Kitzbüheler Anzeiger

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Zum Gedenken an Wilhelm Angerer Das Glockenspiel Kling, klang - Tag und Stund tönt es in den Straßengrund, weht bis an den Waldesrand - Ob es deine Seele fand? Kling, klang - süßes Lied! Wie es in den Tönen blüht - Fester Hammerschlag und Lauf weckt wohl hundert Jahre auf. Kling, klang - Kamerad streut die stille Liedersaat aus in jede Ackerbreit' - Reichet euch die Hände weit. Kling, klang - fern und nah hören sie's im Schlummer da. Wenn das Lied den Atem hebt, wissen sie: Die Heimat lebt. Kling, klang - lang die Reih' trägt man schweigend dich vorbei, löscht aus Gottes Liederstrauß eine kleine Strophe aus. (Ostern 1954) Wilhelm Angerer bei seinen Fcssllien. Samstag, 15. Jänner 1983 Kitzbüheler Anzeiger Seite 23 Am 24. Dezember 1982 starb der Kitz- büheler Fotograf Wilhelm Angrer im Al- ter von 78 Jahren. Die Beisetzung der Ur- ne erfolgte in diesen Tagen im Familien- grab des Geschlechts der Angerer in Schwaz. Wilhelm Angerer wurde am 6. Juli 1904 in Schwaz geboren. Im März 1933 machte er sich in Kitzbühel als Fotograf selbstän- dig und gründete hier auch einen Postkar- tenverlag. Er war ein Meister der Licht- bildkunst, seine Fotos wirkten wie Gemäl- de. Dazu das »Tiroler Journal«, Juni 1977: »Das vorwiegende Interesse von Wilhelm Angerer galt jedoch nicht den geschäftli- chen Dingen, sondern der künstlerischen Seite seines Berufes, und so ist es ihm auch gelungen, auf diesem Gebiet Aißer- gewöhnliches zu vollbringen. Wenn man in seinen Archivmappen blättert, wird ei- nem bewußt, daß hier ein Mensch am Werk war, der es in hohem Maße verstan- den hat, die kalte Präzision der Technik der künstlerischen Intuition unterzuord- nen und auf diese Weise Bilder zu schaf- fen, die der Malerei und Grafik erstaun- lich nahekommen. Vor allem die Teleauf- nahmen mit Wintermotiven der Kitzbühe- ler Bergwelt weisen verblüffende Paralle- len mit Gemälden von Alfons Walde auf. Auch Wilhelm Angerers Schneebilder wirken auf den Beschauer beinahe wie Gemälde, lassen das Erlebnis der weißen Unendlichkeit irtensiv nachempfinden. Die zarte Hand des Meisterfotografen zeigl sich auch in den Schilfbildern vom Neus:edlersee, die wie chinesische Feder- zeichnunger. anmuten. Die Landschaft in aller: .ahreszeiten, die bäuerliche Welt, haben Angerer am stärksten angezogen, und so stellt se--n umfassendes Archiv auch eine wertvolle Dokumentation für spätere Generaticnen dar. Wilhelm Angerers Postkarten sind meist mit einem Sinnspruch versehen. lind cies weist auf ein weiteres Talent die- ses vielseitigen Mannes hin,, auf sein Am 23. Dezember 1982 ist Wilhelm An- gerer, der Meisterfotograf und berühmte Fcssiliensammler. im Alter von 78 Jahren gestorben. Zeitlebens war er der Schöpfung und dem Leben auf der Spur. Durch die Fossi- lienforschung war es ihm vergönnt, bis zu den frühesten Lebenszeichen auf unserer Erde vorzudringen. Seine Tätigkeit war daher mit tiefster Ehrfurcht vor der all- mächtiger Schöpfung getragen. Vor einigen Jahren konnte er eine Schar vor interessierten Jochbergern für sein Lebenswerk, die versteinerten Zeu- gen unserer Erdgeschichte, begeistern. So gingen wir mit ihm als seine Schüler in die schöpferisches Nahverhältnis zum geschrie- benen Wort. Mehrere Gedichtbände und Prosatexte sind die Ernte ernsthaften Be- mühens. Das Lyrikbändchen »Von einem im Grunde« ist 1962 im Verlag Schleppe- grell, Oldenburg, erschienen. Aber auch mit den bildenden Künsten hat sich dieser unentwegt Schaffende aktiv auseinandergesetzt. Seine Schnitzereien und Aquarelle beweisen ein umfassendes Geschick und lassen immer wieder den philosophischen Hintergrund erkennen. Jedes Gemälde und jedes Schnitzwerk be- sitzt eine Deutung, die sich mit der Zweckbestimmung des Menschen und dem Sinn des Lebens auseinandersetzt. Es gibt da noch ein anderes Gebiet, auf dem Wilhelm Angerer Hervorragendes zu bieten hat: Die Mineralogie bzw. Geolo- gie. In den Kellerräumen seines originel- len Hauses am Kitzbüheler Sonnberg lie- bevoll untergebracht und mit wissen- schaftlicher Akribie geordnet, verfügt er über die wohl reichhaltigste Fossilien- sammlung aus dem Großraum Kitzbühel, wobei die sogenannten »Kössener Schich- ten« der Waidringer Steinplatte den Schwerpunkt darstellen.« Seine Fossiliensammlung hat der Ver- storbene der Gemeinde Jochberg gestif- tet, wo die Sammlung dem dortigen Bergbau- und Heimatmuseum ange- schlossen ist. Im Jahre 1979 erschien im Selbstverlag der Gemeinde Jochberg das Buch »Fossilien, Zeugen frühen Lebens«, das von Wilhelm Angerer verfaßt wurde. Der Name Angerer ist eng mit der Chronik des Tiroler Fotografenhand- werks verknüpft. Seit über hundert Jah- ren üben Angehörige dieser aus Schwaz stammenden Familie in ununterbrochener Folge dieses Gewerbe aus und das Stamm- geschäft in der Silberstadt Schwaz ist auch heute noch im Familienbesitz. Das Kitzbüheler Fotogeschäft wird nach der Pensionierung unseres Verstorbenen un- ter dem Firmennamen Kitzbüheler Foto- haus, Kurt und Hilde Lazzari OHG, Kitz- bühel, Hinterstadt 18, weitergeführt. Nach der Gründung des Kitzbüheler Glockenspiels im Turm der St.-Kathari- nen-Kirche im Jahre 1950 verfaßte Wil- helm Angerer obenstehendes Gedicht. Berge zum Fossiliensammeln. Und von Ausflug zu Ausflug wurde es für uns spannender. Wilhelm Angerers Wunsch war, daß sein Werk dereinst in der jüngeren Gene- ration weiterleben möge. Aus diesem Grunde entstand nun zwischen ihm und der Gemeinde Jochberg ein Vertrag - die »Wilhelm-Angerer-Stiftung«. Seine große Sammlung bekam einen gebührenden Platz im Heimatmuseum Jochberg. Flei- ßige Hände regten sich fortan, mit groß- zügiger Unterstützung der Gemeinde Jochberg, bis die wohl schönste Fossilien- ausstellung unseres Landes am 10. Fe- bruar 1980 eröffnet werden konnte. Ich Ein großer Idealist ist von uns gegangen *
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