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Seite 30 - Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 13. August 1983 desmusikkapeile, dem Tiroler Quintett der Schuhplattlrgruppe sowie dem Zither- solisten Martih Antretter veranstaltet. Das Zelt faßte 1500 Personen und war noch um drei Uhr früh geschlagen voll. Am Sonntag früh, den 19. Juni, gab die Bundesmusikkapelle unter Kapellmeister Dir. Josef Sieberer ein Gastkonzert in Kerkrade, Holland, und am Nachmittag waren die Westendorfer wieder in Herzo- genrath, um am Festumzug des Harmo- nie-Vereins Cäcilia 1858 in Herzogenrath teilzunehmen. Der Festzug wurde anläß- lich der 125-Jahr-Feier dieses Vereins ver- anstaltet. Beim Festzug waren 38 Vereine anwesend. Am Montag ging's nach Aachen zur Dombesichtigung und dann nach Westen- dorf zurück. Am 23. Juli 1983 starb in Westendorf nach kurzer Krankheit die hintergebene Bäuerin beim Schermer zu Bichling, Frau Theresia Fuchs geb. Aschenwald. Ein richtiger Hochsommertag - im Blau des Himmels ein paar Schönwetter- wolken, über dem Land der Geruch von frischem Heu, in den Lüften Schwalben und Mauersegler, die singend ihre Kreise über dem Dorf zogen -‚ ein sommerlicher Erntetag, das war der 25. Juli 1983, an dem die Schermermutter zur letzten irdi- schen Ruhe gebettet wurde. Wie ein Zei- chen der Verheißung grüßte aus der Höhe das Salvenkirchlein die große Trauerge- meinde, die dem Sarg folgte. Bäuerinnen in der prächtigen Brixentaler Festtags- tracht gaben der Verstorbenen auf ihrem letzten Weg das Geleit. Eine Fahnenab- ordnung des Trachtenvereins Westendorf erwies der Toten die letzte Ehre. Im Trau- erzug war auch die Landesbäuerin von Ti- Das Brautpaa/ Theresia Aschen wald und Josef Fuchs. Foto: Gza von Nemeth 's Ww., Innsbruck Neue Aufgaben für Priester Mit Beginn des Schuljahres werden die beiden heuer geweihten Priester Johann Kurz aus Westendorf und Hermann Fuchs aus Hopfgarten ihre Kaplanposten antreten. Koop. Kurz kommt nach Saal- felden, Koop. Fuchs nach Zell am Ziller. Der bisherige Pfarrprovisor Alois Schiefer in Alpbach, der früher in St. Jo- hann wirkte, kommt als Kooperator nach Nonntal. Der zuletzt in Taxham wirkende Kooperator Peter Hausberger (früher Kitzbühel) wird Pfarrer in Badgastein und wird auch die verwaiste Pfarre Böckstein mitversorgen. rol, Frau Ökonomierat Anna Hechenber- ger aus Kitzbühei, zu sehen. Den Gottesdienst, würdig gestaltet von den Sängerinnen des Kirchenchors unter Leitung von Lehrer Georg Fuchs, feierte Pfarrer Gustav Leitner in Konzelebration mit dem Westendorfer Neupriester Jo- hann Kurz, mit dem Pfarrer von Itter Prof. Johann Georg Hirnsperger und mit dessen Urlaubsvertreter. Die Einsegnung nahm der Neupriester, ein Bruder der jun- gen Schermerbäuerin, vor; dessen Primiz- fest drei Wochen vorher hatte die Scher- mermutter noch miterlebt. Die Verstorbene hatte am 6. Oktober 1893 in Westendorf das Licht der Welt er- blickt und am folgenden Tag bei der Tau- fe den Namen Theresia bekommen. Ihre Eltern waren die Bauersleute Andreas Aschenwald und Anna geb. Treichl, da- mals zu Oberziepl, später zu Niedernbü- hei. Der bekannte Fleischhauermeister und Westendorfer Bahnhofswirt Josef Aschenwald (1901-1976) war ein Bru- der. Theresia Aschenwald heiratete am 12. Jänner 1914 Josef Fuchs, angehender Bauer beim Schermer zu Bichling. Der 1. Weltkrieg, der mit der Kriegserklärung Osterreich - Ungarns an Serbien am 28. Juli 1914 seinen Anfang nahm, bedrohte das Glück der jungen Familie. Neben sei- nem älteren Bruder Christian mußte bei der