Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 48 Kitzbiiheler Anzeiger Samstag, 30. Juni 1984 Innsbrucker Frühjahrsmesse Bauen - Wohnen Garten Festansprache des Wirtschafts- referenten der Tiroler Landesregierung Landesrat KR Christian Huber Verehrte Festgäste! »Die Vergangenheit und die Gegenwart sind unsere Mittel. Die Zukunft allein ist unser Zweck.« Diese Worte eines großen französischen Philosophen kommen einem in den Sinn, wenn man sich auf dieser Innsbrucker Frühjahrsmesse umsieht. Seit Jahren nun schon eine feste und ge- wohnte Einrichtung ist diese Frühjahrs- messe mit den Schwerpunkten Bauen - Wohnen Garten als Fachveranstaltung anzusprechen und ein Beispiel dafür, wie gerade im Bereich der Bau- und Werk- stoffe, im Energiebereich aber auch auf dem Einrichtungssektor laufend neue Ideen, neue Technologien entwickelt wer- den und ständige Veränderungsprozesse stattfinden. Dies alles aus dem Bemühen der Wirtschaft heraus, sich in dynami- scher Weise den Anforderungen der Ge- genwart zu stellen und für die Zukunft zu planen und zu arbeiten. So gesehen kann diese Innsbrucker Frühjahrsmesse in eini- gen Bereichen einen Blick in die Zukunft vermitteln. Und dies ist auch die Erklärung dafür, warum mir eingangs das Wort von Pascal eingefallen ist: »Die Vergangenheit und die Gegenwart sind unsere Mittel. Die Zu- kunft allein ist unser Zweck.« Sehr geehrte Festgäste! Diese Zukunft ist es, die uns wirtschaf- tende Menschen immer wieder bangen läßt, andererseits aber zu besonderen Lei- stungen anspornt. Die nunmehr, wie wir alle hoffen, hin- ter uns liegenden »mageren« Jahre der Wirtschaftsentwicklung, die eigentlich von der Energiekrise ihren Ausgang ge- nommen haben, haben uns vor Augen ge- führt, wie störanfällig unser hochent- wickeltes und international verflochtenes Wirtschaftssystem geworden ist. Sie haben uns aber erfreulicherweise ge- zeigt, daß es auch in einem kleinen Land wie Tirol möglich ist, wirtschaftliche Eng- pässe und Krisensituationen, wenn auch mit einigen Schrammen, aber dennoch re- lativ heil, zu überstehen, wenn alle zusam- menhelfen. Vor allem aber ist dieses Überleben ein Verdienst der Unternehmer und ihrer Mitarbeiter, die sich mit ihrer ganzen Leistungskraft und mit besonde- rem Können und mit dem Glauben an die Zukunft einsetzen. Vielleicht, und das gestatten Sie mir, meine sehr geehrten Damen und Herren, zu sagen, ist es aber auch das Verdienst ei- ner kontinuierlichen und überschaubaren Landespolitik, die zusammen mit einer ausgewogenen Wirtschaftsstruktur, dem Land Tirol schon seit Jahren zu einer, ge- genüber dem österreichischen Durch- schnitt besseren wirtschaftlichen Position verhilft. Das Tiroler Wirtschaftswachstum des letzten Jahres 1983, das wieder rund 1 1/2 bis 2% über dem österreichischen Real- wachstum liegen dürfte, ist zwar noch kein Grund zur Euphorie und macht uns noch lange nicht aller Sorgen ledig, es ist aber vielleicht doch ein Hoffnungsstrahl auf eine nachhaltige Besserung der Lage. Diese Innsbrucker Frühjahrsmesse, als Ort der Begegnung zwischen Angebot und Nachfrage, wird nach Abschluß und Ana- lyse sicher auch ein Indikator, ein »Kon- junkturbarometer« für die weitere wirt- schaftliche Entwicklung unseres Landes sein. Die wichtigste Voraussetzung, um die wirtschaftliche Zukunft bewältigen zu können, stellt sicherlich die berufliche Ausbildung der jungen Menschen dar. Gerade auf diesem Sektor kann sich Osterreich mit seinem dualen Ausbil- dungssystem als Vorbild für viele europäi- sche Länder rühmen. Im Wissen und aus der Überzeugung heraus, daß die beste Investition in die Zukunft die Vermittlung einer soliden Be- rufsausbildung ist, hat das Land Tirol ge- rade in diesem Bereich in den letzten Jah- ren gewaltige Anstrengungen unternom- men und beachtliche Mittel aufgewendet. So wurde, um nur einige Beispiele aus der unmittelbaren letzten Zeit zu nennen, die kaufmännische Berufsschule in Schwaz errichtet, ein Werkstättentrakt an die Landesberufsschule für das Holzge- werbe in Absam zugebaut und die Lan- desberufsschule