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Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 17. September 1983 Umv.-Prof, Dr. Hermann Berger 70 Jahre Am 5. September 1983 fand im Speise- saal des Krankenhauses der Stadt Kitzbü- hei die Geburtstagsfeier für a.o. Univ.-Prof. Dr. Hermann Berger, der durch 15 Jahre Leiter dieses Hauses war, statt. Nach der Begrüßung durch den Ob- mann des Krankenhausausschusses, Stadtrat Jakob Lackner, gratulierte Bür- germeister Hans Brettauer dem Jubilar zur Vollendung seines 70. Lebensjahres und zeichnete in ausdrucksvollen Worten das verdienstvolle Wirken von Univ.-Prof. Dr. Berger, der bei seinem Übertritt in den Ruhestand mit dem gol- denen Ehrenring der Stadt Kitzbühel aus- gezeichnet wurde. Der Herr Bürgermei- ster dankte ihm auch dafür, daß er weiter- hin dem Krankenhausbetrieb beratend zur Seite steht. Oberarzt Dr. Rudolf Spo- rer beglückwünschte in Vertretung von Primar Dr. Mitteregger, der sich an die- sem Tage auf Urlaub befand, dem Jubilar zum Geburtstag und dankte allen Anwe- senden für die Mitfeier. Im Hauptteil unserer Berichterstattung bringen wir nun die Rede des Jubilars, die wiederum in Inhalt und Ausdruck Außer- ordentliches zu geben vermag. Sehr verehrter Herr Bürgermeister Brettauer! Aufrichtig hochgeschätzter Herr Vizebürgermeister Gebetsberger! Hochverdienter und vielgeplagter Herr Ausschuß-Vorsitzender Stadtrat Lackner! Verehrte geistliche und weltliche Ehrengä- ste! Meine langvertrauten Gestalter dieses liebenswürdigen Geschehens! Unser aus längstvergangenen Genera- tionen überkommenes Erbanlagen-Mu- ster - unseren Chromosomen-Stempel - haben wir uns nicht aussuchen können. Es ist uns aber bestimmend vom ersten bis zum letzten mühsamen Atemzug. Faszi- nierend, daß gerade ein Klostermönch, Gregor Mendel, die Gesetzmäßigkeiten dieser Unentrinnbarkeit in unser Wissen gefügt hat! Aber auch bei der Zuteilung unserer Wiege, der ersten Herberge dieses kurzen Aufblitzens Menschenleben, blieben wir ungefragt. Und auch dieser zweite Schick- salsbegriff hat lebenslang fundamentale Bedeutung für Glück und Unglück unse- res Erdendaseins. Aber alles, was uns glückhaft einbindet in das Geschenk der Gemeinschaft des Lebendigen, vom Lied des Wellensittichs in der Stube eines an- sonsten Einsamen bis hin zur kostbaren Einbettung in ein Großbemühen um Menschlichkeit ist bedeutsamster Anlaß zu tiefem Dank! So also sind diese Stunden des heutigen Abends weit über den Glanz des äußeren Rahmens und das große Geschenk guter Worte vor allem Stunden meines herzli- chen Dankes für bewahrte Zugehörigkeit! In diesem Gedanken umfasse auch ich alle, ausnahmslos alle, die diesem Hause humanitären Bemühens in den harten 1 1/2 Jahrzehnten des Aufbaues - mehr oder minder lang - in heißem Streben ge- dient und seinen Aufstieg zu einer Stätte hoher fachlicher Leistung in von Herzen kommend fürsorglicher Zuwendung mit- bewirkt haben! Leistungen, die nicht nur seine zahlreichen Publikationen in füh- renden Fachzeitschriften Aufnahme ha- ben finden lassen, sondern die auch in be- A.o. Univ.