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eld 1LL :? : '•; i - _ ri WO e n -..- - - - --- — --- Die alte Geschützkaverne bei der Salzburger Feste. Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 28. Juli 1984 Der Paß Strub - Tirols Thermopylen Von Landtagspräsident Kommerzialrat Johann Obermoser Rund um den Felsen des Denkmals sind Hunderte von Kreuzen eingemeißelt, Zeu- gen von Grabstellen von Freund und Feind. Anläßlich der Jungbauernwallfahrt nach Maria Kirchental am 19. Oktober 1957 fand am Derkmal zu Paß Strub eine Heldenehrung statt. Bei dieser Helden- ehrung hielt der vor einigen Jahren ver- storbene Waidrirger Landtagspräsident Kommerzialrat Johann Obermoser eine Ansprache, in welcher er die historischen Ereignisse um den Paß Strub, die Loferer Pässe, ergänzt durch das Wissen eines Dorfkindes aus Waidring, festhielt. Im Interesse heimatkundlicher Auffassung geben wir diese Ansprache auszugsweise wieder. »Die eigentliche Geschichte des Paß Strub, dessen Verteidigungslinie beim jet- zigen Wirtshaus am Paß anzunehmen ist, geht bis in das 12. Jahrhundert zurück. Schon unter Rudolf von Habsburg wur- den hier die ersten Straßenverhaue als Wegsperren angelegt, die dann in den Zei- ten des Dreißigjährigen Krieges wegen der Schwedeneinfälle erweitert und später un- ter der Regentschaft der Tiroler Herzogin Claudia zu einer regelrechten Talsperre mit zwei Flügelwerken an beiden Berg- hängen ausgebaut wurden. Zum Schutz der Grafschaft Tirol wurde die Tiroler Feste, deren Mauerreste hinter dem Wirtshaus sichtbar sind und zirka 500 m östlich an :1er gleichen Straße die Salzburger Feste, die noch als Ruine eine alte Geschützkaverne und den Wehrturm aufweist, errichtet. Eine klassische Bedettung dieser Tal- sperre brachten aber erst die Napoleoni- schen Feldzüge 1805-1809. Eine kritische Lage für die Pinzgauer und Pongauer begann aber schon 1800, als nach der für Österreich unglücklichen Schlacht hei T-Tohenlinden am 3. Dezem- ber 1800 die siegreichen Franzosen gegen Salzburg vorrückten und am 15. Dezem- ber in die Bischofstadt einrückten. Die Verteidigung des Mittelpinzgaues (Unken - Lofer - Weißbach) wurde dem Ortspfleger von Lofer, Berthold von Sonnenburg, übertragen. Hier galt es, den zu erwartenden Ein- bruch der Franzosen aus dem Raum Rei- chenhall, am Steinpaß und am Kniepaß aufzuhalten. Am 24. Dezember 1800 rückten die Franzosen und Bayern in der Stärke von 2500 Mann, 1 Eskadron und 3 Geschüt- zen über Schneitzelreith gegen Bothenbü- hel vor. Hier am Bothenbühel aber brach sich an dem zähen Widerstand der Tiroler und Pinzgauer der bisherige Elan der baye- risch-französischen Truppen. Mit großen Verlusten wurden sie gegen Reichenhall zurückgeschlagen. Der bald folgende Waffenstillstand von Steyr am 25. De- zember beendete diese für die Franzosen aussichtslose Kampagne, um die Loferer Pässe (Kniepaß, Lufsteinstein, Strub) frei zu bekommen. Napoleon rüstete nach der kaum fünf- jährigen Kampfpause neuerlich gegen die neugebildete Allianz: England - Ruß- land - Österreich. Am 7. Oktober 1805 wurden die Feindseligkeiten eröffnet. Das Gros der französisch-bayerischen Armee unter Marschall Bernadotte stieß gegen Salzburg vor, während die bayeri- sche Division Deroy beordert wurde, die drei Loferer Paß-Sperren aufzurollen und so die Verbindung mit Tirol herzustellen. Wieder stellten sich am Bothenbühel die Pinzgauer und Tiroler zum Kampfe. Es gelang den bayerischen Schützen, im ärg- sten Abwehrfeuer die Straßenverhaue zu beseitigen und so die österreichischen Verteidiger aus ihren Stellungen zu wer- fen und gegen den Kniepaß Unken zu- rückzudrängen. Durch Umgehung der Fe- ste Kniepaß mußte sich auch diese Besat- zung gegen Lofer zurückziehen. Am 2. November 1805 war österreichi- scherseits die Hauptverteidigungslinie am Paß Strub in voller Kampfbereitschaft. Deroy hatte keine Bedenken, die Feste Strub frontal anzurennen und im Tal ein- zurücken. Eine feindliche Nebenkolonne erklomm in der linken Flanke die Berg- hänge, umging so die vorgelagerte Salz- burger Vorfeste, stürzte sich im tollküh- nen Angriff in den Felsrinnen herab und gelangte so in den Rücken der Vorfeste, sprengte das Tor und machte im blutigen Handgemenge die Besatzung nieder. Der nachher gegen die Hauptfeste an- gesetzte Angriff brach aber völlig zusam- men. Deroy bereitete dann mit großer Artil- lerievorbereitung den Hauptangriff vor. Es erfolgten vier mit heroischer Tapfer- keit geführte Anstürme, wo selbst beim letzten der an der Spitze voranstürmende General Deroy schwer verwundet wurde und vom Kampfplatz weggetragen wer- den mußte. Sein Stellvertreter brach dann infolge der Aussichtslosigkeit den Kampf ab und zog sich unter Zurücklassung von Feldwachen nach Lofer zurück. Der Friedensschluß von Preßburg 1805 beendete auch hier die Kampfereignisse. Der österreichische Oberbefehlshaber Erzherzog Karl rüstete indes entgegen dem Gebot Napoleons die österreichische Armee wieder schlagartig auf. Infolge Ablehnung des napoleonischen Verbotes erklärte Napoleon am 7. April 1809 Oster- reich den Krieg. Der Hauptstoß der Bayern und Franzo- sen galt wieder Salzburg, das nach hefti- gen, aber kurzwährenden Kämpfen verlo- renging und am 30. April von Marshall Lefebre besetzt wurde. Die bayerische Division Wrede stieß von Reichenhall gegen Unken vor. Bedeu- tungslose Scharmützel bei Melleck konn- ten den Vormarsch der überlegenen baye- rischen Truppen in der Stärke von 3000
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