Kitzbüheler Anzeiger

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Die Geburtsgruppe von Johann Giner d.Ä. der Weihnachtskrippe in der Kitzbuheler Pfarrkirche nach einem Entwurf von Prof. Otto Zeiller. Seite 40 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 29. Oktober 1983 370 Jahre Weihnachtskrippen in Kitzbühel Aus Kitzbühels Vergangenheit Mit dem Namen Kitzbühel verbindet sich die Vorstellung von Fremdenverkehr und Sport. Seit einem Jahrhundert hat die Stadt steigende Bedeutung als Sommer- frischort, ab der Jahrhundertwende als Wintersportplatz. Der Schneereichtum und die sanften »Grasberge« sowie der Charakter eines natürlich gewachsenen Sport- und Erholungsortes mit mehr als einer Million Nächtigungen pro Jahr, der Liebreiz der Landschaft und eine umfas- sende Infrastruktur, nicht zuletzt die Großveranstaltungen »Hahnenkammren- nen« und das sommerliche Grand-Prix- Tennisturnier, das alles ist international zu einem Begriff geworden. Kitzbühel hat aber auch eine reiche, kulturelle Vergangenheit. Seine Geschich- te reicht in die Urzeit zurück. Am Schatt- berg bei Kitzbühel und auf der nahe gele- genen Kelchalm wurde vor 3000 Jahren nach Kupfer gegraben; im Stadtbereich ließen sich Siedlungsspuren und ein Grä- berfeld jener Menschen der Urnenfelder- Kultur nachweisen. Interessante Fund- stücke von damals sind im 1934 eröffne- ten Heimatmuseum ausgestellt. Der bayerische Herzog Ludwig II. ver- lieh der auf einem Hügel neu angelegten Siedlung im Jahre 1271 das Stadtrecht. Die Stadt wurde Handels- und Verwal- tungszentrum. Als im 15. Jahrhundert wieder in größerem Stil Bergbau, nun- mehr auf Kupfer und Silber, einsetzte, gingen davon zusätzliche wirtschaftliche Impulse aus. Der Wohlstand ermöglichte die Entwickluni einer eigenständigen Kul- tur. Das Bild der Altstadt mit der hochgo- tischen Katharinenkirche im Mittelpunkt und den Straßen. »Vorderstadt« und »Hin- terstadt« zählt\ zu den bedeutendsten Stadtbaudenkmälern Tirols. Wahrzeichen der Stadt sind die mächtige spätgotische Pfarrkirche, deren Turm in die Zeit der Romanik zurückreicht, und die ursprüng- lich hochgotische Liebfrauenkirche mit einem massiven Turm aus dem 16. Jahr- hundert. Der Wohlstand der Stadtbürger begün- stigte das Wirken von Malern und Bild- hauern, das im »Kitzbüheler Barock« stark in das Umland ausstrahlte. Hier sei nur der Name des Malers Simon Benedikt Faistenberger (1695-1759) angeführt. Wie kaum ein anderer Ort Tirols hat Kitzbühel Passionsspieltradition. In 70 Spieljahren sind 150 Christusdarsteller nachweisbar, die Spiele sind von 1519 bis 1798 belegt. Einen guten Einblick in die kulturelle Bedeutung der Stadt vermittelt das zur 700-Jahr-Feier der Stadterhebung 1971 erschienene vierbändige »Stadtbuch Kitz- bühel«. Anfänge der Weihnachtskrippe in Kitzbühel Wenn man, sich, die Sinnenfreudigkeit des ausgehenden Mittelalters und des Ba- rocks bei den Passionsspielen und bei den Karfreitagsprozessionen vor Augen hält, so verwundert es nicht, daß auch die Ge- burt Christi zu sinnenhafter Darstellung anregte. Krippendarstellungen finden sich daher früh in der Andreaskirche, in der Liebfrauenkirche und in der Katharinen- kirche. Ober die Geschichte der Weihnachts- krippe in den Kirchen von Kitzbühel liegt eine Arbeit von Manfred Rupert vor, die eine Grundlage der folgenden Ausführun- gen ist. Die älteste Nachricht über ein »khripl« in Kitzbühel stammt aus dem Jahre 1586 und dürfte sich auf die Andreaskirche be- ziehen. In der fraglichen Kirchpropstrech- nung heißt es: »Dem Blasi schlosser, das er den kastn beschlagen, dannen das khripl ligd, 26 kr.« Hier handelt es sich freilich noch nicht um eine Weihnachtskrippe im eigentli- chen Sinn, sondern vielmehr um eine Vor- stufe, bei der lediglich das Jesukind auf einer kleinen Lagerstatt in einem Kasten zur Verehrung aufgestellt wurde. Ähnlich ist auch eine Nachricht aus dem Jahre 1591, die Katharinenkirche betreffend, zu werten, wo es in der Kirchpropstrechnung für dieses Jahr beim »gemeinen Emp- fang« heißt: »Vom kripl aus der püchsen 27 kr.« Bei den Ausgaben ist vermerkt: »Vom kripl zu malen, das träten gäter, und für den trat, in alles 1 fi 57 kr.« Auch für die nächsten Jahre liegen ähnliche Eintragungen in den Rechnungsbüchern vor. 1613 - erste Weihnachtskrippe in Kitzbühel Für das Jahr 1613 ist für die Kathari- nenkirche in der Kirchpropstrechnung nicht nur die Eintragung zu lesen, daß »im kripl 42 kr« als Opfergeld gefunden wurden. Aus diesem Jahr gibt es für die Katharinenkirche auch ein Inventar, das u.a. folgende Eintragung enthält: »Am kindl, im krippl ligend, sambt Unnser Lieben Frawen und anndern darbey steen- den bildnusen, in ain grienangestrichen gätter verfasst.« Hier ist also eindeutig von einer Krippe im eigentlichen Sinne die Rede, wenn man das Wort Krippe im Sin- ne Josef Ringlers »als festzeitlich begrenz- te, figürliche und verwandelbare Darstel- lung verschiedener Begebenheiten des evangelischen Weihnachtsberichtes mit Andeutung der Örtlichkeit« versteht. Wie bei anderen Krippen aus diesem Zeitraum fehlt auch in der o.a. Quellenstelle für die Krippe der Katharinenkirche ein Hinweis auf das Vorhandensein des Hl. Joseph; als erste Figuren um das Christkind schei- nen anfänglich nur Engel und die Gottes- mutter Maria auf. Im Jahre 1666 wird für die Katharinen- kirche eine neue Krippe angeschafft, durch Adaptierungen im Jahre 1670 ist ei- ne Verwendung dieser Krippe in der Kar- woche für ein Heiliges Grab möglich. Seit etwa 1760 wird in der Katharinenkirche keine Krippe mehr aufgestellt. Ein erster Beleg für eine Krippe in der Liebfrauenkirche stammt aus dem Jahre 1644; nach einigen Jahrzehnten dürfte aber die Krippe der Liebfrauenkirche wie- der abgekommen sein. Für die Andreaskirche scheint im Jahre 1651 erstmals eine Krippe auf, für das Jahr 1658 ist eine Neuanschaffung belegt. Knapp hundert Jahre später wird im Jah- re 1747 wieder eine neue Krippe gekauft. Diese umfaßte mehrere Vorstellungen und wurde in der Folge laufend ergänzt. Es handelte sich um gekleidete Figuren
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