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In der ersten Reihe unter den Ehrengästen Dr. Otto von Habsburg, Mitglied des Euro- paparlaments; links an der Harfe Annelies Brandstätter. Samstag, 14. Jänner 1984 Kitzbüheler Anzeiger Seite 17 verbot und kam als Arbeiter auf die Insel Sylt. Nach der Heimkehr wurde Edi Überall zur Deutschen Wehrmacht einberufen. Nach Garnisonsdienstzeiten in Bregenz, Salzburg und Ingolstadt kam er an die Ostfront. Er diente bei den Gebirgskraft- fahrern und beim Panzerjagdkommando im Mittel- und Südabschnitt an der Ost- front. Beim Rückzug hatte er das Glück, bis Straubing in Bayern zu kommen. Dort geriet er in die amerikanische Kriegsge- fangenschaft, aus der er bald heimkehren konnte. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsge- fangenschaft trat Edi Überall in den Dienst der Bergbahn AG und nach 25jäh- rigem Wirken trat er 1970 in den verdien- ten Ruhestand. Wahrend seiner Dienstzeit erlitt Edi mehrere schwere Unfälle, bei ei- nem wurden ihm beide Oberschenkel ab- geschlagen. Sein eiserner Wille ließ ihn al- les überwinden. Als Pensionist unternahm Edi Überall Reisen nach Südrußland, in die Türkei und nach Griechenland. Einmal kehrte er Höhepunkt bei der 25-Jahr-Feier des Lions-Club Kitzbühel am 12. November 1983 im Festsaal des Bezirksstellengebäu- des Kitzbühel der Tiroler Handelskammer war die Festansprache von Dr. Otto von Habsburg, Mitglied des Europa-Parla- ments, die vom aufmerksamen und begei- sterten Publikum mehrmals durch stürmi- sche Ovationen unterbrochen wurde. Nachstehend eine sinngemäße Zusam- menfassung der Festrede, die leider nicht aufgezeichnet wurde. »Nur ein Vereintes Europa kann in Freiheit neben den Weltmächten beste- hen! Die Verantwortlichen haben dabei nicht jeweils bevorstehende Wahlen, son- dern das Schicksal der kommenden Gene- rationen im Auge zu behalten. Die Bürgermeister in den Gemeinden tragen die größte Verantwortung unter den Politikern. Ihre Arbeit ist bürgernah und fruchtbar. Freiheit und Initiative des ein- zelnen und kleinerer Gemeinschaften müssen dadurch gefordert und gesichert werden, daß höhere Gemeinschaften nur dort einzugreifen berechtigt sind, wo klei- nere Gemeinschaften ihre Aufgaben nicht zufriedenstellend erfüllen können. Keine Angst vor den Russen Es wird oftmals geklagt, wir hätten kei- ne Ideale mehr, während man gleichzeitig im selben Atemzug bemerkt, der Osten habe eine Idee, die dem Westen fehle. Dies ist offensichtlich falsch. Wer das glaubt, sollte nur einmal an die Grenzen zwischen Ost und West gehen. Die Sta- cheldrähte, Minenfelder, die Wachttür- me, die den Osten in ein riesiges Konzen- trationslager, in dem ganze Völker leben mit Pockenverdacht von Kreta zurück und wurde erst nach 20 Tagen aus der Hautklinik in Wien entlassen. 1974 wirkte er zehn Wochen lang als Berg- und Fahr- tenreferent auf der Insel Korsika. Bei seiner Pensionierung übernahm Überall auch das Amt eines Wegwartes bei der Sektion Kitzbühel des Österreichi- schen Alpenvereins und besserte seither Markierungen auf Wegen und Steigen aus. Bei der Bergrettung war Edi Überall schon seit Jahrzehnten. Zur Bergwacht kam er erst als Pensionist. Als einer der besten Kenner der heimat- lichen Bergwelt wirkte er auch mehrere Jahre als Wanderführer beim Fremden- verkehrsverband Kitzbühel. Die Liebe zu den Bergen begleitete ihn durchs ganze Leben. Edi Überall war in allen Bevölkerungs- kreisen sehr beliebt. Insbesondere seine Freunde aus den Bergsteigerkreisen und die »Bergbahner« werden ihn nicht ver- gessen. Unsere Redaktion verlor mit Edi Überall einen »Reimeschmied« von ak- tuellen Tagesereignissen. müssen, verwandelt haben, beweisen den grundlegenden Unterschied zwischen die- sem und den freiheitlichen Demokratien. Wir brauchen unsere Leute nicht einzu- sperren; die Machthaber des kommunisti- schen Totalitarismus demgegenüber wis- sen genau, daß, erlauben sie die Freizü- gigkeit, ihnen, wie es in den fünziger Jah- ren in Berlin geschehen ist, die gesamte Bevölkerung davonliefe. Das ist ein schla- gender Beweis dafür, daß es im Westen ei- ne Idee und im Osten einen Apparat zur Machtausübung gibt. So manche wollen den Frieden schaf- fen, indem man einseitig abrüstet, den Kopf in den Sand steckt und darauf hofft, daß Herr Andropow barmherzig sein wird. Dabei kann die Menschheit Frieden nur auf einem Weg erreichen: die Fried- fertigen stark genug zu machen, damit die Kriegslüsternen sich nicht trauen, sie an- zugreifen. Wenn dies heute von vielen Menschen, ganz besonders von der Ju- gend verkannt wird, so ist das auf eine tragische Tatsache, nämlich auf das Ver- sagen unseres Schulsystems zurückzufüh- ren. Die extreme Friedensbewegung ist ei- ne Rechnung, die die Jugend der älteren Generation präsentiert. Zum Triumph des Bösen genügt es, daß die Guten nichts tun. Und leider ist das nur allzuoft geschehen. Soll das aber ein Grund für uns sein, nichts zu tun, was wir für richtig halten? Wir sind aufgerufen durch Information und Aktion, durch dauerndes Werben und offenes Auftreten die christlichen Werte zu verteidigen. Hier gibt es kein Recht auf Neutralität und auf Nichtstun. Die Stunde der Wahrheit hat für uns gläubige Christen geschlagen. Gewiß werden mir meine österreichi- schen Freunde sagen: 'Was geht es uns an, was in der Gemeinschaft geschieht.' Liebe Freunde, das ist weit gefehlt. Man braucht nicht nur die Landkarte anzuse- hen, um zu wissen, daß das, was die Ge- meinschaft beschließt, über kurz oder lang in Osterreich nachvollzogen werden wird. Die Europäische Gemeinschaft ist das dynamische Herz des großen Europas von morgen. Daher ihre Bedeutung auch in moralischen Fragen. Europa braucht Herz, Europa braucht Begeisterung. Das geradezu selbstmörde- rische (oder ist es bloß dümmliche) Wüh- len von Journalisten in Europessimismus in Katastrophenstimmung und Euro- Eschatologie tut der europäischen Sache nicht gut. Nein! Wir sind keine Gesund- beter. Aber wir lehnen auch Totenklagen 25 Jahre Dons-Club Kitzbühel Festansprache von Dr. Otto von Habsburg
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