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Die Glasfabrik in Hörbrunn bei Hopfgarten. Foto: (Privatbesitz) vor 1884 Seite 30 Kitzbüheler Anzeiger - Sairstag, 18. August 1984 Die Glasfabrik in Hörbrunn bei Hopfgarten Von Hofrat Dr. Erich Egg, Direktor des Landesmuseums Ferdinandeum (Veröffentlichung der Universität Innsbruck 1984 - Exportgewerbe und Außenhandel vor der Industriellen Revolution - Festschrift für Univ.-Prof. Dr. Georg Zwanowetz anläßlich der Vollendung des 65. Lebensjahres) II. Teil Die Betriebsstätte wurde in Hörbrunn am Eingang des Keichsautales errichtet, wo der Inhaber der Glashütte, Georg He- chenblaikner, aus dem tirolischen Unter- inntal, der Besitzer des Bauerngutes in Hörbrunn war, den Glasofen, eine Potta- schesiederei und ein Verwalterhaus erbau- en mußte. Auch ein zweiter Ofen wurde bei entsprechendem Absatz in Aussicht gestellt. Er mußte die Fabrik selbst leiten und durfte sie nicht durch einen Glasma- chermeister betreiben lassen. Die Absicht des Erzbischofs war die Errichtung eines industriellen Betriebes und der Absatz im Ausland durch entsprechende Qualität und Vielfältigkeit (Sortiment) der Pro- dukte. Die meisten Punkte seines Privi- legs regeln den Holzbezug aus dem Lan- gen und Kurzen Grund, deren Waldorte wegen ihrer Entlegenheit »bis itzt dem Verderben preisgegeben« waren, da ein Abtransport nicht möglich war. Das ge- schlagene Holz sollte wegen des Fehlens von Wegen im Bach getriftet und am zu errichtenden Holzrechen in Hörbrunn aufgefangen werden. Jährlich wurden 3.333 Pennen Holz bewilligt, was einer gleichen Menge von Wagenladungen oder 199.980 Klaftern entsprach, die allerdings erst am Rechen gemessen werden konn- ten. Für die Pottaschesiederei durfte alles »Astach« (Geäste) und Reisig der geschla- genen Stämme verwendet werden. Aller Holzbezug war von den Forstbe- hörden genau auszuzeigen und zu kon- trollieren, jeder Überschuß gehörte dem Landesfürsten und alle Wälder wurden nur verliehen, aber nicht in das Eigentum überschrieben. Auch war auf Lawinen- striche und Weiderechte Rücksicht zu nehmen. Jeder Verkauf des überschüssi- gen Holzes war verboten. Die Abholzung hat ohne Rücksicht auf die Abgeiegenheit des Waldes nur nach forstwirtschaftlichen Gesichtspunkten zu erfolgen, wobei weit entfernten Holzplätzen zum Ausgleich auch ein näher liegender zugewiesen wer- den soll. Eigenartigerweise wurde im Pri- vileg nicht festgelegt, daß im Umkreis kei- ne andere Glashütte errichtet werden dürfte. Dies war nicht notwendig, da Kramsach außerhalb des salzburgischen Staates lag und im salzburgischen Bereich erst 1828 die Glashütte in der Kiefer bei Hallein (chemische Produktenfabrik) er- richtet wurde und die Hütte in Eich bei St. Gilgen weit entfernt war. Am 26. Juni 1797 wollte Johann Per- chinger, Kohlerwirt in Westendorf, einen Anteil an der neuen Glasfabrik erhalten. Hechenblaikner und sein Teilhaber Jo- hann Georg Leitner, Handelsmann in Hopfgarten, verwahrten sich aber dage- gen. Hechenblaikner hatte das Gut Hör- brunn um 6.520 Gulden gekauft und zur Errichtung der Glashütte schon 14.000 Gulden ausgegeben. Ein Ansuchen um den Ausschank von Bier und Branntwein für seine Arbeiter der in 6-8 Wochen in Betrieb gehenden Fabrik wurde Hechen- blaikner am 30. Juni 1797 bewilligt. Zur Fabrik, deren Produktionsgebäude 122 Schritt lang, 42 breit und 15 hoch war, ka- men noch eine Mühle, Bäckerei, Säge- werk, Kohlenbrennerei und Arbeitshäu- ser. Über den Erfolg der ab 1797 errichte- ten Glasfabrik in Hörbrunn unter Georg Hechenblaikner wissen wir nichts. Am 12. Dezember 1807 ersucht der Prokurator der Fabrik Anton Schafferer, nachdem die Hütte um 30.000 Gulden erbaut wor- den war, um Ermäßigung der Maut für Wenzel Friedrich kaufte 1820 die Glasfa- brik Hörbrunn u,d fihrte sie bis zu sei- nrm Tode am 19. Dezember 1846. die Glasausfuhr nach und die Scherbe- neinfuhr aus Osterreich. Man darf anneh- men, daß Hehenblaikner die Hütte in diesem Jahr verkauft hat, ohne daß der Betrieb zu den großen Erfolgen geom- men war, wie es imPrivileg von 1797 er- wartet wurde. Ein Prckurator wa im Pri- vileg von 1797 nich: vorgesehen. Er dürfte Verwalter nach dem iücktritt Hechen- blaikners gewesen sein. Die politischen Umstände standen einem Aufschwung der Glashütte entgegen. 1803, sec'--is Jahre nach der Gründung, war das Erzstift Salz- birg aufgeholen und anstelle des Fürst- erzbischofs der HabsDurger FerdLiand Il[. von Toskana zum Kurfürsten von Salzburg erholen worden. 1806 wird nach dem verlorenen Krieg geger Napolen Ti- rol bayerisch und Salzburg mit dem Bri- xental österreihisch. Deshalb sucht der Verwalter Anton Schaf fere: in Ostereich um seine Ermäßigungen an. Bereits am 11. November 1808 ersuchte der neue Be- sitzer der Glashütte, Karl Ignaz Mayr (Kauf am 18. März 108), um die Zoller- mäßigung an, Ja er über die bayeris:hen Straßen fahren muß, um Rohstoff ein- und Erzeugnisse zu verkaufen. Tasäch- lich erhält er für die-Ausfuhr seiner Gläser nach Österreich eine Zc.11ermäßigung von 15 Wo und für d:e Ebfuhr vcn 300 Zentner Pcttasche pro Jahr eine solche von 25 Wo. 1810 fiel auch Salzburg an Bayern und die turbulenten letzten Jahre der napoleoni- schen Herrschaft bis 1814 ließen sicher keine Expansion, sondern nur einen örtli- chen Absatz des Glases zu, über dessen Formen wir keine Hinweise haben. Einen Aufschwung er1ete die Hütte Hörbrunn erst, als sie von Wenzel Fried- rich gekauft wurde, der angeblich roch unter Hechenblaikner als Glasmacher aus Böhmen gearbeitet hatte. 1816 war das 4
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