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Seite 36 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 14. Jänner 1984 von über 110 Millionen Schillingen, wel- che auch durch die Zinsgutschrift zum Jahresende nicht annähernd ausgeglichen werden konnte. Im Gegensatz zur Spareinlagenentwick- lung sind die sonstigen Verpflichtungen gegen Kunden und Kreditunternehmun- gen um rund 65 Mio. Schillinge oder 30,4% gestiegen. Trotz der anhaltend schwachen Investiti9nsneigung und Zu- rückhaltung privater Kreditnehmer konn- te im Jahre 1983 das gesamte Ausleihvo- lumen der Sparkasse (einschließlich Kon- sortialkredite und Haftungen) um 79 Mil- lionen Schilling oder 10,3 Wo auf 849 Mil- lionen Schilling gesteigert werden. Im Jahre 1983 wurden 602 (1982 - 485) neue Kredite und Darlehen mit einer Gesamt- summe von 180 Millionen Schilling ge- nehmigt. Wo es die einschlägigen Bestim- mungen erlaubt haben, wurden diese Kre- dite unter öffentlicher Zinsstützung ver- geben. Der Anteil der geförderten Kredite an den insgesamt genehmigten Investi- tionskrediten betrug rund ein Viertel des Volumens. Die Sparkasse betrachtet es als eine ih- rer wirtschaftlichen Aufgaben, die Kredit- werber ihres Einzugsgebietes aus Wirt- schaft, Landwirtschaft, freien Berufen sowie der öffentlichen Hand und Privat- personen mit zinsgünstigen Krediten zu versorgen. Wie schon in den Vorjahren konnten auch 1983 sämtliche wirtschaft- lich vertretbaren Kreditwünsche erfüllt werden. Trotz der im Berichtsjahr im Einzugs- gebiet rückläufigen Umsätze im Fremden- verkehr ist es gelungen, die Ankaufssum- me der Valuten und Devisen neuerlich zu steigern. Auch die übrigen Dienstlei- stungssparten haben sich günstig ent- wickelt. Dies trifft insbesondere auf das Wertpapiergeschäft der Sparkasse zu. Die gesetzlichen Verpflichtungen der Sparkasse zur Aufrechterhaltung der Zahlungsbereitschaft wurden das ganze Jahr über voll eingehalten. Die Ausstattung der Sparkasse mit Ei- genmittel liegt deutlich über den gesetzli- chen Mindestvorschriften. Dadurch ist die Sicherheit der der Sparkasse anver- trauten Gelder gewährleistet. Die Gewinnbildung war im Berichts- jahr durch eine weiter fallende Zinsspan- ne sowie durch Belastungen aus der Bau- tätigkeit gekennzeichnet. Der im April 1982 begonnene Sparkas- senneubau konnte am 8. Oktober 1983 termingerecht feierlich eröffnet werden. Bereits am Tag der »offenen Tür« zeigte sich ein überraschend großes Interesse der Bevölkerung an dieser neuen Einrichtung. Die kundenfreundlichen Einrichtungen des neuen Hauses in Verbindung mit der günstigen Parkmöglichkeit werden von unseren Kunden immer mehr in Anspruch genommen. Wir weisen in diesem Zusam- menhang nochmals darauf hin, daß es un- sere Organisation erlaubt, den Kunden in beiden Geschäftsstellen in Kitzbühel, un- abhängig davon, wo die Kontoführung besteht, gleicherweise das volle Service zu bieten. Wir danken allen unseren Geschäfts- freunden für das uns im abgelaufenen Jahr entgegengebrachte Vertrauen. Wir werden uns auch weiterhin bemühen, den Wünschen unserer Kunden gerecht zu werden und bestrebt sein, die guten Kon- takte zu pflegen. Unser besonderer Dank gebührt auch den Mitgliedern der Verwaltungsorgane sowie dem Herrn Staatskommissär für ih- re wertvolle und selbstlose Mitarbeit. Die Erfolge, die unsere Sparkasse im Jahre 1983 erzielen konnte, sind aber auch das Ergebnis des Fleißes und der Einsatzbereitschaft aller Angestellten. Auch ihnen sei hiemit Dank und Aner- kennung ausgesprochen. Sparkasse der Stadt Kitzbühel Der Vorstand: Wilhelm Kindl, Dr. Dietmar Bissert Vorsitzender Mitglied Ortsgruppe Kössen belastendes Schriften- material gefunden wurde. Tiroler Standschützen als Burgwache. Kaiser Franz 1 hat nach den Tiroler Frei- heitskriegen entschieden, daß, wann im- mer Tiroler Standschützen in Wien wei- len, sie das Privileg besitzen sollen, die Burgwache zu beziehen. Dieses Privileg haben die Tiroler Schützen zum letzten Mal anläßlich des Eucharistischen Kon- gresses im Jahre 1912 unter den Augen des alten Kaisers ausgeübt. Inzwischen