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Samstag, 5. Mai 1984 Kitzbüheler Anzeiger Seite 21 Schustermeister Hans Überall zum Gedenken In Kitzbühel starb in der Nacht von Karfreitag auf Karsamstag kurz vor dem Erreichen des 83. Lebensjahres der Schu- stermeister Hans Überall. Mit ihm ist ein Stück liebenswertestes altes Kitzbühel aus diesem Leben gerufen worden. Er war ein Mann, der keine Gegner hatte und der sich - nicht erst als abgeklärter Senior - allgemeiner Achtung erfreuen durfte. Hans Überall kam als Sohn eines Schu- stermeisters in der Florianigasse zur Welt, erlernte das väterliche Handwerk, ging auf die Wanderschaft, die ihn weit durch Deutschland und Österreich führte, und eröffnete 1927 nach Ablegung der Mei- sterprüfung einen eigenen Betrieb, den er bald in das angekaufte Haus in der Floria- nigasse, also unweit des Elternhauses, verlegte. Dort war Hans Überall durch die Jahrzehnte als Schustermeister tätig. Spä- ter errichtete die Familie in der Wagner- straße ein Wohnhaus. Hans Überall war seiner Gattin Anna ein guter Mann, sei- nen Kindern Gertraud und Hans ein sor- gender Vater und zehn Enkeln ein gütiger Großvater. Am Beruf hielt er auch noch fest, als er längst im Rentenalter war. Für jede Kundschaft hatte er das rechte Wort, in Rüstigkeit erlebte er ein hohes Alter, fast bis in die letzten Tage tätig im Haus und um das Haus, gerne im Kreis alter Kameraden und auch gerne gesehen im Kreis von Jüngeren, denen er unaufdring- lich Lebensweisheit und viele Werte zu vermitteln vermochte, die nie aus der Mo- de kommen sollten. Wußte Hans Überall seine berufliche Aufgabe als Schustermeister, so nahm er sich doch Zeit für allgemeine Aufgaben. Fast von selbst wuchs er in das Vereins- hausgeschehen hinein, .wurde mit 17 Jah- ren Mitglied des Katholischen Gesellen- vereins und erlebte auf der Wanderschaft die segensreiche Einrichtung des Gesellen- vaters Adolph Kolping. In der Gesellen- vereinsbühne war Hans Überall ein treues und geschätztes Mitglied. Er spielte jede, auch die kleinste Rolle, mit großem Ein- satz. Wenn er als Schuster auf der Stör war, dann wanderte er von weither zu Fuß zur Probe, gleichgültig, ob er als Statist oder als Hauptdarsteller, etwa in Stücken von Schönherr und Kranewitter, einge- setzt war. Noch nach Jahrzehnten erin- nert man sich seiner Darstellung des Grutz in »Erde« oder des »Judas von Ti- rol«. Zeitgenossen verglichen seine Lei- stung mit der führender Mitglieder der damals über die Grenzen hinaus bekann- ten Exlbühne, ja vielfach wurde seine Darstellung, gewiß nicht aus Lokalpatrio- tismus, höher bewertet als die Eduard Köcks. Unfaßbar für viele Theaterfreun- de war sein plötzlicher und unwiderrufli- cher Entschluß, die Bühne zu verlassen. Der Kolpingbeweguflg hielt Hans Über- all bis zuletzt die Treue. Er war maßgeb- lich an der Verwirklichung des Erweite- rungsbaues von 1928 beteiligt, als der kleine Saal und die Bühnennebeneinrich- tung erweitert wurde. In der ersten Nach- kriegszeit erreichte Hans Überall die Rückgabe des seinerzeit beschlagnahmten und inzwischen von der Stadtgemeinde er- worbenen Vereinshauses. Aus den Proto- kollen ist zu ersehen, daß Hans Überall auch große persönliche Opfer für das Haus brachte und notfalls auch die Koh- lenrechnung übernahm. Lange wirkte er im Hausausschuß und beobachtete später aufmerksam die weitere Entwicklung des Kolpinghauses. Das Österreichische Kol- pingwerk zeichnete ihn erst vor einigen Jahren aus. Der Katholische Gesellenver- ein hatte den 31jährigen Mann - gewiß eine Seltenheit in der damaligen Zeit - zum Ehrenmitglied ernannt. Treu bis zuletzt war Hans Überall auch der Freiwilligen Feuerwehr. Er war 1918 eingetreten