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Bei der Europavesper am Heldenplatz in Wien. Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 1. Oktober 1983 Der Katholikentag im Zeichen der Hoffnung Bericht über die Teilnahme einer Gruppe aus Kitzbühel Als am Freitag, den 9. September 1983, abends um 18.15 Uhr von allen Kirchtür- men Osterreichs die Glocken den österrei- chischen Katholikentag einläuteten, rich- teten viele erwartungsvoll ihre Blicke nach Wien zur Eröffnungsfeier auf dem Ste- phansplatz. Seit einem Jahr bemühten sich Priester und Laien, das Motto des Katholikentages - »Hoffnung leben, Hoffnung geben« -‚ den Mitmenschen näherzubringen. Fröhlichkeit und Würde strahlte diese Eröffnungsfeier aus, sodaß jene Kitzbüheler, die sich zur Fahrt nach Wien entschlossen hatten, mit vermehrter Freude ihrer Teilnahme entgegensehen konnten. Um auch unseren Gemeindebür- gern die Teilnahme am Katholikentag zu erleichtern, nahm der Pfarrgemeinderat Kontakt mit der Wiener Pfarre Hernals auf, sodaß zu günstigen Bedingungen Fahrt, Unterkunft und Verpflegung ange- boten werden konnte. HD Alfons Platt- ner hatte dankenswerter Weise die Aufga- ben der Organisation, der Werbung und Fahrtvorbereitungen übernommen. Am Samstag um 7 Uhr früh fuhren 47 Teilnehmer vom Hahnenkammparkplatz ab. Sonniges Herbstwetter verschönte die Fahrt, zwei kurze Rastpausen und Gesang lockerten die Fahrt auf. Zwei geschichtli- che Rückblicke über die bisherigen Papst- besuche in Osterreich und die bedeutend- sten Katholikentage ergänzten unsere Vorbereitung. Während der Fahrt durch den Wienerwald verstand es Herr Koope- rator Pater Scheibl, uns gedanklich einzu- stimmen auf die Botschaft der Hoffnung, die uns die Begegnungen mit dem Heili- gen Vater bringen würden. Klaglos verlief die Ankunft in Wien, herzlich war die Be- grüßung durch den Dekan der Marien- pfarre im 17. Wiener Gemeindebezirk, dem bei dieser Gelegenheit durch ein klei- nes Präsent gedankt wurde. Im benach- barten Jugendhaus der Stadt Wien bezo- gen wir Quartier und fuhren sodann zum Rathauspark. Dieser war von vielen Teil- nehmern besucht, die mit Essensbons ihr Mittagessen holten und sich im Schatten der Bäume stärkten. Der von Thomas Schennach mitgetragene Pfadfinderwim- pel war ein weithin sichtbares Zeichen, als unsere Gruppe gemeinsam zum Helden- platz zog. Der eindrucksvolle, weiträumi- ge Platz, gesäumt von den Zeugen öster- reichischer Geschichte, füllte sich immer mehr. Die unzähligen Besucher strahlten Er- wartung und Offenheit für das kommen- de Geschehen aus. Über den großen Bild- schirm konnten die Wartenden die Über- tragung des ORF mitverfolgen, sodaß alle Besucher Augenzeugen der Ankunft des Papstes in Wien-Schwechat und seiner Fahrt durch Wien sein konnten. Begei- sterter Jubel schlug dem Heiligen Vater am Heldenplatz entgegen. Zu seiner An- wesenheit sagte Johannes Paul II., sein Besuch solle »mit aller Deutlichkeit zei- gen, wie sehr ich mich eins weiß mit den Glaubenden und Betenden, die in der pro- blembelasteten Welt von heute Hoffnung leben und Hoffnung geben wollen.