den alten Mitstreitern aus den schwierigen Entwicklungszeiten unseres Gymnasiums. Ist es denn wirklich wahr, daß fünf Jahre vergangen sind, seit ich hier in ei- nem ebenso festlichen Rahmen verab- schiedet wurde? Fünf Lebensjahre, die für mich eine grundlegend andere Lebens- situation geschaffen haben? Ich habe da- mals im Bewußtsein, von einer Leben- saufgabe Abschied nehmen zu müssen, gesagt, ich müsse nun versuchen, »von ei- nem Licht in ein anderes zu gehen«. Ich habe diesen Weg eingeschlageji, unter Aufbietung von viel Willenskraft und glaube, dieses andere Licht erreicht zu ha- ben, zumindest einige Strahlen erhascht zu haben. Ich kann nicht leugnen, daß ich mich auf diesem Weg oft umwende und mit einigem Wehmut zurückblicke auf diese Schule, die nicht nur mein Lebens- werk war und ist, sondern meinem Leben Sinn gegeben hat. Dabei kommt mir schmerzlich zum Bewußtsein, was mir heute fehlt. Es ist nicht die Kommando- brücke, schon gar nicht die Verwaltungs- arbeit, die ich ja nie sehr geliebt habe, sondern die Verantwortung für so viele junge Menschen, aber vor allem die vielen frischen und optimistischen jungen Ge- sichter, die mich tagtäglich umgeben ha- ben. Es mag ein Zeichen des Alterns sein, daß bei dieser Rückschau meine Versäum- nisse, die Fehler und Irrtümer schärfere Konturen annehmen und das Bewußtsein, nicht alles getan zu haben, was möglich gewesen wäre. Wahrscheinlich hätte es noch längerer Zeit bedurft und einer bes- seren Einsicht und Weisheit. Und die kommen leider meist erst in einem höhe- ren Lebensalter. Wenn mir heute so viele wohigemeinte und herzliche Glückwünsche entgegenge- bracht wurden, so ist es an mir, Wünsche nicht an diese Schule, sondern für sie aus- zusprechen. Ich glaube nach wie vor fel- senfest an die gesellschaftlichen Aufgaben dieser Schulform, und ich habe auch nie aufgehört, ihre Entwicklung mit Anteil- nahme und oft auch mit Sorge zu verfol- gen. Neueste Bekenntnisse von höchster Stelle zur Leistungsschule, zu sinnvollen und nicht überstürzten Reformen lassen in mir doch einige Hoffnung für die Zu- kunft aufkeimen. Ich glaube, daß das Gymnasium unserer Zeit neben der pri- mär erforderlichen Wissensübermittlung vor allem ein Modell künftiger und le- bensnotwendiger Erziehung zu zwischen- menschlischer Kommunikation aufbauen könnte, der Wiedergewinnung der Spra- che, nicht als Mittel der Entfremdung, sondern des gegenseitigen Verständnisses und Zusammenlebens, der Fähigkeit des Zuhörens, der Anerkennung einer echten und fairen Partnerschaft, hier zwischen Lehrern, Schülern und Eltern und der Er- ziehung zu einer wohlverstandenen Tole- ranz. Dazu wünsche ich dem Gymnasium, besonders unserem hier, viele Lehrer, die ihr Wissen und Können verbinden mit ih- rer Liebe und Hingabe für die Jugend, Lehrer, die frei sind von dem verheeren- den Jobdenken unserer Zeit und lei- stungswillige, aufgeschlossene und hilfs- bereite Schüler mit Ideen und Initiative. Das wäre ein Idealmodell, vielleicht etwas utopisch, aber gerade heutzutage bedarf es des Mutes zur Utopie, wenn der Auflö- sungsprozeß unserer Gesellschaft aufge- halten werden soll. Und weiters richten sich meine Wün- sche an Euch, meine ehemaligen Schüler, daß es Euch gelingen möge, ein erfülltes Leben zu führen und das ist kein geringer Wunsch. Ich habe die Freude gehabt, den Studien- und Lebensweg von vielen von Euch zu verfolgen und festzustellen, daß
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