Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Offizieller Empfang im großen Sitzungssaal des Rathauses Samstag. 10. September 19S3 Kitzbüheler Anzeiger Seite 5 gung und erfüllten ihre ALfgaben, die ih- nen auf Grund einer Vorbesprechung im Hotel »Tiroler Hof« zugewiesen wurden. Den Ehrenwimpel besorgte die Vizepräsi- dentin Frau Maria Mamoser, den Ent- wLrf für das Jubiläumsabzeichen besorg- te Goldschmiedmeister Sepp Schroll, für die Besorgung der Blumen und Tischfah- nen waren Frau Anneliese Bachler und Kulturreferent Friedhelm Capellari zu- ständig und Christl Hcrn besorgte die Einladungskarten. Aus der Hand von Bürgermeister Hans Brettauer erhielten die Damen aus Yama- gata das »Kitzbüheler Halstuch« und die Herren die »Kitzbüheler Krawatte«. Offizieller Interpreter war der Japano- loge an der Universität Wien, Helmuth Jedes Jahr dasselbe faszinierende Er- lebns: Monique Duphil setzt sich ans Kla- vier, schlägt die ersten Töne an ... ein paar Akkorde, ein paar Läufe ... ein Crescendo mol:o, und scnon ufert ihre hohe Musikalität aus, Überschwemmt Mitwirkende und Publik--im. Sie wird die Führung - diese wie selbstverständlich ihr zufallende Führung bis zum Schluß nicht mehr abgeben. Ja, der Motor! - Immer stärkeres Ver- fließen des Spiels der drei .. Leider hatte man den Klavierdeckel etwas angehoben, so daß Duphils Spiel stellenweise zu laut wirkte. Nach der Pause, bei geschlosse- nem Flügel, stimmte alles. Sie hatte aber auch beachtliche Partner: Antonio Nunezs Geigenstrich scheint mir volltöniger geworden zu sein, obertonrei- cher und damit farbiger. Auch hat man ihn die Vorjahre kaum einmal so tempe- ramentvoll geigen hören. Stellenweise spielte er einfach prachtvoll. - Und Flo- rian Ebersberg: Er bewies, daß seine Stär- ke beim Kammermusikalischen liegt. Of- fensichtlich weniger Führernatur, explo- Unger, und der in Kitzbühel weilende Ta- kashi Kato, Mitglied des Fliegerklubs St. Johann. Dipl.-Jur. Teiji Satomi, Miyamachi 3-Chome 5-50, 990 Yamagata, Japan. Yamagata, 31. August 1983: »Sehr ge- ehrte Kitzbüheler! Am 27. August hat im Grand Hotel die Berichterstatterversamm- lung über den Kitzbihelbe3uch gemütlich stattgefunden. Jeder sagte begeistert, caß die Tage in Kitzbünel, trotz Regenwetter, sehr schön und die Kitzbüheler alle sehr freundlich waren. Der gute E-ndruck über Kitzbühel wird ihnen ewig Lnvergessen sein. Wir danken Euch bestens für die wahrhaft freundliche Vorbereilung und Besorgungen für unsere Delegation!« diert er erst dann, wenn ihn jemand an- kurbelt, mitreißt. Das Konzert begann mi: einem späten Brahms - aus dem »Trio Nr. 3, c-moll, op. 101«. (Nicht Nr. 4, wie im Programm irrtümlich vermerkt!) Trotz düsterer Ton- art ein überraschend freudges Stück Mu- sik; die Freude etwa des bekannten As- Dur-Walzers, nur mit dem Stempel größe- rer Reife versehen. Zumindest der 1. Satz (Allegro energico spiegelt etwas von dem, was ich kürzlich bzgl. Mozart das »Apollinische« genannt habe. - Eigenar- tige Stimmung über dem »PrestD non as- sai«. Ein eher kurzer zweiter Satz, inte- grierter Brahms, gleichsam Kehrseite des ersten Satzes, Unterseite eines gewebten musikalischen Teppichs. - Und dann der 3. Satz (Andante): eindeulig nach einem Volkslied