für das Nahrungsmittel- gewerbe in St. Nikolaus erweitert und der Altbau saniert. In der Landesberufsschule für das Metallgewerbe in Innsbruck konn- ten wir modernste Werkstätten für Karos- seure, Installateure, Schlosser und Kfz- Mechaniker schaffen und in der Landes- berufsschule in Lienz wurde ebenfalls ein Neubau errichtet und die Werkstätten für das Bau- und Malergewerbe erweitert. Schließlich ist derzeit noch die Kaufmän- nische Berufsschule in Wörgl im Bau; die Firstfeier wird demnächst begangen. Au- ßerdem sind auf dem Berufsschulsektor eine Reihe von Projekten in Planung: Hier möchte ich die Landesberufsschu- le für das Bau- und Malergewerbe nen- nen, wo eine Werkstättenerweiterung ge- plant ist. Ebenfalls im Planungsstadium befindet sich die Altbausanierung der Landesberufsschule für das Metallgewer- be. Von erheblicher wirtschaftlicher Be- deutung für das Oberinntal ist das eben- falls in Planung befindliche »Schulmodell Landeck«, wo eine Landesberufsschule für Hotel- und Gastgewerbeassistenten sowie für Köche und Kellner aus den Be- zirken Imst und Landeck errichtet werden soll. Derzeit müssen rund 300 Tiroler Lehrlinge zur Ausbildung zum Hotel- und Gastgewerbeassistenten nach Bad Glei- chenberg bzw. Aigen im Ennstal in der Steiermark aussprengeln. Als letztes darf ich noch die ebenfalls in Planung stehen- de Kaufmännische Berufsschule in Lan- deck sowie die Kaufmännische Berufs- schule Reutte anführen. Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte diese Festansprache nicht zu einem Leistungsbericht des Landes im Berufsschulbereich umfunktionieren, aber ich denke, daß diese stolze Bilanz für die Wirtschaft Tirols doch von erhebli- chem Interesse ist, wenn man bedenkt, daß in den letzten Jahren durchschnittlich rund 50 Millionen Schilling für Bauinve- stitionen und ca. 40 Millionen Schilling pro Jahr für den Sachaufwand (also Un- terrichtsaufwand, Betriebsaufwand und Instandhaltung) ausgegeben wurde. Ins- gesamt also wahrlich eine beachtliche Summe! Daß diese Investition - um den be- triebswirtschaftlichen Fachjargon zu ver- wenden - eine gute Rendite abwirft, zeigt die im Rahmen dieser Frühjahrsmes- se durchgeführte Sonderschau über die Landesberufsschulen als Bildungs- und Wirtschaftsfaktor sowie der 20. Bundes- lehrlingswettbewerb für Köche und Kell- ner, der - und davon bin ich jetzt schon überzeugt - wieder erfreuliche und groß- artige Leistungen und Ergebnisse unse- rer Berufsschuljugend erbringen wird. Mir ist um die vorhin zitierte wirt- schaftliche Zukunft unseres Landes nicht bange, wenn ich weiß, daß in unserem Land 6100 Lehrbetriebe und Lehrherrn bereit sind, 16.500 Lehrlingen eine solide und fachlich qualifizierte Berufsausbil- dung zu vermitteln, und wenn ich weiß, daß in den 26 Tiroler Berufsschulen nahe- zu 17.000 Berufsschüler in rund 550 Klas- sen in insgesamt 225 unterschiedlichen Lehrberufen unterrichtet werden. Und ich meine, sehr verehrte Festgäste, daß auch Ihnen um die wirtschaftliche Zukunft weniger bange sein wird und daß Sie meine Zuversicht teilen, wenn Sie se- hen, mit welch modernen Methoden und teilweise elektronikgesteuerten Maschinen diese Ausbildung erfolgt. Ich bin der Überzeugung, daß die Rich- tung, in der wir uns im Lehrlings- und Be- rufsschulwesen bewegen, stimmt, denn nicht umsoist beneiden uns viele Länder um unser duales Ausbildungssystem und unsere modernen Einrichtungen in den Berufsschulen. Ich danke an dieser Stelle den Direktoren und den über 400 Lehrern in den Tiroler Berufsschulen, die sich um eine hochqualifizierte Ausbildung unserer Lehrlinge - in Ergänzung zur betriebli- chen Ausbildung - bemühen und die, wie zum Beispiel bei den Molkern und Kä- sern oder bei den Optikern, Fotografen und Glasern, nicht nur Lehrlinge aus Ti- rol, sondern aus dem gesamten Bundesge- biet und sogar aus dem kleinen Walsertal und aus Südtirol unterrichten. Durch ihre tägliche Arbeit wird es mög- lich, die wichtigen Aufgaben der Berufs- schulen zu erfüllen bzw. die gesteckten
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