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Seite 40 Kitzbüheler Anzeiger Samstag. 12. Mai 1984 Der 111112. Mai anno 1809 Aus dem Totenbuch der Pfarre St. Johann Wir sollten heuer am 175. Jahrestag je- nen 11. Mai 1809 (Christi Himmelfahrt) nicht gedankenlos vorübergehen lassen, wo am Paß Strub, an den »Thermopylen Tirols« 500 Standschützen gegen 10.000 Franzosen und Bayern unsere Heimat Ti- rol heldenhaft verteidigten, aber schließ- lich nach neun Stunden der feindlichen Übermacht weichen mußten. Nach die- sem blutigen Ringen am Paß Strub waren die Söldlinge Napoleons sengend und brennend in das Land hereingebrochen. Der Viertelschreiber Leonhard Millin- ger schreibt als Augenzeuge in sein Tage- buch: »Nach Manns Gedenken ist nie ein solch fürchterl. schreckbarer, trauriger und schädlicher Tag gewesen. . . Es durf- te sich kein Junger und wenig alte Leute bei den baierischen Militärs sehen lassen; sie tun uns Tiroler übel traktieren mit Schimpfreden, Stoßen, Schlagen, Hauen, Stechen und dgl. Marter, und meistens solchen alten, unwehrbaren Personen und Weibsbildern, auch Halblappen. . Und so sind an diesem Tag, den 12. Mai, im Totenbuch der Pfarre St. Johann in Tirol 20 Todesfälle eingetragen mit fol- genden Namen: Johannes Wörgötter, verh. Bauer zu Edd, 35 Jahre alt Caspar Döttlinger, lediger Schuster, 17 Jahre alt Michael Horngacher, lediger Einwohner zu Spital, 44 Jahre alt Stephan Oberweispacher, lediger Einwoh- ner zu Spital, 56 Jahre alt Stephan Hirnsberger, verheirateter Ein- wohner zu Niding in Albbach, 66 Jahre alt Wolfgang Mitterer, lediger Schneider, 70 Jahre alt Joseph Viertl, lediger Einwohnung und Maurer, 69 Jahre alt Rupert Steiner, lediger Schuster und Ein- wohner im Altersheim, 26 Jahre alt Leonhard Stöckl, lediger Knecht beim Stöckl zu Kirchberg, 50 Jahre alt Jakob Achorner, lediger Knecht beim Schmiedbauern zu Grießen, 30 Jahre alt 9 Männer unbekannten Namens, Her- kunfts und Alters. Diese alle sind an dem einen Tag, 12. Mai, vom Militär getötet worden und am 15. Mai zu St. Antoni bei- gesetzt worden. Weiters ist im Totenbuch eingetragen: Am 16. Mai starb der von Wörgl stam- mende Mathias Weiß, vom Militär schwer verwundet beim Michaelbauern zu Wei- berndorf, 50 Jahre alt. Am 7. Juni starb vom Militär schwer verwundet Clemens Gurgiser, verwitw. Einwohner im Kratzer-Häusl am Retten- bach, 42 Jahre alt. Am 18. August starben Johannes Got- unger und Johannes Voggenthaler, beide vom Königl. Bayrischen 8. Linien Regi- ment Herzog Pius, beide ca. 30 Jahre alt. Am 5. September starb Antonius He- ger, früher kaiserl. Soldat von Kolo- schwar in Siebenbürgen, 40 Jahre alt. Am 29. Oktober starb Laurentius He- chelmayr, ein bayrischer Soldat vom k.b. Batallion Habermann, 25 Jahre alt. Vor allem wollen wir am 12. Mai des »Retters aus Feindesnot«, des Dekans Mathias Wishofer, gedenken, über den Mösinger nach Erzählung alter Leute be- richtet: »Im Dorf heraus selbst war schon Feuer gelegt, die Holzhütte hinter dem Wirtshause zum »Bären« mitten im Dorfe gegenüber dem Dechantshofe brannte schon. Da sprengte endlich der General- stab einher, an seiner Spitze Wrede, von Wut entbrannt. Nun erhob sich Wishofer, verließ sein Zimmer und stellte sich am Eingang des Pfarrhofes am Tore der Vor- mauer auf und erwartet sein und der Sei- nigen Los. Als Wrede herankommt und den Priester sieht, sprengt er auf ihn zu: dieser verneigt sich und will sprechen. Aber der wütende General schreit: »Ver- fluchter Pfaff, du bist auch ein solcher Volksverführer! Knie dich nieder - schießt ihn tot!