Kitzbüheler Anzeiger

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Friedl Obeiieitner zum Gedenken Anna und Friedf Oberleitner am Tage der Abfahrt 9. 9. 1933) vor dem Heimathau! Unterleiten. Die Familie Oberleitner in Cr,ritiba in Brasilien. Samstag, 8. Oktober I83 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 Am 19. September :983 verstarb in Cu- ritiba in Brasilien nach schwerer Krank- heit der Kitzbüheler Friedl Oberleitner. In der Heimatpfarre fand am 1. Oktober ein Seelengottesdienst s:att, den Pfarrer Jo- hann Danninger mit den Angehörigen fei- erte. Annelies Brandstätter gestaltete mit ihrem Harfenspiel die Trauerfeier. Friedl Oberlei:ner kam am 18. August 1908, zu »Kaisers Geburtstag< zur Welt. Er wuchs auf dem Hof Unterleiten auf. Nach der Pflichtschule absolvierte er jr.. Kolsass die Tischlerlehre und arbeitete dann immer als Tischler, kurze Zeit jr.. Vorarlberg und dann in den Betrieben Vi- tus Krimbacher und Jakoh Hiber. Ober- leitner war ein aufrechter Mann und machte aus seiner christlichen und über- zeugt österreichischen Haltur.g kein Hehl. Mit wacher Sorge verfolgte er die Ent- wicklung der Wirtschaft und des politi- schen Lebens. Als er arbeitslos war und keine Hoffnung hatte, sich in der Heimat eine entsprechende Existenz aufzubauen, reifte in ihm der Pan, sich der Gruppe Auswanderer nach Dreizehnlinden anzu- schließen. Sie war vcm früheren Minister Andreas Thaler zusammengestellt wor- den. Friedl Oberleitner und seine Braut Anna Huemer aus Graz, die fünf Jahre lang Verkäuferin bei der Firma Tscholl gewesen war, sowie Lenz Leitner und sei- ne Frau Maria geb. Schott, Besitzer des »Almrösl« in Kitzbühel, gehörten den Wagemutigen an. Aus Kirchberg schlo1 sich Koop. Joham Reitmeier der Gruppe an. Oberleitner wurde im Rahmen eire Familienabends des katholischen Gesel- lenvereins verabschiedet. Zwei Tage vor der Abfahrt heirateten Anna und Friedl Oberleitner. Viele gute Wünsche begleite- ten sie auf die Fahrt in eine neue Existenz. Über seine Erlebni5se und Eindrücke hat Friedl Oberleitner vor einigen Jahren war Lina Reinauer ihrer früheren Berufs- kollegin bei der Fa. Tscholl verbunden, sie sandte immer wieder die mit großem Interesse aufgenommenen Nachrichten aus der Heimat. Nach vielen bitteren Jahren gelang es Oberleitner, ein Eigenheim zu errichten. Er war insgesamt 30 Jahre in Brasilien Tischlermeister, durch viele Jahre leitete er Großbetriebe bis zu 300 Angestellten, dann führte er in der Millionenstadt Curi- tiba eine eigene kleine Tischlerwerkstatt. Im Alter erfreute ihn ein eigenes Heim und ein Auto, aber auch der wirtschaftli- che Erfolg der Söhne. Der Sohn Siegfried, geboren am 14. 12. 1934 in Dreizehnlin- den, betreibt in Südbrasilien mit zwei Partnern eine große Plastikfabrik, der jüngere Dr. jus. Carlos, geboren am 14. 12. 1944, wirkt als Direktor einer land- wirtschaftlichen Genossenschaft. Sieg- fried Oberleitner weilte zweimal im Zu- sammenhang mit Geschäfts- und Studien- reisen in Europa und kam nach Kitzbü- hel. Im Sommer 1975 weilte Friedl Ober- leitner erstmals in der alten Heimat. Noch einmal war ihm die Reise nach Kitzbühel vor zweieinhalb Jahren gegönnt, diesmal zusammen mit der Schwiegertochter Ani- ta. Damals schrieb er in das Gästebuch zu Unterleiten: Alle meine Lieben! Nach kurzen 48 Jahren war es mir möglich, das Heimatstädtchen Kitzbühel zu besuchen. Gebe Gott den Frieden diesen lieben Men- schen, die uns diese schönen Tage zu einer Freude bereiteten. Friedl Oberleitner und seine Frau hatte ein schweres Auswandererschicksal zu tragen. Am Weihnachtsmorgen des Jahres 1971 starb Anna Oberleitner. 38 Jahre waren sie verheiratet gewesen, Friedl Oberleitner nannte seine Frau seinen »Glücksstern«, mußte aber feststellen, daß ihnen nur die letzten 11 Jahre in Curi- tiba in glücklichen äußeren Umständen geschenkt waren. Ein schwerer Schlag war für Friedl Oberleitner die schwere Erkrankung und der allzufrühe Tod der Schwiegertochter Anita im März 1983. In Brasilien können geschrieben: Nach dreijähriger schwerer Arbeit im Urwald verließen wir - dre: Familien - mit den letzten Fetzen am Leibe, bewaffnet mit zehn Brocken der Landessprache, die Siedlung Dreizehnlin- den. Das Leten in Dreizehnlinden war für Oberleitner e:ne Enttäuschung geworden. Als Tischler harte er dort, auch wenn es anders versprochen worden war, keine Existenz. Er ging nach Sao Paulo und ar- beitete als Ticnler. Die Familie überleb-e anstandslos den Krieg, hat-,e aber janre. lang keine Verbindung mehr zur alten Heimar. Briefe und Pakete aus Tirol er- reichten die Familie Oberlcitner nicht. Mit großer Freude wurde nach dem Krieg der Briefkontakt mit den Geschwis:ern S.-pp, Anna (verehelichte Pichler) und Agnes .;owe mit den Eher wieder aufge- nommen. In ständiger Brieffreunischaft
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