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Trachtenverein Edelraute in Ostfriesland Die Trachtengruppe »Edelraute« mit der Chefin des Reiseunternehmens » Trent« in Ostfriesland. Seite 24 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 24. September 1983 nisiert und für unsere Österreicher voller neuer Eindrücke. Dabei hatten es die Osterreicher als klassische Alpenflieger im Flachland von New Mexico vielleicht am allerschwersten. In einem Wüstenkli- ma herrschen andere Luftströmungen wie in unseren Alpen. Und wenn das österrei- chische Team im guten Mittelfeld gelan- det ist, so braucht darüber eigentlich nie- mand traurig sein. Hier die Klassifikatio- nen der Osterreicher: 15-m-Klasse: 12. Dr. Andreas Häm- merle, 10.192 Punkte; 29. Dr. Alf Schu- bert, 8931; 41. Reinhard Haggenmüller, 7238. In dieser besonders schwierigen Klasse sind 48 Piloten gestartet. Standardklasse: 30. Gregor Stögner, 8865 Punkte; 35. Ing. Hans Ösen, 8381; 39. Walter Szabo, 6507. In dieser Klasse gab es 42 Starter. In der offenen Klasse gab es keinen österreichischen Teilnehmer. Weltmeister wurden in der Standard- klasse Stig Oye, Dänemark, 10.780 Punk- te, 15-m-Klasse: Kees Musters, Holland, 11.259 Punkte, in der offenen Klasse wur- de Ingo Renner, Australien, mit 11.784 Punkten überlegener Weltmeister. Wie ist es unserem Reinhard Haggen- müller und seinem Betreuer Richard Schle- mair im einzelnen ergangen? Im Trainingscamp Littlefield über- nahm Reinhard Haggenmüller die Char- termaschine, eine ASW 20, den gleichen Flugzeugtyp, den er auch hier in Oster- reich fliegt. Aus finanziellen Gründen war es ja nicht möglich, die eigenen Segelflug- zeuge mitzunehmen. Reinhard mußte mit Bedauern feststellen, daß die Leihmaschi- ne nicht dieselbe Leistung brachte wie das gleiche eigene Modell. Die größte Umstel- lung war aber das Segelfliegen in diesem wüstenähnlichen Flachland von New Me- xico, das sich so gravierend von der Tak- tik beim Fliegen in den Alpen unterschei- det. Bei 35-40° C und einer relativen Luft- feuchtigkeit von, etwa 20 Wo gab es in den ersten Tagen nur vereinzelt Wolkenbil- dung, aber dafür eine umso intensivere Blauthermik. Bei dieser Thermik sieht der Segelflieger keine Wolkenformationen, die den Thermikschlauch ankündigen; er sieht eigentlich gar nichts. Die Flachland- flieger, hier vor allem der Australier Ingo Renner, haben dafür offenbar einen sech- sten Sinn, denn sie können diese Blauther- mikschläuche mit einer traumwandleri- schen Sicherheit finden und nützen. Während man in Osterreich für ein 500- km-Dreieck so früh als nur möglich star- tet, war es in Hobbs noch möglich, um 14.30 Uhr zu starten und mit Durch- schnittsgeschwindigkeiten in der 1 5-m- Klasse bis 166 Stundenkilometer diesen Wettbewerb auch noch rechtzeitig zu be- enden. Wenn wir in den Alpen einen »Bart« finden, der uns mit ca. 5 m pro Sekunde nach oben holt, dann kurbeln wir diesen Bart aus bis zur Basis, um dann mit der gewonnenen Höhe eine bestimmte Strecke zurückzulegen. Anders dagegen die Bedingungen dieser Weltmeisterschaft. Die geübten Flach- landflieger achten weniger auf großen Höhengewinn, sondern versuchen im Del- phinstil und unter Ausnützung des guten Gleitwinkels ihrer Maschinen möglichst große Strecken zurückzulegen. Das war auch die