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Samstag, 28. April 1984 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 Vom »Kitzbüheler Nationalsänger« zum beliebten und gefeierten Operetten-Tenor Von Toni Praxmair Peter Lindner, in Kitzbühel geboren, trat bei der Firma »Toni Kahlbacher« im Jahre 1955 als Schlosser-Lehrling ein. Nach Abschluß der Lehrjahre mit Gesel- lenprüfung begann er 1958 seine Tätigkeit bei der Sängergruppe, wechselte 1962 sei- nen Beruf, mit Umschulung zum Büro- angestellten, bis er sich entschloß, im Jah- re 1964 sein Leben auf eine neue Basis zu stellen und bestand die Aufnahmeprü- fung in die Akademie für Musik und dar- stellende Kunst (Hochschule Wien). Wäh- rend der Jahre 1958 und 1969 wirkte er ständig bei den Veranstaltungen der »Kitzbüheler Nationalsänger« mit, soweit ihm da; Musikstudium Zeit gelassen hat, mit uns Tourneen mitzumachen nach: England, Frankreich, Schottland, Irland und Algerien, Fernseh-Auftritte in Ham- burg, Wien, London, Olympiade 1964 in Innsbruck, Adventsingen, Schallplatten- Aufnahmen, zu Gast bei Otto von Habs- burg u.v.a. Es war ein schwieriges, richti- ges Studentenleben, wenig Geld, aber sein Fleiß, seine Ausdauer und sein Talent ver- halfen ihm zu einem Stipendium. Klei- ner Nebenverdienst durch seine Tätigkeit als Mitglied der Sängergruppe, ein inter- essantes Studium, verbunden mit Sorge, ob seine Stimme für seinen späteren Beruf ausreichen würde, waren berechtigte Zweifel 'über seinen gefaßten Entschluß. Dann kam 1969 der große Tag der Ab- schlußprüfung, der Operetten-Musical- und Cianscnklasse von Frau Prof. Christl Marayn im Schönbrunner Schloß- theater. Es war ein großer Erfolg für Pe- ter. Viele in- und ausländische Theaterdi- rektoren waren anwesend, und der dama- lige Direktor des Raimund-Theaters enga- gierte Lindner als Operetten-Buffo für »Eine Nacht in Venedig«, »Giuditta«, »Vetter aus Dingsda«, »Der Tanz ins Glück«, doch sein größter Erfolg war »Paganini« mit den besten Kritiken. Das Ausland ließ mit seinen Angeboten nicht locker, i.md so entschloß er sich, das Stu- dium aufzugeben, obwohl er inzwischen für die Aufnahmeprüfung in die Opern- klasse von Prof. Zimmer bestanden hatte, und Peter Lindner entschied sich, für zwei Jahre nach Luzern zu gehen, denn er wußte, daß die Schweizer österreichische Operetten besonders lieben. Er spielte bei »Venus in Seide«, »Csardafürstin«, »My fair Lady«, »Freddy«, »Die geschiedene Frau«, »Die schöne Galathee«, den Leo- pold im »Weißen Rößl«. Während dieser Zeit lockten die Bregenzer Festspiele mit »Bettelstudent« die Rolle von »Richtho- fen«, und anschließend nahm er ein An- gebot vom Linzer Landestheater für sechs Jahre an und sang und spielte: Den »Gustl« in »Land des Lächelns«, den »Josef« in »Wienerblut<, den »Schneider Mottl« in »Anatevka«, den »Tony« in »West Side Story«, den »Englisch-Leh- rer« in »Cabaret«, den »Jan« in »Bettel- student« und als Riesenerfolg den »Ju- Peter Lindner. F91o: Studio RÖ.r4e. das« in »Godspell« usw. Neben seinem festen Engagement im Landestheater L:nz wurde Lindner zu veschjedenen Gast- spielen herangezogen. so 1976 in die Wie- ner Stadthalle für »Candide« für zwei Rollen, seine Hauptrolle und alternierend mit Heinz Ehrenfreund die Rolle »Candi- dc«; mehr als die Hälfte der Vorsieflun- gen mußte Peter singen. Er erhielt ein grc- ßes Lob von Harald Prince. Zwischen 1976 und 1978 wurde er zu sieben Confe- rencen im Linzer Bruckner Haus herange- zogen. Inzwi3chen hatte die Familie Lindner enclich in Wien ein Haus gefunden, aber