Generalmobilmachung auch Josef Fuchs einrücken. Christian Fuchs fand im November 1914 in Galizien den Helden- tod. Josef hingegen, der seinen Kriegs- dienst bei den Reitenden Tiroler Landes- schützen/Kaiserschützen leistete, konnte diesem Schicksal entgehen. Knapp vor dem Ende des Krieges überstand er eine schwere Krankheit. Nach Kriegsende konnte er unversehrt zu seinen Angehöri- gen auf den Hof zurückkehren. Thresl schenkte ihrem Mann zwei Töchter (Anna, verehelicht mit Kaspar Angerer, und Theresia, verheiratet mit Hans Hausberger) und einen Sohn (Josef, verehelicht mit Anna Kurz). Außerdem nahmen die Schermerleute einen Zieh- sohn (Hans Gasser) bei sich auf. Die Jahre nach dem 1. Weltkrieg waren wirtschaftlich keine leichte Zeit. Mit Fleiß, Sparsamkeit, Humor und Gottver- trauen meisterten die Schermerleute je- doch alle Schwierigkeiten. Josef Fuchs war ein starker Mann. Er arbeitete fleißig und unverdrossen. Sein »Geheimmittel« für frischen Schwung, Humor und Ausge- glichenheit war sein Kautabak. Der Scher- merbauer war aktives Mitglied des Trach- tenvereins, er gehörte der Feuerwehr an und wirkte auch als Kirchenpropst. Thresl sorgte mit Fleiß und gutem Mut für Ord- nung auf dem Hof und für das Wohl sei- ner Bewohner. Sie war ein hilfsbereiter Mensch und hielt die Gastfreundschaft hoch. Wenn ihr wegen Sorgen trübe Ge- danken kamen, verscheuchte sie diese mit fröhlichen Liedern. Ein gelegentliches Kartenspiel in froher Runde brachte et- was Abwechslung in den Alltag. Der II. Weltkrieg warf seinen bedrohli- chen Schatten auch auf die Familie des Schermerbauern. Ziehsohn Hans, Schwiegersohn Kaspar und im Jahr 1943 auch der 18jährige Sohn Josef mußten zu den Soldaten. Glücklicherweise kehrten alle drei jungen Männer gesund zu ihren Lieben zurück. Als unmittelbar nach Kriegsende der schuldlosen Schermerfa- milie plötzlich schwere Gefahr drohte, konnte durch den Einsatz von Pfarrer Jo- hann Georg Schlechter ein Unglück abge- wendet werden. Der Sohn Josef arbeitete nach seiner Rückkehr aus amerikanischer Kriegsge- fangenschaft fest auf dem väterlichen Hof mit, bildete sich durch den Besuch von Kursen weiter, und im April 1958 übergab ihm der Vater den Hof. Im Jahr 1963, knapp ein Jahr, bevor Goldene Hochzeit hätte gefeiert werden können, starb Josef Fuchs d.Ä. im 77. Lebensjahr. Der Schermermutter waren danach noch 20 weitere Jahre geschenkt. Sie ver- brachte ihre Witwenzeit bei ihren Kin- dern, die sich liebevoll um sie kümmerten, zuerst beim Sohn auf dem Bauernhof, dann bei der Tochter Nani und schließlich bei der Tochter Thresl. Sie konnte miter- leben, wie sich die Familien ihrer Kinder entwickelten, wie ihre Enkel und Urenkel heranwuchsen und wie der junge Seher- merbauer ein neues Wirtschaftsgebäude errichtete. Thresl Fuchs blieb von Altersgebrechen nicht ganz verschont, die Pflege bei ihren Kindern und die ärztliche Betreuung durch Sprengelarzt Dr. Ekkehard Heel trugen jedoch sehr viel zu einer guten Gesamtver- fassung bei. Eine gelungene Staroperation an beiden Augen im Jahr 1981, durchge- führt von Primar Dr. Hanspeter Neuner, dem Leiter der Augenabteilung des Kran- kenhauses Wörgl, gab ihr neuen Lebens- mut. Sie konnte wieder alles deutlich se- hen und daher wieder mehr am Leben ih- rer Angehörigen teilnehmen. Bis zur Wo- che des Sterbens blieb der Schermermut- ter geistige Klarheit geschenkt und auch ihr Humor verließ sie nicht. Dank der wiederhergestellten Sehkraft konnte sie Zum Cedenken an die Schermerbäuerin Theresia Fuchs
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