siegbringende Taktik. Reinhard Haggenmüller hatte gleich am ersten Wettbewerbstag großes Pech. An diesem Tag mußte das gesamte 15-m- Feld eine Außenlandung hinnehmen, und Reinhard wurde dabei gleich Vorletzter. In solchen Augenblicken beginnt das, vor dem sich jeder Teilnehmer an internatio- nalen Wettbewerben fürchtet: Reinhard wollte mit Zähnen und Nägeln beweisen, daß er ein guter Segelflieger ist und flog riskant, vielleicht auch etwas verkrampft. In Summe konnte er sich nur schwer auf diese Flachlandfliegerei und ihre völlig ge- änderte Taktik einstellen. Insgesamt muß- te er dreimal außenlanden und kam auf den 41. Platz. Die - von vielen Gesprä- chen her - als sehr gefürchtet bezeichne- te Hitze war dagegen gar nicht so arg. Es war zwar relativ heiß, aber bei 20 Wo rela- tiver Luftfeuchte läßt sich diese Hitze sehr gut ertragen. Als Reinhard nach der Welt- meisterschaft zurückkehrte, herrschte ge- rade bei uns eine Hitzewelle mit 35° C im Schatten und einer hohen Luftfeuchtig- keit. Dies ist ein unvergleichlich schwerer zu ertragendes Klima. Durch diese starke Einstrahlung kommt es im Gebiet von New Mexico zu unge- heuren Aufwindkanälen, die bis in eine Höhe von 5200 m gereicht haben. Erfri- schend für die Piloten, in diese Höhe vor- zustoßen, denn dort oben fliegt man nahe dem Gefrierpunkt und kann es gar nicht fassen, daß es unten sengend heiß ist. Die Zusammenarbeit zwischen Reinhard und seinem langjährigen Betreuer und Freund Richard Schlemair sowie dem vom Orga- nisationskomitee zur Verfügung gestellten amerikanischen Betreuer funktionierte ganz hervorragend. Reinhard bedauert aber ein wenig, daß beim Funkspruch »Osterreich Boden« sich nur sehr selten die Bodenmannschaft der Betreuer des österreichischen Teams meldete und die Aktiven doch sehr auf sich selbst gestellt waren. Ein hervorra- gendes Erlebnis dagegen die enge und gu- te Kameradschaft mit den Segelfliegerka- meraden aus aller Welt. Hobbs hat an diesen Weltmeisterschaf- ten großes Interesse gezeigt und ist ja kurzfristig für Argentinien (Falkland- krieg) eingesprungen. Sogar eine eigene Sondermarke wurde aufgelegt, die be- zeichnenderweise wieder einen Bohrturm und ein Pumpwerk zeigt - Wahrzeichen dieser Gegend. Wie geht es weiter? Die nächsten Welt- meisterschaften finden 1985 in Rieti in Italien statt. Reinhard kennt diesen Ort schon seit vielen Jahren, und in Rieti fei- erte er auch einen großen Erfolg, als er bei der Europameisterschaft Elfter wurde. In Rieti werden auch - nach langer Zeit endlich einmal - die Alpenflieger zum Zug kommen und den Flachlandfliegern zeigen, daß die Taktik bei uns eine völlig andere ist. Doch vor dieser Teilnahme muß sich Reinhard - wie alle anderen Pi- loten auch - erst qualifizieren, und diese Qualifizierung scheint in dem doch dich- ten Leistungsfeld sehr schwierig zu wer- den. Die nächsten Fixpunkte für Rein- hard sind: 29. August Mühlbach in Deutschland, Deutsche Kunstflugmeisterschaft, und 1984 Pinkafeld, Österreichische Staats- meisterschaft im Segelstreckenflug. Lieber Reinhard, lieber Richard, wir sind froh, daß Ihr gesund wieder zurück- gekommen seid. Kopf hoch und ein weite- res erfolgreiches Glück ab, gut Land! Dr. Horst Felsch im Namen aller Klubkollegen
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