Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Die Gedetkkapel/e auf der Fischbachalm. Samstag, 28. Juli 1984 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 zusteigen, die nur dem geübten Bergstei- ger möglich sind. So war an die Errichtung einer Gedenk- kapelle für alle, die ihr Leben in den ge- liebten Bergen hingeben mußten, in der Talregion und doch mitten in den Bergen gedacht. Dafür bcten sich nun einige Plätze an, die man auf ihre Eignung hin, wie Zu- gang, Parkplätze, Sicherheit vor Lawinen und Muren usw. überprüfte und so fiel schließlich die Wahl auf diesen Standort nächst der Fischbachalm, der im Ange- sicht der klassischen Kaiserwände wohl als eine würdiger angesehen werden darf. Zunächst mußte also mit den Grund- stückseigenrümern wegen Erwerb des für die Kapelle notwendigen Grund und Bo- dens verhandelt werden. Wir befinden uns hier im Naturschutzgebiet »Wilder Kaiser« und so mußte gleichzeitig für das Bauvorhaben um die naturschutzrechtli- che Bewilligung beim Amt der Tiroler Landesregierung angesucht werden. Nachdem die Grundstücksbesitzer für dieses Vorhaben ein überaus großes Ver- ständnis zeigten und den erforderlichen Grund und Boden mit allen notwendigen Rechten, wie Zufahrt usw. unentgeltlich als Servitut zur Verfügung stellten, stand dem Bauvorhaben nichts mehr im Wege, da auch die Behörde mit dem Standort einverstanden war und die Baugenehmi- gung erteilte. Nun galt es, alle verfügbaren Kräfte sinnvoll einzusetzen, damit der Ausfüh- rung und Vollendung des Bauwerkes nichts mehr im Wege steht. Dazu war eine gut durchdachte und baureife Planung und Bauführung entscheidend. Die erfor- derlichen Geldmittel, die ja nicht schon im vorhinein zur Verfügung standen, mußten erst durch Spenden aufgebracht werden. Keiner hätte diese Aufgabe sicher besser verstanden, alle entscheidenden Gesichtspunkte und Belange so zu koordi- nieren, als der Bergwächter Ing. Klaus Brunnschmid. Er hat sich für diese Auf- gabe als Planer, Bauleiter und Organisa- tor voll eingesetzt und verstand es auch, mit den Bergwächtern die gesamten Erd- und Baumeisterarbeiten in erstaunlich kurzer Zeit durch freiwilligen Arbeitsein- satz fertigzustellen. Dafür soll ihm und allen daran beteilig- ten Bergwächtern mit ihren Einsatzstel- lenleitern im Namen der Tiroler Berg- wacht der gebührende Dank ausgespro- chen werden. Ein aufrichtiges »Danke- schön«. Die Errichtung, also das Abbinden und Aufstellen des Dachstuhls, hat in so dan- kenswerter Weise Herr Bürgermeister und Zimmermeister Alois Mitterer, Going, übernommen. Auch ihm darf recht viel- mals gedankt werden, da er uns mit seiner Kostenberechnung für diese Leistung sehr entgegengekommen ist. Den besonderen Dank aber darf ich für die Zurverfügungstellung des Baugrundes an Frau Aloisia Hechenberger, Wirtin der Fischbachalm, sowie Herrn Johann Har- rasser, früherer Wirt der Fischbachalm, und Herrn Harrasser jun., Kirchdorf, ab- statten. Der Weginteressentschaft Kaiserbach- tat mit ihrem Obmann, Herrn Oberforst- rat Dipl.-Ing. Karl Kirchner, darf ich für das großzügige Entgegenkommen beson- ders danken. Ich darf aber auch an Frau Hertha Brunnschmid einen besonderen Dank für die Glockenspende zum Ausdruck brin- gen, ebenso Herrn Thomas Fabbris jun. für die Schaffung des Kreuzes in der her- vcrragenden künstlerischen Ausführung. Es darf aber auch allen Spendern, es ist nicht möglich, sie jetzt hier alle nament- lich anzuführen, recht herzlich für all die eingegangenen Geld- und Sachspenden gedankt werden. Da wir aber noch weiteren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen haben, möchten wir sehr höflich bitten, daß Sie uns auch weiterhin mit einer Spende un- terstützen wollen. Im Anschluß an den feierlichen Akt haben Sie die Mgiichkeit, dazu bei unserem Kassier, der Ihnen da- für eine Erinnerungskarte zum Andenken an den heutigen Tag als unseren Dank an Sie übergeben wird. Es darf an dieser Stelle aber auch an die Männer des Bergrettungsdienstes gedacht werden, welche sich immer freiwillig un- ter Einsatz ihrer Gesundheit, ja ihres Le- bens, für die Rettung der in Bergnot gera- tenen oder tödlich abgestürzten Bergstei- ger eingesetzt haben. Dabei wurden von ihnen oft übermenschliche Anstrengun- gen bei widrigsten Wetterverhältnissen wie Regen, Schneefall, Sturm und eisige Kalte hingenommen, um ein wertvolles Menschenleben zu retten oder doch we- nigstens den Versuch zu unternehmen. Es darf diesen tapferen Männern stellvertre- tend im Namen der Angehörigen der To- ten heute an diesem Tag der schlichte, aber sicher überzeugende Dank an alle, Bergrettungsmänner ausgesprochen wer- den. Wenn wir uns nun die Frage stellen1 welchen Sinn das Bergsieigen haben mag, wenn damit große, ja tödliche Gefahren verbunden sind, so möchte ich im Namen aller Bergsteiger dazu antworten: Nur wer es selbst erlebt hat, welch ge- waltige Anziehungskraft die Berge auf den Menschen ausüben, kann verstehen; was uns Bergsteiger veranlaßt, immer wie- der zu versuchen, über steile Wände, schneidige Grate und abweisende Kanten die Gipfel eines so erhabenen und Respekt einflößenden Gebirgsmassivs, wie es der Wilde Kaiser ist, zu bezwingen. Der Mensch erlebt dabei ungeahnte Höhen des Glücks und der Freude, wenn er sich dabei selbst überwunden hat.. Daß manchen lieber. Bergkameraden dabei der Tod ereilte, wurde in aufrichti- ger Trauer um den werwolen Menschen hingenommen. Er ist diesen, seinen letz- ten Weg, nicht um ei'en sichtbaren Er- fplg willen gegangen. Er wollte sich selbst beweisen, daß er den. Kampf mit dem Berg und den Sieg tlber sich selbst beste- hen muß. Daß er dabei sein Leben einset- zen werde, zeugt von hohem ethischem Wert des Bergsteigens allgemein. Daß ihn der Tod ereilen werde, hat er bei Antritt seiner letzten Bergfahrt nicht geahnt, er war wie immer voller Zuver- sicht, diesen Kampf für sich siegreich zu beenden. Die Gipfelfreuden, die er dabei erlebte, gaben ihm das Recht dazu. So wurde schließlich unter der Schirm- herrschaft des Hochwürden Herrn Konsi- storialrat Dekan Alois Dialer, des Herrn Bürgermeisters Ökonomierat Michael Nothegger, Kirchdorf, des Herrn Bürger- meisters Dipl.-Ing. Ludwig Partl und des Herrn Bürgermeisters Alois Mitterer, Going am Wilden Kaiser, diese Kapelle zum steten Gedenken an die Bergtoten er-
< Page 37 | Page 39 >
< Page 37 | Page 39 >