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Am Weiagarteni'e/rpfad. Seite 44 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 12. November 1983 deln folgen, denn wir tun uns selbst jr. Osterreich keinen guten Dienst, wenn wir das Produz:erte nicht mehr erkaufen können oder gar die ausländische Kon- kurrenz mit ihren Preisen an unseren Pro- dukten vorbeizieht und das Weinland Osterreich zum Zuschauen verdammt, zum Zuschauen, wie andere das Geschäft machen. Diese Jberle.gung ist aus dem Gespräch mit den Bauern und - -h--en Ver- tretern erwachsen, aber wr w:ssen, dafl dieses Problem nicht nur auf d:e agrari- schen Produkte beschränkt ist, sondern weite Bereiche unserer C-esamtwir:schaft miteinbezieh:. Solche Ausflüge fördern den Mei- nungsaustausch und schließlich ein sich besseres Verstehen, eine engere Zusam- menarbeit, solche Ausf:üge sind auch Lernnrozeß, Prozeß des Lernens zum bes- seren Verstehen des Nachbarn, des Näch- sten, im eigenen Lande. Nachdem wir aus den Weinfeldern hin- aus.ekommen waren, szeuerten wir durch ein sonniges Land, das als die Kornkam- mer Osterreichs bezeichnet wirc. Aus der satten, schwarzen Erde sprießen im Früh- jahr und reifen im Sommer die Ähren des österreichischen Weizens. S: weit das Au- ge reicht, liegt eine Furche neben cer an- deren, kilometerlang, für uns imposant. Es is:, wie wir hörten, eines der nieder- schla.särmsten Gebiete unseres Landes. Wasser is: eine Kos:barke:t, ind die Ernte hängt davon ab, wieviel wann von diesem kos-.baren Naß a'if die Fluren fällt. Nach e:ner Fahrt, die für unsere Augen viel Neues gebrach: hatte, bogen wir auf den Hauptplatz unseres Zieles, der Grenz- gemeinde Falkenstein, ein. Eine Burg glei- chen Namens, eine Festung aus alten Zei- ten, drohnt Über den Ziegeldächern des Weinanbauzentrums im nordöstlichen Österreich. Wir hören Musik. D:e Ortska- pelle ist zu unserem Empfang ausgerückt. Der Männerchor, die Falkensteiner, be- grüßen uns mit Willkommensliedern. Und inmitten der Weinviertler mit ihren schönen Trachten steht die junge, fesche Winzerkönigin von Niederösterreich. Ihre Krone glänzt und funkelt in der Scnne. Sturm und Heuriger werden gereicht. Wieder schlägt den Tirolern aus den Kitzbüheler Alpen herzliche Gast rreund- schaft entgegen. Wiederum ist d:e wirt- schaftlic±ie Prominenz Niederösterreichs zu unserem Empfang gekommen. An der Spitze der Präsident der Niederösterrei- chischen Landeslandwirtsciaftskammer, Ok.-Rat Ing. Matthias Bierbaum, ferner Vizepräsident der Landeslardwirtschafts- kammer, Ok.-Rat Ing. Erich Mauss sowie der Leiter der P-äsidialabteilung der Lan- deslandwirtschaftskammer, Dipl.-Ing. Wilhelm Ligle, Herr Landesrat Franz Blechberger - Veran:wortlicher für die Landwir:shaft des Bundeslandes Nieder- österreich in der Landesregierung und der Leiter der Abteilung für Weinbau in der Landeslandwirtschaftsammer, Direktor Dipl.