haben sich die Zeiten gründlich geändert und seit 1918 gibt es keine militärische Burgwache mehr. Nichtsdestoweniger pochten die Tiroler auch diesmal auf ihr Recht, und tatsäch- lich bot sich seit fünfzehn Jahren den Wienern und den Gästen des Katholiken- tages (September 1933) wieder das Schau- spiel des Beziehens und Ablösens der Burgwache dar. Unvergeßlich wird dieser Anblick und der ungeheure Jubel, der sich hiebei auslöste, jedem auch nur ent- fernt Beteiligten bleiben. Aus der Menge der Journalisten, die zum Katholikentag nach Wien entsandt wurden, betrat als einzige eine japanische Reporterin das Wachtzimmer, um eine Unterredung zu erlangen. Die Dame, die von der größten katholischen Zeitung Japans entsandt worden war, konnte sich nicht genug der Fragen leisten. Sie fragte die bedrängten Tiroler aber wirklich schon nach allem, und verfaßte einen Bericht, der an Origi- nalität nichts zu wünschen übrig läßt. Sie schreibt in ihrem Blatt: »Ich habe sie gesehen und mit ihnen sprechen dürfen, mit den Männern aus dem 'Heiligen Land Tirol', die alle tat- sächlich so aussehen, wie sie der berühmte Maler Egger-Lienz in großartiger Intui- tion gemalt hat. Sie tragen einen sehr, sehr roten Rock, den sie Jumper nennen. Dieser Rock ist mit Gold- und Silber- schmücken reich verziert, so daß manche Geisha bei uns froh wäre, ein solches Stück in ihr Heiratsgut mitzubekommen. Ihren Kopf ziert ein kühner Hut, der sich wie ein schöner Porzellanturm ausnimmt. Das ist der 'Zillertalerhut'. Darauf sind zwei weiße Hahnenfedern und ein Spiel- hahnstoß. Bewaffnet sind die Helden mit Werndlgewehren, wie sie in Japan vor dem russisch-japanischen Krieg im Ge- brauch waren; Stutzen heißen sie. Die Of- fiziere tragen einen blinkenden Säbel, daß man die Augen schier daran lassen möch- te. Die Männer erzählten mir, daß ihre Kompanie schon im Jahre 1624 n. Chr. in der Chronik des Stiftes Wilten rühmend erwähnt wird. Im Jahre 1797 rückten die Schützen zur Verteidigung des Landes ein und haben sich damals besonders rühm- lich hervorgetan. Im Jahre 1848 erhielten sie vom Kaiser von Osterreich eine schwarz-rot-gelbe Fahne. Ihr Heldenzeit- alter aber war, als sie unter Führung des Nationalhelden Andreas Hofer Wunder der Tapferkeit vollführten, und gleich un- sern Rittern in der Selbstaufopferung für ihr heißgeliebtes Vaterland alles bisher Dagewesene in den Schatten stellten und die ersten auf dem Kontinent waren, die dem Löwen aus Korsika eine böse Lek- tion erteilt haben. Hier in Wien sind die Helden aus Tirol, die aus dem letzten großen Krieg her sehr reich mit goldenen und silbernen Dekora- tionen geschmückt sind, in der alten Stiftskaserne einquartiert. Mittags speisen sie im Hubertuskeller; da habe ich dabei sein dürfen, und habe mit den Helden ein echt österreichisches Menü gekostet. Da gab es vor allem Nudelsuppe, Kalbsbraten mit gemischtem Salat und eine echt öster- reichische Spezialität - Apfelstrudel. Leider kann ich meinen Landsleuten mit Worten nicht schildern, wie diese Süß- speise mundet, doch habe ich mir das Re- zept von der Frau Wirtin geben lassen, und wenn ich in einem Monat nach Japan kommen werde, will ich öffentlich in den Damenklubs darüber Vorträge halten. Ich glaube, die Götter Japans werden uns die- ses Gericht nicht neiden, doch darüber mündlich. - Das Bier, das gereicht wur- de, war sehr, sehr gut, frisch und gut gela- gert. Allein die Helden klagten, daß sieb- zig Groschen für einen Krug zuviel Geld sei. Noch etwas über die Kleidung. Die Hel- den aus Tirol sind außer mit den schon beschriebenen Janker noch mit einer put- zigen, kurzen, hirschledernen Hose be- kleidet. Dazu tragen sie kunstvoll handge- strickte, blütenweiße 'Wadenstrümpfe', hohe Schnürschuhe, einen prachtvoll ge- stickten Gürtel, den sie Ranzen nennen. Und denkt euch, meine guten Freunde im Land der aufgehenden Sonne, sie tragen einen herrlich geschnittenen roten Brust- fleck, wie ihn sonst nur Altjapans Priester tragen dürfen, wenn sie am Räucheraltar ihres Amtes walten.
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