Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 24 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 20. August 1983 Im Herbst 1983 jährt sich zum 30. Male der Tag, an dem die Edelweißkaserne, heute Winterstellerkaserne, von der fran- zösischen Besatzungsmacht durch die 2. Unterabteilung der Gendarmerieschule Tirol II der B-Gendarmerie übernommen wurde. Aus dieser Kompanie entwickelte sich die Keimzelle der späteren Garnison des 2. Österreichischen Bundesheeres. Verfolgen wir nun kurz den Werdegang dieser Einheit. Bevor man mit der intensiven Ausbil- dung beginnen konnte, war es durch Wo- chen hindurch notwendig, die Kaserne und die Unterkünfte zu säubern und sie, soweit die knappen finanziellen Mittel reichten, nach Österreichischem Geschmack einzurichten. Bei der Durchführung dieser Arbeiten waren uns der damalige Gebäudeaufseher Willi Gantschnlgg, ehe- mals Weltrekordler im Skifliegen und sei- ne rechte Hand, Fritz Aschacher sen. eine wertvolle Stütze. Dann begann eine harte, aber notwen- dige Ausbildung des vorhandenen Ka- ders, denn die ersten freiwilligen Rekru- ten waren schon avisiert. Der Unterabteilungskommandant, heu- te Kompaniekommandant Gendarmerie- Rittmeister Christian Leitner und sein Stellvertreter Gendarmerie-Oberleutnant Gustav Golja hatten voll zu tun. Es gab ja keine Vorschriften. Alle, bis auf die All- gemeinen Dienstvorschriften des 1. Bun- desheeres und die Gendarmerie-Dienst- vorschriften mußten von Offizieren selbst erarbeitet werden. Gendarmerie-Ober- leutnant Golja, Flieger des 2. Weltkrie- ges, wurde im Frühjahr 1954 zur Aufstel- lung der Fliegertruppe abberufen und an seine Stelle wurde Gendarmerie-Oberleut- nant Julius Skamen bestellt. Nun begann die intensive Ausbildung des neuen Ka- derpersonals in den Gruppenkomman- dantenkursen - GKK - genannt. Unter dem Kommando von Gendarmerie-Ober- leutnant Skamen wurde in St. Johann in Tirol der GKK der Gendarmerie Tirol II etabliert. Nach preußischem Schliff wur- de in diesem Kurs vorgegangen und ge- lehrt, daß nicht nur die Glieder, sondern auch die Gehirnzellen krachten. Lehrer waren ausschließlich Offiziere, nur der dienstführende Unteroffizier war ein be- sonders ausgesuchter Gendarmerie-Aspi- rant. Neben dieser Ausbildung war es not- wendig, den Kontakt zur Zivilbevölke- rung aufzunehmen. Es war am Anfang kein leichtes Unternehmen. Man nannte uns allgemein »Mau-Mau«. Aber mit der Zeit, in der so manche Schlacht geschla- gen wurde, besserte sich das Verhältnis. Dies war in erster Linie auf das gute Ver- hältnis zum Gendarmerie-Postenkom- mando St. Johann in Tirol unter Posten- kommandant Rev.-Insp. Karl Moosba- eher und seinen Beamten möglich. Bevor die harte Ausbildung richtig an- laufen konnte, war selbstverständlich eine ausreichende ärztliche Versorgung not- wendig. Hier hatte die Garnison Glück. Der praktische Arzt, Facharzt für Chirur- gie Dr. Werner Krainz, im 2. Weltkrieg Militärarzt, erklärte sich bereit, die mili- tärärztliche Versorgung zu übernehmen. Diesem ausgezeichneten Arzt ist es gelun- gen, aus den damaligen Krankenzimmern eine Sanitätsabteilung zu errichten, die sich sehen lassen konnte. Sein Wissen und sein Können steht noch heute, nach 30 Jahren, der Herr Medizinalrat des Bun- desheeres zur Verfügung. Unterstützt wurde er durch Sanitätsunteroffizier Vi- zeleutnant Friedrich Ray, der auch ein B-Gendarm war. Wie schon erwähnt, hat sich das an- fänglich schlechte, abwartende Verhältnis zur Zivilbevölkerung im Laufe der Zeit gebessert. Von beiden Seiten wurde das Mögliche getan. So fehlten mit der Zeit bei keinem Unternehmen des Ortes die helfenden Soldaten. Sei es bei der Berg- bahn, wo es hieß Pistentreten. Hier kur- sierte der Spruch des Leiters der Skischu- le, Hias Noichl, »Wenn Du den Oberleut- nant Skamen anrufst, dann hast Du so- fort mindestens 20 Mann Pistenkomman- do.