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Das neue Bachbett des Brixner Baches in Westendorf. Liebeseridärung an Tirol und das Tirolertum Von Walter Eibich, Pfarrer in Ruhe, Brixen im Thale Sams:ag, 30. Juni 1984 Kitzbüheler Anzeiger Seite 45 Baustelle auf der Brixentaler Bundesstraße Projekt Bahnunterführung Westendorf Bei der Bahnunterführung Westendorf der Brixentaler Bundesstraße wurden von der Baufirma STUAG bisher zwei Brük- ken erstellt und ein neues Bachbett für die Brixner Ache gebaut. Das Wasser wurde aus dem aiten in das neue Bachbett am 13. Juni 1984 eingeleitet. Weitere 3auvorhaben der STUAG, Po- her Josef Bacher, ist die Erstellung der Nachdem schon von den verschieden- sten Seiten und unterschiedlichsten Stand- punkten zum Tiroler Gedenkjahr Stellung genommen worden ist, sei es auch einem »Wahldroler« gestattet, öffentlich zu be- kennen. was er an Tirol und dem Tiroler- tum schätzens- und liebenswert findet. Freilich ist es möglich, daß so manches hier vom Verfasser als besonders gut und wertvoll Genannte vom Leser - beson- ders aler vom jungen Leser - nicht als solches anerkannt wird, weil es ihm viel zu selbstverständlich und gewohnt er- scheint. Es geht eben diesen wahren und echten Volks- und Kulturgütern ähnlich wie un- serem Wald, dem Wasser und der Luft. So lange sie uns noch in unbegrenztem Maße und unverdorben zur Verfügung standen, haben wir sie kaum beachtet und geschätzt. Erst seit ihrer Gefährdung fan- gen wir an, uns stärker darum zu küm- mern. Weil aber die rechtzeitige Vorsorge im- mer besser ist als eine nachträgliche The- rapie für bereits eingetretene Schäden, so soll das der Sinn der nachfolgenden Zei- len sein, vor einer gedankenlosen Mißach- tung von Werten zu warnen, die, wenn sie erst einmal verloren gegangen sind, nie wieder erworben werden können. Bahnunterführung in diesem Bereich mit einer Mindesthöhe von 4,50 m. Die alte Unterführung hat eine Höhe von nur 3,10 m. Bei Fertigstellung der Unterfüh- rung, wahrscheinlich noch im Herbst die- ses Jahres, können dann auch Reiseomni- busse und schwere Lastkraftwagen diese Straße von Brixen nach Westendorf be- nützen. Eine reiche Volkskultur Als Gebirgsland mit einem hochent- wickelten Fremdenverkehr gehört Tirol zwar auch zu den an Naturschönheiten so besonders reichen Alpenländern; aber darin liegen seine spezifischen und cha- rakteristischen Werte nicht. Vielmehr lie- gen sie in der reichen Volkskultur und dem aufgeschlossenen Sinn ihrer Träger für alles Schöne, Gediegene und Echte. Am auffälligsten treten sie wohl durch das vielfältige Kunsthandwerk in Erschei- nung, das Kirchen, Friedhöfe, Gast- und Bauernhöfe sowie Landhäuser, Schlösser und Burgen schmückt. Angefangen von der Zimmermannskunst (man gehe ein- mal durch das Volkskundemuseum in Innsbruck!) über die Holzschnitzerei (Grödnertal) und die weitverbreitete Kunstschmiedekunst bis hin zur Glas- schleiferei (Kramsach und Rattenberg) findet man überall im Lande eindrucks- volle Zeugnisse für die Aussage in unserer Bundeshymne, in der es von den Österrei- chern heißt »Volk begnadet für das Schö- ne«. Nimmt man noch den überreichen Blumenschmuck hinzu, der vom Frühling bis in den späten Herbst die Balkone der meisten Häuser ziert und der die Haus- frauen viel Mühe und Liebe kostet, dann versteht man erst ganz, warum sowohl der Einheimische, wie sein aufgeschlossener Gast so gerne in unserem Lande lebt. Doch kommt noch etwas anderes hin- zu. Es erscheint mir überaus wichtig und nötig, daß es in unserer Zeit einer immer weiter und schneller fortschreitender Me- chanisierung und Automatisierung des Erwerbslebens noch Menschen gibt, die wie eben nur ein Künstler oder Kunst- handwerker (evtl. noch ein Erfinder), wirklich schöpferisch tätig sein können und damit dem biblischen Auftrag Gottes an den Menschen Eben- und Abbild des Schöpfergottes zu sein durch ihre schöp- ferische Phantasie am nächsten kommen. Daß sie dabei auch noch den ursprüngli- chen, europäischen Begriff des Berufes als einer »Berufung zum Dienst am Mit- menschen« realisieren, erscheint mir gera- de in der heutigen Zeit besonders wichtig und wertvoll. Klingendes, singendes Land Nicht minder erfreulich und be- glückend ist die überaus rege Musizier- und Sangesfreudigkeit der Tiroler, wie die im ganzen Land verbreiteten Blasmusik- kapellen, Hausmusiken und Gesangsver- eine bekunden, die jeden festlichen Anlaß oder die Freizeit verschönen. Ergänzend dazu seien auch die zahlrei- chen Theatervereine, Volksbühnen ge- nannt, erwähnt, die, wenn sie oft auch bäuerlich-derbe Stücke in heimischer Mundart spielen, gerade darum Ausdruck gesunder Lebensfreude und Vitalität sind. Zu den besonders beim Gast beliebte- sten Darstellungen tirolerischen Lebens gehören zweifellos die Trachten und Volkstänze (darum gehören sie ja auch bei den sogenannten »Tiroler Abenden« in diversen Gasthöfen zum festen B'e- standteil des Programms). Die schönen und meist auch lustigen, heimischen Tänze halte ich auch deshalb für besonders pflegenswert, weil sie den Tänzer - im Unterschied zum modernen Tanz - nicht aus seiner heimatlichen Umgebung und gewohnten Tätigkei: hin- wegführen; sondern ihn lediglich spiele- risch oder humorvoll darüber erhöhen, sodaß er sie nicht verachtet und womög- lich haßt; sondern eher noch mehr liebt und schätzt. Arbeitswelt, die uns ja erhält und ernährt, und Freizeitgestaltung ste- hen sich nicht feindselig gegenüber, son- dern sie ergänzen sich vielmehr! Vielfältiges Brauchtum Das manigfaltige Brauchtum Tirols ist ein weiteres, wertvolles Volksgut. Es stammt zwar größtenteils aus der bäuerli- chen Welt (Vieh- und Almwirtschaft), er- freut aber alle Bewohner, wie z.B. der Alm-Auf- und Abtrieb und die manigfal- tigen Bräuche im jahreszeitlichen Ablauf oder aus kirchlichen Anlässen. Noch aus heidnischer Vorzeit stammend, ziehen z.B. die mancherorts üblichen Schemen- häufe, ebenso wie die Sonnwendfeuer auf unseren Bergen jedes Jahr von neuem Zehntausende in ihren Bann. Und wiederum ist es so und gerade bei den überlieferten Sitten und Brauchen,
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