Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Werkssiedlung Gaswerkstraße (von der Hofseite) mm Da war' uns nur der Strick geblieben Textil-West-Betriebe wieder in den schwarzen Zahlen MATREI a.IBr. Mit Blitzesschnelle legt Liesl Ratz die fei- nen Fäden ein. Immer wieder dieselbe Handbewegung. Schnell muß es gehen. Bis zu sechstausend Spulen am Tag schafft sie, muß sie schaffen. Die Arbeit in der Spulerei ist hart hier in der Spinnerei Matrei am Brenner. Die Watte im Ohr - notwendig als Lärmschutz - macht Gespräche am Arbeitsplatz automatisch unmöglich. Über 25 Jahre lang ist sie hier schon im Betrieb. »Schone Arbeit ist es weiß Gott keine.« Trotzdem ist sie froh, daß sie sie hat. Ist froh, daß sich nach dem Konkurs ihrer Firma im Frühjahr 1982 doch noch eine Möglichkeit gefunden hatte, weiterarbei- ten zu können. «Ich bin 52. Hier in Matrei gibt es ein- fach nichts. Ich hab keine Ahnung, was ich gemacht hätte, wenn hier zugesperrt geblieben wäre.« Es hatte eine Zeitlang auch nicht danach ausgese- hen, daß tatsächlich wieder aufgesperrt we'den könnte. Als über die Firma Hero, der Hernurger & Rhomberg Ges.m.b.H., der Konkurs er- öffnet wurde und in den ver- zierter Belegschaft wieder arbeiteten, war dies für alle Außenstehenden eine Über- raschung. Der neugegründe- ten «Allgemeinen Textil- Beteiligungs- und Verwal- tungs Ges.m.b.H.« (Textil- West) war es gelungen, den technisch guten Teil der «bereits klinisch toten Be- triebe« (ein Experte) zu ret- ten. Neben Bund, Land und Gewerkschaft hatten vor al- lem die Sozialistischen Ge- werkschafter in der Arbeiter- kammer die jetzige Lösung betrieben und forciert, und AK-Präsident Karl Gruber war es, der in einer großen Verhandlungsrunde in Wien schließlich den damaligen Bundeskanzler Dr. Kreisky von der Notwendigkeit einer haben früher fünf Frauen die Maschine bedient. Jetzt sind wir zwei. Aber alles ist besser als arbeitslos,« ist ei- ne Arbeiterin aus der Telfer Weberei überzeugt. Auch ein Meiste- in der Spulerei ist froh, wieder arbeiten zu können: »Viele von uns hät- ten nicht mehr gewußt wo- 1-in. Ich hab' früher selbst egIaubt, jeder hilft sich selbst am besten. Heute sag ich aber: Chne Arbeiterkam- mer wäre vielen von uns nur der . Strick geblieben. Und den hätte man sich wahr- scheinlich nur leisten kön- nen, wenn zwei zusammen- gelegt hätten.« Werksiedlungen nun im Eigentum der Bewohner Ein zusätzliches Problem stellte sich bei der Hero- Rettung. Viele der Mitarbei- ter wohnlen noch in alten Werkswohnungen. Neben dem Arbeitsplatz hing für viele plötzlich auch der Platz zum Leben in der Luft. Auch für viele Pensionisten. Elsa Rupprich wohnt seit 27 Jah- ren in der Werkssiedlung in der Innsbrucker Gaswerk- straße uni hat alles, was sie gehabt hatte, in die Woh- nung gesteckt. Hat alles hergerichtet, renoviert. «Ich würde auf der Straße ste- hen, wenn ich das hier nicht' mehr hätte. Über den Inns- brucker Wohnungsmarkt muß ich ja nichts sagen. Da kriegt' man nicht so leicht was.« Die Lösung des Problems gestaltete sich außerordent- lich schwierig und zog sich über ein Jahr hin. Ziel war es, die Werkswohnungen zu günstigen Bedingungen in das Eigentum der Betroffe- nen überzuführen oder dort, wo dies nicht möglich war, unbefristete Mietverträge abzuschließen. Was auch hundertprozentig gelang. Dank des Engagements der Elsa Rupprich: «Ohne AK würde ich auf der Straße stehen«. Arbeiterkammer Tirol konn- ten die Wohnungen günstig erstanden werden. Nur ein Trakt der Anlage in der Gas- werkstraße mußte verkauft werden und wird nun abge- rissen. Die Bewohner kön- nen aber gleichwertig ein paar Stiegen weiter unterge- bracht werden. Einer Pen- sionistin, die seit 1930 hier wohnt, ist die größte Sorge ihres Lebens genommen. Gemeinsam mit ihrer Schwester schleppt sie den letzten Teil ihrer Habselig- keiten in ihre neue Bleibe: «Daß man uns hier von der Arbeiterkammer geholfen hat, verdanken wir dem Prä- sidenten Gruber und seinen Leuten, Wir hätten ja weder aus noch ein gewußt.« schiedenen Betrieben rund 1000 Arbeitsplätze auf dem Spiel standen, hatte es zu Opimismus richt allzu gro- ßen Anlaß gegeben. Als die Zeitungen Mitte Juni mel- den kornten, daß die ehe- maligen HerD-Betriebe in Matrei und Teifs mit redu- öffentlichen Hilfe überzeu- gen konnte. Teifs und Matrei sind bereits wieder in den schwarzen Zahlen. Ein Erfolg, der nicht zu- letzt auf die Opfer der Beleg- schaften zurückzuführen ist. Der Druck ist stärker gewor- den. '>In unserem Websaal Wir sichern die Arbeitsplätze in Tirol! Arbeitnehmer unabhängig liste 1 Wir beraten jeden und erfolgreich!
< Page 37 | Page 39 >
< Page 37 | Page 39 >