es war soviel zu reparieren, daß er ständig zwisc -ien Linz und Wien hin und her pen- delte, um die möglichen Arbeiten seihst zu machen oder zu beaufsichtigen. Es wa- ren V,'iinde hera'jszurei3en, es war eben eine Altbau-Wohnung, die 70 Jahre be- wohn: war und nie Reparaturen gemacht wurden. Neue Wände wieder aufstellen, neue Fußböden, der gesamte Wasseran- schluß und Stromanlage waren zu erneu- ern, eine neue Gas-Etagen-Heizung wurde eingebaut. Während all dieser handwerk- lichen Arbeiten mußten Pe:er und seine Frau alle Wände von der alten Leimfarbe befreien, an allen spielfreien Abenden, bis spät in der Nacht, um dann wieder nach Linz zurückzufahren, und so ging es wei- ter, bis die Familie endlich nach Beendi- gung seine.; Engagemen:s in d:e Wiener Wohnung einziehen konn:e, aber fertig sind die Arbeiten bis heu:e noch nicht, weil auch f:nanzielle Probleme die Fertig- steflung verhinderten. Im Sommer 973 wieder Festspiele in Bregenz mi: einer großen Rolle mit Erfolg in »101)1 Nacht<.: von Johann Sirauß. Im gleichen Jahr unterschrieb Pe:er einen Vertrag für ein Gastspiel mit fünf Vorstel- lungen nach Teheran ins Opernhaus, mit drei Wochen Probezeit. Aber nun lasse ich Peter Lindner selbst erzählen: »Der Hinflug war ein Traum. Wir sind um 23 Uhr Ortszeit dort ange- kommen, und.ich finde keine Worte, um zu schildern, welcher Eindruck es für uns war, als wir von oben das Lichtermeer dieser 6-Millionen-Stadt erblickten. Es brannten alle Straßenlaternen und alle Lichter in den Häusern, wie ein überdi- mensionaler Christbaum. Es blieb uns der Atem weg, als wir aus dem Flugzeug stie- gen, denn es hatte noch immer 45 Grad Hitze. Wir wohnten in einem sehr schö- nen Hotel in der City mit Swimming- Pool. Durch die anwesenden Deutschen, die den Auftrag hatten, für den Schah ein neues Museum einzurichten, erfuhren wir, daß die Lage eigentlich viel schlim- mer war, als wir dachten. Scharf bewacht von Polizei begannen unsere Proben im prachtvollen Opernhaus. Von der Stadt Teheran haben wir an und für sich nicht sehr viel gesehen, da uns ja der Aufent- halt im größten Basar der Welt nicht ge- stattet war. Einige von uns haben es trotz- dem versucht, wurden aber schwer belä- stigt, und zwei Mädchen mußten sich ge- fallen lassen, daß man sie mit faulem Obst bewarf und anspuckte. Am 29. August kam dann der Ausnahmezustand - am Abend durfte keine Probe mehr sein, weil alle um, 21 Uhr im Hotel sein mußten, auch nicht am 6. September, obwohl Ge- neralprobe sein sollte. Es wurde bereits geschossen, und es fielen die ersten Gra- naten. An diesem Tag gab es 6000 Tote und nicht 57, wie in den Zeitungen in Eu- ropa berichtet wurde. Ab diesem Tag mußten wir im Hotel bleiben, und an eine Aufführung war nicht mehr zu denken, denn man hatte uns gedroht, das Opern- haus in die Luft zu sprengen, falls eine Aufführung stattfinden sollte. (2. Teil folgt!) »Einweihung« des neuen Fußballtisches Wie bereits angekündigt, wird anläß- lich der »Einweihung« unseres neuen Fuß- balltisches zu einem kostenlosen Turnier eingeladen! Dieses Tischfußball-Turnier findet am kommenden Samstag, den 28. April, von 16 bis 19 Uhr statt. Gespielt wird in Einer- und Zweiermannschaften. Die Zusammenstellung der Zweiermann- schaften ist den Teilnehmern selbst über- lassen. Nennungen werden zwischen 16 und 16.30 Uhr entgegengenommen. Alko- holfreie Getränke stehen zum Selbstko- stenpreis zur Verfügung. Auf eine rege Beteiligung am Turnier freut sich Dein Jugendraum »Speedy«!
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