« In der Europavesper am Heldenplatz verbanden sich vier Lesungen aus der Hei- ligen Schrift, Gedanken dazu von vier Kardinälen Europas, die Kreuzfeier mit der Aufstellung des Kreuzes, die Anspra- che des Papstes, das Magnifikat und die Fürbitten und schließlich die Erteilung des Segens durch den Papst zu einer ein- drucksvollen Feier. »Im Kreuz ist Hoff- nung« war der Leitgedanke der Anspra- che des Heiligen Vaters. Ihre Themen bezogen sich auf die Ge- meinsamkeit Europas, das Bitten der Christen um Vergebung ihrer Schuld, die Befreiung Wiens vor 300 Jahren, die be- sondere Aufgabe und Verantwortung Osterreichs in Europa und die Notwen- digkeit des Einsatzes für das Wohl des Menschen. »Kreuz besagt: Liebe kennt keine Grenzen: Beginn mit dem Aller- nächsten und vergiß nicht den Fernsten!« Die Ansprachen der Kardinäle und des Papstes fesselten durch den Mut zur Wahrheit und ihre Ermutigung für jeden Einzelnen. Trotz der hochsommerlichen Hitze folgten die Besucher dem würdigen Verlauf der Vesper. Im Gesang zu den Fürbitten verschmolzen alle Stimmen zu einem einzigen »Herr erbarme dich«. Voll Freude und tief beeindruckt verließen wir den Heldenplatz. Die kleine Schar unserer jungen Teil- nehmer machte sich nach kurzer Rast auf den Weg ins Praterstadion zum Treffen des Papstes mit der Jugend. Den anderen bot sich ein freier Abend oder sie konnten die Jugendfeier am Bildschirm miterle- ben. Unbeschreiblich sind die Emotionen, die Herz und Sinn der einzelnen jungen Menschen bewegten. Nur wer diese Feier selbst miterlebte, wird die gemeinschafts- bildende Kraft dieser Stunden erfahren haben. Deutlich die Mahnung des Papstes an die Jugend, sie möge ihren Beitrag lei- sten, »um eine weithin müde und kranke Gesellschaft zu heilen«, weiters: »Laßt Euch ein auf Ihn, es ist ein herrliches Abenteuer und jede Anstrengung wert« und schließlich: »Ihr wißt den Weg. Unser Weg ist Jesus Christus. Gehen wir diesen Weg miteinander.« Nach einem gemeinsamen Frühstück fuhren wir zum Donaupark. Während un- seres kurzen Anmarschweges waren ande- re Kitzbüheler schon im Einsatz: Mitglie- der der Kolpingfamilie versahen schon seit den frühen Morgenstunden den Ord- nerdienst und unserer Kitzbüheler Stadt- musik war die Ehre zuteil geworden, wäh- rend der Einstimmung zum Festgottes- dienst an der musikalischen Gestaltung mitzuwirken. Die meisten von uns über- blickten zum ersten Mal das weite Gelän- de des Donauparks. Einfallender Wind und zunehmende Eintrübung weckten die ersten Zweifel an der Gunst des Wetters. Doch in Erwartung des Eintreffens des Papstes folgte die Menge den Gebeten, Chorgesängen und musikalischen Darbie- tungen. Freudiger Jubel brandete auf, als Johannes Paul II. eintraf. Der Heilige Va- ter fuhr im »Papamobil« grüßend und segnend durch die Sektoren des Parkes. Die Eucharistiefeier mit unserem Papst war der Höhepunkt des Katholikentages. Auch der in mehreren Wellen aufkom- mende heftige Regen vermochte nicht, die Reihen der Gläubigen zu lichten. Dem Evangelium vom Verlorenen Sohn und seinem barmherzigen Vater (Lk 15, 11-3 1) folgte die Predigt des Papstes, welche je- nes Gleichnis neu erschloß und darauf hin wies, daß darin »das ganze ewige Drama des Menschen enthalten ist: das Drama der Freiheit, das Drama einer schlecht ge- nutzten Freiheit«. (Wer diese Predigt
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