« So war es in der Landwirtschaft, wo zur Heuarbeit billige Arbeitskräfte ge- braucht wurden. Weiters beim Ausbau bzw. der Reparatur des alten Schwimm- bades, dem Bau des Schwimmbadsteges, beim Ausbau des Fußballplatzes und der Sportanlagen, bei der Organisation des Markterhebungsfestes und bei Festen der Bundesmusikkapelle St. Johann, die alle in der Turnhalle der Kaserne stattfanden, ja sogar beim Ausrichten der Gästeskiren- nen vom Cafe Rainer. Nirgends fehlten die Männer des Oberleutnant Skamen, um die durchführenden Vereine zu unter- stützen. Der Skiklub St. Johann bekam die Landes-Skimeisterschaften zur Aus- richtung übertragen. Die gesamte Elite mit Toni Sauer, Anderl Molterer, Ernst Hinterseer und Hias Leitner war am Start. Wieder waren es die Soldaten der »Skamen-Kompanie«, die das Rennen über die Bühne brachten. Auch mit dem Hahnenkammrennen waren diese Leute eng verbunden und jahrelang in diversem Einsatz. Auch Kirchberg erfreute sich des Pistenkommandos der Edelweißkaserne. Besonders eng waren die Kontakte zu Kirchdorf. In St. Johann in Tirol war es nicht möglich, einen Schießstand zu be- kommen. So erklärte sich Vizebürgermei- ster Hans Embacher bereit, wenn die Sol- daten beim Ausbau des Schießstandes hel- fen, so darf dieser für die Schützenkom- panie vorgesehene Platz auch von Solda- ten benützt werden. Oberleutnant Ska- men ergriff die Gelegenheit und mit Ge- nehmigung durch den wehrfreudigen Bür- germeister Michael Nothegger war es möglich, die gesamte Schießausbildung bis zum Leichten Maschinengewehr hier durchzuführen. Nur so war es möglich, das Verhältnis zu den Behörden und zur Zivilbevölke- rung zu festigen. Aber auch in militärsportlicher Hin- sicht lassen sich die Leistungen der St Jo- hanner Kompanien schon damals sehen. Bataillons-, Brigade- und Heeresmeister- schaften wurden gewonnen. Bei der Trai- ningsarbeit für alpine Ausbildung und Patrouillenlauf hat einen nicht unwesent- lichen Anteil der Leiter der Skischule Hias Noichl, der ständiger Berater des Ober- leutnant Skamen war. Dies solange, bis Noichl den Vizeleutnant Willi Lindner, der auch B-Gendarm war, soweit ausge- bildet hatte, daß dieser durch seine Trai- ningsmethoden die Erfolge brachte. Hier wurde der heutige Vizeleutnant Heinrich Wailner - Lokalmatador im Langlauf - entdeckt und mit Härte zum Spitzensport gebracht. Aus der 2. Unterabteilung sind eine Reihe von Persönlichkeiten hervorgegan- gen. Um nur einige anzuführen: Gendarmerie-Rittmeister Leitner war zuletzt Oberst beim Militärkommando Salzburg; er ist leider verstorben. Gendarmerie-Oberleutnant Golja - heute Divisionär und Kommandant der Fliegerdivision. Gendarmerie-Oberleutnant Julius Ska- men - heute Oberst in Ruhe, zuletzt Lei- ter des Heereswirtschaftsamtes in St. Jo- hann. Zugskommandant Foltin, heute Oberst und stellv. Kommandant der Jägerschule Saalfelden. Hilfsgendarm Karl Hartmann, heute Oberst und Pionier-Truppeninspektor. Hilfsgendarm Schletterer, heute Oberstleutnant beim Militärkommando Tirol. Hilfsgendarm Oswald Lechner, heute Oberstleutnant und Kommandant der Wirtschaftsversorgungsstelle 63. Hilfsgendarm Willi Hörbst, heute Vize- leutnant und dienstführender Unteroffi- zier der Skp 21. Hilfsgendarm Erwin Grünwald, heute Vizeleutnant, Nachrichtenunteroffizier in der Skp 21. Hilfsgendarm Klnpoitner, langjähriger Zugskommandant, heute Hauptkartei- führer im Heereswirtschaftsamt St. Jo- hann. Hilfsgendarm Friedrich Ray, heute Vi- zeleutnant und dienstführender Sanitäts- unteroffizier der Garnison. Hilfsgendarm. Josef Dessl, heute Vize- leutnant und dienstführender Unteroffi- zier auf dem Truppenübungsplatz Hoch- filzen. Aber auch bei der Tiroler Landesregie- rung haben damalige B-Gendarmen Kar- riere gemacht: Gendarmerie-Aspirant Ambrosig, heu- te Amtsdirektor im Präsidium der Lan- desregierung. 30 Jahre Z. Unterabteilung der Gendannerieschule Tirol II St. Johann in Tirol nach Abzug der französischen Besatzungsmacht wieder Garnison des österreichischen Heeres Li
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