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Samstag, 12. Mai 1984 0 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 Im Unterstufenbewerb der Tiroler Schul- schach-Mannschaftsmeisterschaft waren dem Bundesgymnasium St. Johann 1982 mit dem zweiten Platz und 1983 mit dem Meistertitel große Erfolge gelungen. Heu- er versuchte man sich erstmals auch im Oberstufenbewerb. Das größte Problem war schon die Zusammenstellung einer Vierermannschaft - leider verlassen ge- rade gute Schachspieler oft nach der vier- ten Klasse die Schule oder das Interesse am Schach flaut ab. Daher mußten die ehemaligen Schüler Andi Wörgötter von der HAK Kitzbühel und Robert Tropp- mair von der Landwirtschaftsschule »aus- geliehen« werden. Die Mannschaft hatte an zwei Samsta- gen neun Spiele zu absolvieren. Am ersten Spieltag wurden kümmerliche sechs Punkte erreicht, am zweiten lief es mit 10 Punkten wesentlich besser. In der End- abrechnung reichte es für den sechsten Platz unter 10 Teilnehmern. Bevor man darüber enttäuscht ist, sollte man beden- ken, daL das spielerische Niveau der Oberstufenschüler erheblich besser ist als im Unterstufenbewerb, immerhin sind die meisten schon in Tirols Turnierschach emsig und erfolgreich am Werk. Nur zwei aus St. Johanns Mannschaft konnten da mithalten: Robert Troppmair, der mit er- reichten vier Punkten zufrieden sein darf, und Axel Behrens, der nicht nur bester Spieler seiner Mannschaft (er allein holte ebensoviel Punkte wie seine drei Kamera- den gemeinsam), sondern die herausra- gende Persönlichkeit des ganzen Turniers war. Ungeschlagen mit acht Punkten aus neun Spielen war er bester Spieler auf Brett 1 und ließ erstklassige Leute wie Schöler, Grosch und Bernhard Laube, al- le in Tirols ELO-Liste noch weit vor ihm, hinter sich. Ein Musterbeispiel für kämp- ferisches Schach ist die folgende Partie Behrens gegen Furtschegger: 1. e4, eS, 2. Sf3, d6, 3. d4, exd4, 4. Dxd4, Sc6, 5. Lb5, Ld7 (es entwickelt sich eine spanische Partie, Steinitz-Verteidigung mit Zugum- stellung), 6. Lxc6, Lxc6, 7. Sc3, Sf6, 8. Lg5, Le7, 9. 0-0-0, 0-0 (Schwarz hätte wohl besser Dd7 und darauf ebenfalls 0-0- 0 gespielt), 10. h4, h6, 11. Le3, Te8, 12. Tdg 1, Dd7 (Schwarz will 13. g4 verhin- dern), 13. g4! (dennoch!), Lf8 (13. Sxg4, 14. Txg4, Dxg4, 15. Tgl, Lf6, 16. Txg4, Lxd4, 17. Lxd4, g6, führt zu kla- rem Vorteil für Weiß, Schwarz darf das Opfer daher nicht annehmen!) 14. g5, hxg5, 15. SxgS, De7, 16. h5!, Sxe4 (dieses Bauernopfer scheint Schwarz unbedenk- lich annehmen zu dürfen), 17. Sgxe4, Lxe4, 18. Th3, Lh7 (18. ...‚ DeS blockt den weißen Angriff durchaus nicht ab: DxeS, Txe5, 20. Ld4, Te6, 21. Sxe4, Txe4, 22. Lxg7! Lxg7, 23. h6!), 19. Thg3, g6 (wieder geht 19. ...‚ DeS nicht wegen f4, Dxd4, 21. Lxd4 mit etlichen Dro- hungen, z.B. Txg7 +! und nachfolgen- dem 5d5), 20. hxg6, Lxg6, 21. Txg6+! (wieder ein Opfer!), fxg6, 22. Txg6+, Lg7 (22. ...‚ Kf7 scheitert an 23. Tg5 mit der Drohung Df4 +‚ De6 und 24. Sd5 ver- sperrt dem König das Fluchtfeld und droht außerdem mit Sxc7, während auf 22. ...‚ Kh7 23. Dg4, DeS und 24. Tg5 folgt), 23. Lh6, Kh8 (was sonst?)&, 24. Lxg7 +‚ Kh7, 25. Th6 +‚ Kg8, 26. Th8 +‚ Kf7 (ist der weiße Angriff vorerst abge- schlagen?), 27. Df4+ !!‚ Ke6 (27. Kxg7, 28. Dh6 +‚ Kf7, 29. Th7 +‚ Kg8, 30. Dg6 + und Matt im nächsten Zug), 28. Dg4+, Kf7, 29. Df5+, aufgegeben (29. ...