Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 14. A2ril 1984 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Die Struktur- und Einkommensent- icklung in cer Land- und Forstwirt- schaft erfüllt die Vollversammlung der Landeslandwirtschaftskammer für Tirol mit zunehmender großer Sorge: Die Zahl der Beschäf:igten in der hand- und Forstwirtschaft betrug im Jahre 1961 noch 54.000 Personen, 1981 aber nur mehr 21.000 Personen. Die Zahl der landwirtschaftlichen Be- .riebe ist von 1960 bis 1980 von 24.000 auf 21.000 zurückgegangen, die Zahl der Haupterwerbsbetriebe sogar von 15.000 auf 9.000. Die landwirtschaftlichen Ein- kommen waren im Jahre 1982 real um 10% niedriger als im Jahr zuvor. Konn- ten bisher die Bauern die ungünstige Ent- w:cklung der Agrarpreise durch Mehrpro- luktion teilweise ausgleichen, so ist auch dieser Weg angesichts überlasteter Agrar- märkte für die Zukunf: versperrt. Ausgehend von dieser Situation stellt die Vollversammlung der Landesland- wirtschaftskammer für Tirol folgendes fest: Das Hauptziel der landwirtschaftli- chen Interessensvertretung muß es nach wie vor sein, sich für eine gerech- te Entlohnung der bäuerlichen Lei- stung einzusetzen. Der standortgebunderien Produktion ist nach wie vor der Vorzug einzuräu- men. Die Sozialpartnerschaft ist weiter aus- zubauen und so zu gestalten, daß der Partnerschaftsgedanke, der die Gleich- wertigkeit der einzelnen Partner zur Voraussetzung hat, stärker zum Tra- gen kommt. Die Agrarpreise müssen wesentlich mehr an den betriebswirtschaftlichen Erfordernissen orientiert werden. Die bisherigen Marktordnungsgesetze sind zu einer umfassenden W:rtschafts- und Ernäh:ungsordnung auszubauen. Für die Marktordnungsverhandlungen vertritt die Vollversammlung folgende Grundsätze: Zucht- und Nutzvieh Für den Zucht- und Nutzviehabsatz müssen ausreichend Bundes- und Landes- mittel bereitgestellt werden. Der Landwirtschaftsminister soll sein gegebenes Wert halten und €0°7o der Mittel für die Exportförderung über- nehmen. Die Preisbänder sind so zu gestalten, daß eine Preisrelat::in zwischen Milch und Vieh von 1:8 zus:ande kcmmt. Die Rinderhaltungsprämie für jene Bergbauern, die au ie Milchlieferung verzichten, ist beizubehalten. Milchwirtschaft Die Bundesbe:eiligung an der Export- förderung ist von 16 auf 18% aufzu- stocken. Die Importe von Milchprodukten sind in den Ir-landabsatz einzubeziehen. Die Milchprolukticn muß vorrangig jenen Gebieten erhalten werden, die auf Grund der natürlichen Produk- tionsvoraussetzungen keine anderen Alternativen haben. Freiwerdende Richtmengen dürfen nicht mehr genereL an die Überliefe- rer, sondern müsse:, individuell auf die Härtefälle aufgeteilt werden. Als Härtefalle haben vorrangig jene Betriebe zu gelten, bei denen das Ver- hältnis von Kcntingentausstatiung und Ausstattung mit Grünland besonders ungünstig ist. Auf die Hofübernehmer sollten die ge- setzlichen Bestimmngen für Elemen- tarereignisse anwendbar sein. Getreide Die Produktion;kostenverhältnjsse dürfen durch die Getreidemarktord- nung nicht einseitig zu Ungunsten der GrünlandgeDiete verschlechtert wer- den. Die AufDringang der Stützungsmittel für den Futte:getreideexport ist so zu ändern, iaß keine finanzielle Benach- teiligung für die Veredelungsproduk- tion im Grünland mehr entsteht. Förderung Die landwirtschaftlichen Förderungs- ausgaben im BundesDudget sind auf- zustocken, damit Investitionen und Maßnahmen zur Verbesserung der Produktionsgrundlagen und der Agrarstruktur verstärkt gefördert wer- den können. Der Bund sollte weiterhin alle Förde- rungssparten ausreichend bedienen und nicht immer mehr Förderungsauf- gaben auf die Länder abschieben. Ins- besondere sind die Mittel für Grundzu- sammenlegungen, Kultivierung, Bera- tung, Bildung und für die Landjugend wieder aufzustocken. Der weitere Ausbau der Güterwege - noch immer sind in Tirol 1.351 Höfe unerschlossen - muß in den Verkehrs- erschließungssonderprogrammen von Bund und Land vorrangig behandelt werden. Der Güterwegbau ist im Arbeitsplatz- sicherungsprogramm der Bundesregie- rung stärker zu berücksichtigen. In der Novelle zum Tiroler Landes- straßengesetz ist vorzusehen, daß die Erhaltungskosten für die Güterwege einschließlich der Schneeräumung von den Gemeinden übernommen werden. Im Rahmen der Finanzausgleichsver- handlungen muß dafür den Gemein- den die notwendige Entlastung ver- schafft werden. Die Vollversammlung beobachtet mit besonderer Sorge die augenscheinliche Vi- :alitätsminderung in unseren heimischen Wäldern. Wir sind der Überzeugung, daß dieses Problem letztlich nur durch eine Verminderung der Schadstoffemissionen gelöst werden kann. Eine Abgeltung der Schäden kann nur einen Teil der wahren Schädigung ersetzen, nicht aber den Aus- fall aller Sozialfunktionen des Waldes. Die Zuwachs- und Wertminderung der Wälder muß in den forstlichen Einheits- werten ihren Niederschlag finden. Ein un- ter dem »sauren Regen« und unter forst- schädlichen Luftverunreinigungen lei- dender Wald kann zusätzliche Belastun- gen wie Wildschäden und Tiefschneefah- rer noch weniger vertragen. Im Bereich der bäuerlichen Sozialversi- cherung tritt die Vollversammlung dafür ein, daß den Bauern weniger als fiktives Ausgedinge angerechnet wird und ihre Familienangehörigen bei den Spitalsko- sten entlastet werden. Weiters sollten in der bäuerlichen Unfallversicherung die Renten für die Witwen und für die Schwerversehrten verdoppelt werden. Keinesfalls darf es zu einer Erhöhung des Beitragssatzes von derzeit 12% kommen. Zusammenfassend stellt die Vollver- sammlung fest, daß es insgesamt einer neuen Rangordnung in der Agrarpolitik bedarf, damit die Tiroler Bauern weiter- Resolution der Vollversammlung der Landeslandwirtschaftskaimner für Tirol am 8. März 1984
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