-Ing. Johann Wess, gehörten eben- so zu den Anwesenden und Gastgern wie Direktor Weiser von der örtlichen Weinbaugenossenschaft. Mit besondere-- Umsicht esonderer Umsichtbemüh--e sich der Bürger--neiste-- von Falkenstein, Richard Weber, um die Tiroler. Sowohl Bgm. Weber als auch die vorgenannten Herren der Landesregie- rung und der Landeskammer gaben ilrer Freude über den Besucli Ausdruck. Ihnen allen kommt es darauf an, über menschli- che Kontakte auch geschäftliche Verbin- dungen zu knüpfen. Diesen Wunsch las- sen sie nicht bei Worten bewendet sein. Im Gegenteil, sie zeigen und geben uns das in reichem Maße zu kcsten, was sie produzieren. Zuerst in der Praxis. in dem sie uns durch den sehr nett und ins:ruktiv ange- legten Weinlehrpfad führen Hier konn- ten wir d:e einzelnen Sorten am Rebsiock verkosten. Dann ging es zurück in die Kel- lerstraße. In einem der reizend ausgestat- teten Weinkeller wurde eine Weinvierller Jause gereicht. Sie spielte alle Stückln, denn die verschiedenen Würste, Braten und Käse stillten nicht nur die hungrigen Mägen, sondern erzeugten Durst und Lust auf ein Gläschen Wein oder zwei oder drei! Das soll ja schließlich und end- lich der Sinn der Sache sein, das heißt Mittel zum Zweck oder besser: Ein ange- nehmer Weg zur Absatz- und Umsatzför- derung! Auch hier wieder als außerordentlich nette Begleitung die Weinkönigin »Eva 1.«, die Dorfmusikkapelle und der Män- nergesangsverein mit seinen großartigen Stimmen. Ein Klangkörper, der auch österreichweit Aufsehen erregen würde. Eine Mundartdichterin ließ uns ein wenig in die Lebensphilosophie der Weinviertler Einblick nehmen. Ehrlich, weise, tief- gründig hörten sich die Reime an. Mit an- deren Worten: Die Stimme des Volkes kam zu Wort. Man soll die Stimme des Volkes nicht überhören! Sie kann singen und schmeicheln, sie kann weich wie But- ter sein und süß wie Traubensaft, sie kann für eine Weile fast Verstummen, um dann plötzlich und hart wie Stahl zu urteilen, die Stimme des Volkes. In Falkenstein war sie schmeichelnd, lustig und froh, die Stimme des Volkes. Kein Wunder, bei einer »Weinprobe«, die uns 17 verschiedene, erlesene Sorten nie- derösterreichischen Weines bescherte. Man hätte an Altbundeskanzler Leopold Figi's legendären Ausspruch denken können: »Jetzt no die Reblaus, dann sans waach!« Sehr positiv eingenommen schien die Ti- roler Delegation von der Bewirtung und von den kultivierten Weinen auf jeden Fall gewesen zu sein, denn nicht leicht trennten sich die Wirtinnen und Wirte von diesem, vorher den meisten nicht be- kannten, aber von allen rasch liebgewon- nenen Falkenstein. Kommerzialrat Wolfgang Hagsteiner bedankte sich bei Bürgermeister Weber, bei allen Falkensteinern und bei den Spit- zenfunktionären der Wirtschaft und der Politik Niederösterreichs im Namen aller Reiseteilnehmer von Herzen. Er bekannte sich zu den Ausführungen von Landesrat Schauer, Landesrat Blechberger und Prä- sident Bierbaum und unterstrich die Be- deutung der Studienreise als einen ehrli- chen Versuch, das einzuleiten, fortzufüh- ren, auszubauen und zu verstärken, was beide Bundesländer wollen: Tirol und der Bezirk Kitzbühel mehr Gäste aus Nieder- österreich und Niederösterreich mehr Ab- nehmer ihrer Weine in Tirol. Ein from- mes Ansinnen, das man beiden Teilen, beiden Partnern zubilligen muß. Zurück nach Maria Taferl, dem Stand- quartier der Wirtinnen und Wirte des Be- zirkes Kitzbühel, ging es auf einen Um- weg. Fortsetzung folgt! WR ALLE LEBEN DAVON
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