‚ Kxg7, 30. Th7+, Kg8, 31. Dg6+ und wieder Matt im nächsten Zug). Ist es schon beachtenswert, daß Axel imstande ist, eine von mehreren 20-Minuten-Par- tien noch Stunden später fehlerfrei aus dem Gedächtnis niederzuschreiben, so verwundert es noch mehr, welche Vielzahl an Kombinationen er in dieser kurzen Be- denkzeit durchzudenken imstande ist. Sepp Milhinger zum Gedenken Sepp Millinger, einer der führenden und bekanntesten Bergsteiger des Bezirkes, ist am Freitag, den 13. April 1984, im 43. Le- bensjahr durch einen tragischen Unfall in den Loferer Steinbergen tödlich abge- stürzt. Er wurde am 7. September 1941 als Sohn des Mühlaubauern in Waidring ge- boren. Nach dem Abschluß der Volks- schule arbeitete er einige Jahre als Holz- fäller, ehe er im bemerkenswerten Alter von 26 Jahren noch die Mühe auf sich nahm, eine Elektrolehre zu beginnen. Nach deren Abschluß trat er in die Stein- platten-Aufschließungsgesellschaft ein, der er seit 1972 als umsichtiger Betriebs- leiter angehörte. Außerdem war Sepp Millinger seit vie- len Jahren Ortsstellenleiter der Bergret- tung in Waidring. Schon im Jahre 1960 wurde er auf einem Ausbildungskurs auf der Adolf-Pichler-Hütte mit den interna- tionalen Bergrettungsmethoden bekannt und ab diesem Zeitpunkt als Einsatzleiter bei der Bergrettung Waidring tätig, ehe er 1975 zum Ortsstellenleiter gewählt wurde. Im selben Jahr wurde Sepp Millinger auch als Bezirksvertreter in die Landeslei- tung Tirol gewählt. Dort erstreckte sich seine Tätigkeit nicht nur auf die Sitzungs- teilnahme, sondern er fungierte auch als verlängerter Arm der Landesleitung zum Bezirk. Daß man in der Landesleitung auf sein besonnenes Wort hörte und seinen Rat achtete, wurde vor allem in der Grab- rede des Tiroler Landesleiters Bernhard Anker zum Ausdruck gebracht. Der Initiative Sepp Millingers ist es auch zu verdanken, daß vor zwei Jahren in Waidring eine Alpenvereinssektion ge- gründet wurde. Auch diese hat er als Vor- sitzender mustergültig geleitet. Trotz all dieser Aktivitäten, bei denen er zum größten Teil im Dienste des Näch- sten stand, hat sich Sepp Millinger aber auch die Zeit für seine eigene Extremberg- steigerei genommen. Nur nebenbei erwähnen wird man in diesem Zusammenhang seine Touren in der nächsten Heimat (Erstbegehungen auf der Steinplatte - Waidringer Weg und Südwand, 1. Winterbegehung der Traun- steinerrinne). Eine erste Winterbegehung ist ihm auch in den Berchtesgadner Alpen gelungen (Häusihorn - Südwand und Südostverschneidung). Selbstverständlich haben ihn viele Fels- und Eistouren auch in das Kaisergebirge, Dachsteinmassiv, Gesäuse, Julische Al- pen, Zillertaler Alpen, Dolomiten und in die Westalpen geführt. Jedes Jahr unternahm Sepp Millinger unzählige Skihochtouren in die Ost- und Westalpen. Sepp Millinger war aber auch mehrmals erfolgreich auf Expedition in fremden Erdteilen. In Südamerika bestieg er den Nevado Copa (6200'm), Kitaraju (6100 m) und den Hualcan (5920 m). In Alaska am Mt.Mc.Kinley.knapp ur.- ter dem Gipfel wegen Schneesturm ge- scheitert. Im Kaukasus gelang ihm die Uberschre- tung der Uschba (4709 m). Im Pamir bestieg er den Pik KommL- nismus (7498 m). Der Höhepunkt seiner E xt rembergste I gerei war aber sicherlich das Jahr 1981, als er zusammen mit seinem Kameraden Peter Wörgötter nach Besteigung des 8160 m hohen Manaslu fast 3000 m mit Skiern abfuhr. Erst hintennach stellten sie fest, daß diese Leistung Weltrekord war. Doch sicherlich nicht nur der Rekorde wegen hinterläßt Sepp Millinger eine gro- ße Lücke bei den Bergsteigern, seine Ka- meraden der Bergrettung und des Alpen- vereins werden vor allem dem Menschen Sepp Millinger stets ein ehrendes Geden- ken bewahren. Bergrettung Waidring Sepp Millinger mit LR Christian Huber.
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