-Prof. Dr. Hermann Berger: »In diesem Haus blüht die Blume glückli- cher Erfüllung«. Ein Loblied auf das Kitzbüheler Horn von einem englischen Reiseschriftsteller: Fremdenverkehrswerbung zu Großvaters Zeiten »The Tyrol« by W.D. McTrackan, London, Duckworth & Co. MDCCCV (1905) Übersetzt von Mag. Christa Zuna-Kratky geb. Wörgötter, Kitzbühel-Wien. Das Buch befindet sich bei Toni Rieser, Kolpingbücherei, Kitzbühel. II. Teil und Schluß Bewölkte Tage haben auch ihren Reiz auf der Alm, Tage, wenn ein stiller Nebel- mantel über der Landschaft liegt, zum Nachdenken einlädt mit dem süßen Trost der Bergesruhe. Der Tag mag überra- schend klar und schön begonnen haben, aber plötzlich tauchen von verschiedenen Seiten Wolken auf, wie verstohlene Fein- de umkreisen sie uns und sperren uns ein. Sie erweisen sich als willkommene, freundliche Feinde, die nichts Böses be- deuten. Sie kommen um die Ecken der Grate, über den Bergsattel und zwischen den Gipfeln. Sie finden ihren Weg entlang der Abgründe und rücken launenhaft über die grüne Weide näher, um die Gegend aus- zukundschaften. Kleine Wolken werden vorausgeschickt und schweben zögernd an der Spitze oder zur Seite, bis die Hauptwolken sie überholen und die ganze Masse nach vor stößt und mit feuchter und sanfter Liebkosung die Landschaft beherrscht. Die Wolken löschen eine nach der anderen die Grenzsteine der Al- men, die weiteren Hänge, die kleinen Bergseen, wo das Vieh trinkt und die ein- samen Fichten, die dem Sturm und der Heftigkeit des Wetters seit einem Jahr- hundert trotzten. Endlich schneidet der Nebel die Sicht ab zu den nächsten Hütten und dem grasenden Vieh, wie es das dampfende Gras, durchsetzt von duften- den Blumen, mampft. Eine angenehme Ruhe durchdringt die Alm, eine friedliche, beschützende Stille hüllt sie ein, bis eine erfrischende Bö durch die Hohlwege bläst. Die Wolken haben für den Augenblick alles Verwir- rende abgestreift. Wir glauben am Meer zu sein oder in der Luft, getrennt von den langweiligen menschlichen Beschäftigun- gen. Wenn wir genau hinhören, kommt durch den Nebel ein feines Klingen von den Glocken unsichtbarer Kühe. In der Nähe gibt eine Kuh ihrer Glocke ein hefti- ges Gerassel, während sie gegen die rauhe Seite einer Stallhütte reibt oder unwirsch die Fliegen vertreibt. Das dumpfe Dröhnen von Axtschlägen erreicht uns, da jemand Holz für das Feu- er hackt oder ein Hirte ruft nach seinen Schafen, die in der Abgeschiedenheit der umliegenden Berge herumstreifen. Es ist ein großes Vorrecht, die Alm zu jeder Zeit zu kennen, sogar, wenn es Wol- ken gibt. Aber in der Höhe bedeuten Wol- ken und Nebel nicht immer Regen, denn ihr Kommen und Gehen ist ungewiß, vor dem Wind flatternd und treibend. Ob- wohl es nach Nebel riechen mag und man die Feuchtigkeit spürt, gehen die Bewoh- ner der Alm ohne Rücksicht auf die Ver- änderung ihrer Arbeit nach. Ein plötzli- cher Umbruch kann zu jeder Zeit kom- men, und sogar während wir schauen, er- scheinen die Berggipfel scharf geschnitten gegen den Himmel, die Grenzsteine der Alm werden einer nach dem anderen sichtbar, das Vieh ist wieder zu sehen, zu- frieden und sorglos weidend, genauso wie die Wolken sie antrafen und wieder verlie- ßen. Wenn der Tag zu Ende geht, werden die Kühe hineingetrieben, um gemolken zu werden. Die Kälberherden werden für die Nacht eingeschlossen. Nun werden auch die Kinder eingefangen und zu Bett ge- bracht, trotz ihres Widerspruchs. Die Mädchen mit ihrem Haar in Zöpfen ge- flochten, die Buben tragen ausgewasche- ne Filzhüte mit Hahnfedern verziert. Frauen waschen Holzgefäße an einem Brunnen, der von einer roh geschnitzten Figur des Hl. Florian überragt wird.
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