« Sogleich kamen die Sol- daten herbei; gottergeben und ruhig knie- te Wishofer sich nieder - einige Augen- blicke, und der edle Mann hat sein Opfer vollbracht. Da sprengt der Herzog von Danzig, Marschall Lefebre, mit seinem Gefolge daher; er sieht das schreckliche Schauspiel und das Herz des Franzosen wird bewegt. Auch Wishofer erblickt den Kommenden und ruft ihm in französi- scher Sprache einen Gruß und Ruf um Schonung des Dorfes entgegen. Das gefiel dem Franzosen und er befahl sogleich, der Priester solle vor ihn kommen. In ganz geläufiger Rede, als wäre er in Frankreich geboren, mit feierlichem Ern- ste, mit feinster Manier bat nun der De- chant für sich und seine Gemeinde um Dekan Mathias Wishofer, Erretter aus Feindehand vom 12. Mai 1809. Denkmal vor der Pfarrkirche von St. Johann. Schonung und Schutz, umsomehr, da sie durch die Umstände in den Krieg ver- wickelt und durch nichts eher als durch Güte könnten gewonnen werden. Lefebre gab nun Befehl, das Feuer zu löschen, was sogleich geschah, stieg vom Pferde und war auf die freundliche Einladung des Herrn Dechants dessen Gast. Wrede, durch sein Beispiel besänftigt, folgte mit den anderen Offizieren. SK St. Johann: Gerechtes Remis in Fieberbrunn! Obwohl der SK Fieberbrunn derzeit das Tabellenschlußlicht ziert, war man sich beim SK St. Johann schon auf Grund der alten Rivalität der Schwere der Aufgabe bewußt. In der Tat überraschten die Hausherren Freund und Feind mit einem fulminanten Angriffswirbel, der in den ersten 25 Minuten die St. Johanner Ab- wehr gehörig versetzte. So entsprach die 2:0-Führung dem Spielverlauf, auch über einen deutlicheren Rückstand hätten sich die St. Johanner nicht zu beschweren brauchen. Hoffnung im Lager der Gäste keimte aber auf, als Pepi Fischer in der 31. Minute im Anschluß an einen Eckball mit einem wuchtigen Kopfstoß ins Gehäu- se der Fieberbrunner traf. Wenige Minu- ten später fiel das Stimmungsbarometer bei der zahlreich erschienenen St. Johan- ner Drückergarde - wie überhaupt das Match mit 600 Besuchern viel Stimmung aufkommen ließ - wieder auf Null, als Schiedsrichter Schwaiger den Libero der St. Johanner, Wirl, nach einem Dutzen- foul bei zuvor erhaltener gelber Karte des Feldes verwies. Der SK St. Johann bewies aber zwei- felsfrei Kampfesmoral und dominierte hinfort trotz numerischer Unterlegenheit eindeutig. Vor allem die ausgezeichnete konditionelle Verfassung der St. Johan- ner fiel ins Auge und so gelangten die St. Johanner in der 58. Minute durch einen effektvoll direkt verwandelten Cornerball »Marke Czedziwoda« zum verdienten Ausgleich. Der Stand von 2:2 sollte bis zum Schlußpfiff Bestand halten, obwohl in diesem zwar hektisch geführten, aber durchaus in fairen Bahnen verlaufenen Match für beide Seiten noch genügend Einschußchancen gegeben gewesen wä- ren. Die Hausherren trauerten vor allem einem Lattenschuß in der Schlußphase nach, aber ebenso offenbarten sich den Gästen einige gute Gelegenheiten zum goldenen Schuß. Alles in allem kann das Unentschieden als den Spielanteilen entsprechend be- zeichnet werden. Der SK St. Johann un- termauerte mit nunmehr 17 Punkten seine Position im Mittelfeld und nimmt sich für sein Heimspiel am Samstag, um 18 Uhr, gegen FC Bruckhäusl, einen doppelten Punktegewinn als Plansoll vor. Der SK St. Johann trat in Fieberbrunn in folgender Aufstellung an: Huber; Schmiedberger, Wirl, F. Harasser, Fi- scher; Kofler, Lugmayr (75. Gschwent- ner), Czedziwoda; Graser, Deutsch, Ste- ger.
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