und war noch als Siebzigjähri- ger bei Übungen aktiv dabei. Er war mit Freude und großer Sachkenntnis Feuer- wehrmann und ein enger Mitarbeiter der Führungsgruppe um Peter Wieser und sei- nen Bruder Karl Überall. Hans Überall fand auch bei der Feuerwehr den Weg zu den Jüngeren und wurde von ihnen wie ein Vater geachtet. In der ersten Nachkriegszeit wurde Hans Überall, den die bitteren Jahre in seiner Haltung nicht verändert hatten, als Vizebürgermeister berufen. Bürgermei- ster war Hans Hechenberger. Das Ehren- amt in der Zeit der Militärregierung und in einer von Flüchtlingen überschwemm- ten Stadt legte Hans Überall bald zurück. Weil er in erster Linie Handwerker war und dort seine Aufgabe sah, ließ er sich vom Amt dispensieren, war aber bis 1950 Gemeinderat. Er führte das besonders schwierige Wohnungsreferat in Zusam- menarbeit mit Baron Carl Menshengen. Wegen seiner uneigennützigen( -Amtsfüh- rung in einer sehr schweren Zeit hatte Überall keinen Dank zu erwarten, aber sie wurde allseits als korrekt und umsichtig anerkannt. Überall war in seiner schlich- ten Art bemüht, die aufgerissenen Gräben zwischen den einzelnen Gruppen zuzu- schütten. In seinem Berufsstand war Hans Über- all von 1945 an als Innungsmeister, später im Innungsausschuß und in der Landesin- nung uneigennützig tätig. Durch fast 60 Jahre gehörte er der Schützengilde Kitz- bühel als Mitglied an. Beim Sterbegottesdienst, der in österli- cher Zuversicht gefeiert wurde, wie es dem Leben Hans Überalls entsprach, würdigte Pfarrer Präses Johann Dannin- ger die menschliche Größe, den Einsatz und die bleibenden Verdienste von Hans Überall für die Pfarre und die Kolpingfa- milie. Der Gottesdienst wurde von den En- kein, die als Ministranten am Altar stan- den bzw. auf dem Kirchenchor spielten, sowie von der Kolpingfamilie mitgestal- tet. Am offenen Grab dankte Feuerwehr- kommandant Abschnittskommandant Herbert Monitzer dem treuen Kamera- Hans Überall. den. Unter den veien T:auergästen waren die Mitglieder der husteriuing, e:r. große Abordnung d-r Stadtgemeinde mii Bgm. Hans Brttauer, die Freiwillige Feu- erwehr, die Schützengilde und die Kol- pingfamilie. Hans Uhrall ist Zuffl Schöpfe: heimge- kehrt. Die Erinnerung an einen geradlini- gen, fleißigen Mann, der selh;tlos für an- de:e wirkte, lle:bt. Ich und du Ich und du schauer zu, wie unsere Weit zugrunde geht. Ncckte Bäume klagen i.r Leid - ?-'älder sterben süffiges Wasser wurd' zur K"oake - Ftshe verenden !%4?ere - unend'icher Reichtum der Natur, werden verseucht Fc briksschlo ten en1strÖ "it shmutz:g. gftiger Rauch eine elende, 'erderilicfr e Luft breitet sich aus, urd wir, m itsch iln ig an diesem Verbrechen wide - die Natur, sind über diese etsnsbedrohenden Zustände lediglich ein bißchen ungehalten - denn Schuld an dieser Entwicklung haben m1r die anderen.' Also füttern wir unsere 4 u.os weite' mit stinkendem Benzin hzizen mit lftverpestenlern 01 schreien lautstark nach Iea Wasc.im tteln, die schnell und sauber reinigen, auch wenn Are Schadst9ffe das Wasser verseucnen sprühen Sprays jeder A t n die Luft streuen ungesunden K'.istdünger und freuen i1i über den Ernteertra fliegen in ferne Linder, wohlwissEnd, daß die Abg:ise der Flugzeuge aie Lufthü.'e verschmi. tzen und was in' Welt.aum passiert, bestaunen u'ir als das g.oj3 Ereig.zs des 20. Jhrhunderts 7on den Folgen dieser Unternehmen wissen, ahnen wir nichts! Natur und Mensch si.id in Gefahr? Viele, besoade-s iunge Menschen 1aben diese Gefahr erkannt und meine' zu Recht, .'aß Wohlstand sinnlos ist, wenn tr.a oIer dur.h !hn das Leben aufhört, lebensweri zu sein. Karl 1(911er Tür -Gurt -Start - bei jeder Fahrt. 1
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