gearbeitet. Brahms liebte be- kanntlich Volkslieder über alles und hat viele be- oder verarjeitet. - Schließlich Satz 4: Was für eine Welt! Breit strömen die Figuren, Akkorde wie Wasser dahin. Brahm'sche Vollgriffigkeit im Klavier Umstieg auf Mozart, »Trio E-Dur, KV 542« - auch Spätwerk. Der Beginn Kla- vier Solo. (Allegro!) Es dauert einige Zeit, bis sich das gewisse Lächeln, welches kürzlich gefordert wurde, im Raum steht. Der neue Bösendorfer, über den wir so glücklich sind, müßte freilich gerade für den »Göttlichen« besser eingespielt wer- den. Beim »Andante grazioso« merkte man's besonders, daß offensichtlich man- che Taste im Anschlag noch zäh reagiert. - Das zweite Allegro (3. Satz) erinnert in seinem Beginn an die bekannte »Sonata facile«. Und wieder einmal sind die Schlacken gefallen. Mozart siegt! Er siegt, weil vom Trio Juan Bautista Plaza am Ende so wunderschön und unbe- schwert gespielt. - Pause! - Es war ausgesprochen sinnvoll, einen frühen Brahms - das »Trio op. 8, H-Dur« - nach dem späten C-moll-Trio des ersten Teils zu spielen. Der Meister hat nämlich dieses ursprünglich wesent- lich längere Frühwerk im Alter nochmals vorgenommen, hat gekürzt, geglättet Traumhaft schöner (und schön vorgetra- gener) reveriemäßiger Beginn. Klavier, dann Cello, schließlich zu dreien. Wieder der große Ton der Konzertpianistin! Du- phil spielt mit einer Freude ... reißt mit Es kommt alles wie gegossen und unge- mein dynamisch. Man denkt unwillkür- lich an Schumanns prophetische Worte: »Dieser ist berufen, den höchsten Aus- druck der Zeit in idealer Weise auszuspre- chen ...« - Das »Allegro con brio« (1. Satz) wird abgelöst von einem mit beson- ders viel Geschmack vorgetragenen »Scherzo« (Allegro molto). Wer könnte Brahms, so serviert, nicht lieben?! Immer die Gebärde des Großen ... Nicht nur ein Strom, wie oben gesagt: ein ganzes Welt- all rauscht da. In seinem Kosmos - wenn man so will - wimmelt es von Quasaren, Galaxien, Kugelsternhaufen, welche ein- ander durchdringen, aber nicht im Sinne des biblischen »Tohuwabohu«, also eines regellosen Wirrwarrs, sondern im Sinne größter Ordnung. (»Die Sonne tönt nach alter Weise ...«‚ Faust 1, Prolog Himmel). Goethes Wortgesang konsequent zu Mu- sik geworden! - Im 3. Satz ein reizvolles Frage-Antwort-Spiel; ja, dieses Adagio gerät zum besonderen Kabinettstück. -Attacca-Übergang zum Schluß-Allegro Das Wort »Apotheose« drängt sich auf. In reichen Tonkaskaden führt Brahms, dieser Komponist des »großen Atems«, das Werk zu Ende ... Und noch eine Reflexion, die mich spontan über- fällt: Das deutsche Wort »Atem« hat mit dem Sanskritwort »Atman« gemeinsame Wurzel. »Atman ist Brahmann« - Hauptsatz der altindischen Veda- Philosophie - was soviel bedeutet, wie, unser Atem, also das, was in uns lebt, wirkt, ist ident mit dem Weltatem, der Weltseele, ist letztlich göttliches Selbst in uns und in allem. Wenn auf einen europä- ischen Komponisten dieses »Atman« paßt, dann, so scheint mir, gewiß auf Brahms. Ironie des Zufalls: sein Name hat die ersten fünf Buchstaben mit dem Wort »Brahman« gemein. Hugo Bonatti Allegro con brio - schnell, feurig Trio »Juan Bautista Plaza« - Reflexionen zum Sommer-Schjußkcnzert 1983
< Page 4 | Page 6 >
< Page 4 | Page 6 >