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Das Kolpinghaus in Kitzbühel; davor die Stadtmusik am Tag der Einweihungsfeier. Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 15. Oktober 1983 Gesellenverein Kitzbühel gegründet. Die älteste erhaltene Zeitungsnotiz ist aus den »Rheinischen Volksblättern für Haus, Fa- milie und Handwerk«, gegründet von Adolph Kolping, in Köln am 16.2.1884 erhalten. Damals konnte man lesen: Unser am 9. Dezember v. J. constituir- ter Gesellenverein Kitzbühel hielt am 2. und 3. Feber seine Gründungsfeier. Von auswärtigen Vereinen trafen hiezu ein 23 Mann aus Innsbruck, Schwaz, Kufstein, Hallein und in Stellvertretung des verhin- derten Salzburger Diözesanpräses der Brixner Diözesanpräses Msgr. Josef Mayr. Die Abendunterhaltung nahm ei- nen gar schönen Verlauf. Zu derselben hatten sich sämtliche Spitzen der Behör- den, sowie eine unverhoffte Zahl von Bürgern und Bürgersfrauen eingefunden; alle insgesamt waren vollbefriedigt über ihren Besuch und äußerten sich sehr schmeichelhaft über die gebotene Unter- haltung, über den Anstand und Takt der fremden wie hiesigen Gesellen. Diese gute Haltung, sowie die lieben und trefflichen Worte des Herrn Diözesanpräses Mayr haben uns viele Freunde gewonnen. Am 3. hatten wir in der Pfarrkirche ein hl. Amt, bei dem die hiesige Bürgermusik auf der Empore ein paar herrliche Musik- stücke executierte und eine Menge An- dächtiger, darunter auch Honoratioren, sich beteiligten. Wir zählen gegenwärtig 31 Mitglieder und haben tröstliche Aus- sichten in die Zukunft. Gott segne sie! Die im Bericht erwähnten Honoratioren waren Bezirkshauptmann Würstl, Stadt- pfarrer Anton Lechner, Bezirksrichter Baron Lichtenthurn, Oberbergverwalter Dörler und Bürgermeister Ferdinand Pfund. Gründer des Vereins war Anton Pichler, Sattlergeselle aus Bramberg im Pinzgau. Er war bei Anton Wörgartner, Pfarrmesner, beschäftigt. Pichler kannte das Werk Adolph Kolpings. Ein halbes gründung in Kufstein, wo schon im Juni 1883 der Wiener Kardinal Gruscha, ein warmherziger Förderer der Gesellenverei- ne, zu Besuch war. Bei der Gründungsversammlung, die beim »Daimerwirt« erfolgte, traten 37 Bürgersöhne und Gesellen dem Gesellen- verein bei. Zum Präses wurde einstimmig Stadtkooperator Karl Egger gewählt. Er wurde schon Ende 1884 abberufen, weil er Pfarrer in Badgastein wurde. 1900 kehrte er als Pfarrer nach Kitzbühel zu- rück und wirkte bis zu seinem Tod im Jahre 1930 in Kitzbühel. Dem Gründungsausschuß gehörten an: Senior Anton Pichler, Schriftführer Jo- hann Czakert, Kassier Matthias Egger, Ordner Veit Wendlinger und Johann Mo- ser, Bibliothekar Johann Obertschneider. In der Vereinschronik wurde noch an- läßlich der Fünfzigjahrfeier vermerkt, daß Schulleiter Ludwig Fankhauser und Lehrer und Chorregent Ignaz Schiechtl sich bereitwilligst als Vereinslehrer zur Verfügung gestellt haben. Damals gab es noch keine Fortbildungsschule für das Gewerbe, sie wurde erst 1899 gegründet. Wie groß die volksbildnerische Aufgabe genommen wurde, zeigt auch die Bestel- lung eines Bibliothekars im Ausschuß. Der Gründersenior Pichler zog nach ei- nigen Jahren in den Pinzgau zurück. Der Verein wechselte noch im Gründungsjahr zum »Bacherwirt« (Hotel »Tirol«), 1894 wurde im 1. Stock beim »Bichlwirt« (Ho- tel »Weißes Rössl«) ein Heim bezogen, 1904 beim »Neuwirt«. Einer der führen- den Köpfe im Verein war Schustermeister Jakob Wieser, der zuerst als Kassier wirk- te und später jahrelang Senior war. Eines der erklärten Ziele des Gesellen- vereins und des 1894 gegründeten Katho- lischen Meistervereins, der aus dem Gesel- lenverein erwachsen war, war die Errich- tung eines eigenen Heimes. Zusammen mit dem im Jänner 1905 gegründeten Kat- holischen Arbeiterverein wurde das »Kat- holische Vereinshaus« errichtet. Große Opfer waren dafür erforderlich, es gab auch Gönner und Stifter, vor allem der Gewinn des Theaterspielens wurde dafür verwendet. Als Präsides wirkten nach Karl Egger in der ersten Zeit: DDr. Nikolaus Naschber- ger, Peter Jeglinger, Ignaz Wach, Matt- hias Ebner, Johann Grömer, Matthias Neumayer, Rudolf Ernst, Franz Hauser, Ludwig Vinatzer und Jakob Lukasser. Unter den Kooperatoren Simon Viehhau- ser und Maximus Ringelschwendter wur- de das Vereinshaus erbaut. Über die Wei- he des Vereinshauses und der Fahne des Meistervereins ist ein Bericht in der Zei- tung »Tiroler Volksbote« vom 15. Okto- ber 1905 erhalten: Kitzbühel, Brixental, 8. Oktober 1905: Na, daß man gerade zu einem solch schö- nen Fest ein so miserables Wetter haben muß, das heißt man Pech haben. Mit Ausnahme einiger Stunden schneite es, als ob wir schon mitten im Winter stecken würden. Doch gab es darob nicht viele lange Gesichter; die Begeisterung am heu- tigen Feste war zu groß. Um 9 Uhr brach- te das Dampfroß die ersten Festgäste aus der Ferne, darunter auch die liebenswür- dige Fahnenmutter und Spenderin, Frl. Kathi Schreiner, Private aus St. Johann i.T., und um 9 1/4 Uhr kamen die letzten Festgäste. Um 3/4 10 Uhr bewegten sich in schönem Zuge sämtliche Vereine mit Fahnen unter Vorantritt der hiesigen Mu- sikkapelle zur Pfarrkirche, woselbst um 10 Uhr durch Hochwürden Herrn Stadt- pfarrer Karl Egger die Weihe der wirklich schönen, mit den Bildnissen des heiligsten Herzen Jesu und Josefs geschmückten Meistervereinsfahne stattfand. Hernach hielt der hochw. Herr Perk- mann, Diözesanpräses der kathl. Arbei- tervereine, Stadtpfarrer von St. Andrä bei Salzburg, an die hiesige Meisterschaft ei- ne Ansprache, in welcher er die an der Fahne angebrachten Worte: »Katholische Vereinsfahne« als Thema wählte. In sinn- reichen Worten schilderte er deren Bedeu- tung und Zweck im christlichen Leben ei- nes Kath. Meisters. Darnach war Fest- messe (eine deutsche Singmesse), hierauf Umzug durch die Stadt und dann Weihe des Vereinshauses, gleichfalls durch hochw. Herrn Stadtpfarrer Egger. Die Entstehung dieses wirklich schönen und kostspieligen Hauses haben wir haupt- sächlich den beiden hochw. Herren Koo- peratoren Max Ringlschwenter und Si- mon Viehauser zu verdanken. Es wurden daher die Bilder derselben zur dankbaren Erinnerung im Vereinssaal angebracht. Um 2 Uhr nachmittags war Festversamm- lung. Der hochw. Herr Christian Perk- mann eröffnete im Namen des hochw. Herrn Präses die Versammlung. Hierauf hielten folgende Herrn Ansprachen: Hochw. Herr Präses Max Ringelschwen- ter, hochw. Herr Karl Egger Stadtpfarrer, hochw. Herr Stadtpfarrer Christian Perk- mann, Landtagsabgeordneter Hans Mal- 100 Jahre Kolpingsfamilie Kitzbühel Im Jahre 1883 wurde der Katholische Jahr vor Kitzbühel erfolgte eine Vereins-
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