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Samstag, 25. August 1984 Kitzbiheler Anzeiger Seite 5 Nur ein schwarzer Brei? Fragen über das Kitzbüheler Moor Die Artikelserie in unseren letzten beiden Ausgaben über die traditionellen Moor-Kuren in Kitzbühel haben ein breites Echo an interessanten Fragen ausgeworfen, die hier vom Autor, DipL-Vw. Michael Horn, beantwortet werden: In diesem, von Warmwasser umspülten Rührwerk wird das Heilmoor aufbereitet und ständig auf ca. 42 Grad Celsius erwärmt. Bademeister Georg Stöckl läßt gerade eine »Portion« Moor für eine Teilpackung in den Kübel fließen. Chronisch-entzündliche und degene- rative Erkrankungen des Bewegungsappa- rates: chronischer Rheumatismus der Ge- lenke, Muskeln und des Nervengewebes (Neuralgien und Ischias). Bei degenerati- ven Prozessen der Gelenke (Arthrosen, Spondylarthrosen) und der Wirbelsäule. Wirbelbedingte Schmerzzustände (Lum- bal-Cervicalsyndrom), den häufigen Bandscheibenleiden und dadurch verbun- denen Schmerzen. Nachbehandlung der Knochen, Gelenke und Weichteile nach Unfällen und Verletzungen (Muskel- schwund, Gelenksversteifungen). Frauenleideü: chronisch-entzündli- che Erkrankungen der Unterleibsorgane, Beschwerden nach entzündlichen Erkran- kungen im Bereich des kleinen Beckens, Regelstörungen, Sterilität (primär und se- kundär), wechselbedingte Beschwerden. Entzündungsreste im Brust- und Bauchraum: Darmkatharren, chronische Erkrankungen der Harnwege (Zustände nach Blasenentzündungen), chronische Reizblasen, Zustände nach Prostata-Ope- rationen, chronische Leber- und Gallen- leiden. Nähere Informationen wird si- cherlich gerne jeder Arzt erteilen! Balneo- logie (Bäderkunde) ist ja auch ein Be- standteil des Medizinstudiums. Im Kur- haus »Aquarena« fungiert Frau Dr. Chri- stiane Schwentner als medizinische Leite- rin. DAs Moor wird am Lutzenberg frisch gestochen (etwa 4x jährlich) und mit Lkw in das Kurhaus geführt. Die Er- wärmung erfolgt in einem Rührwerk, das mit einem Warmwassermantel umgeben ist. Nach dem Gebrauch (Packung oder Bad) wird das Moor mit Wasser verdünnt und über den Kanal abgeleitet. Eine Wie- derverwendung wie in manchen anderen (prominenten) Moorbädern erfolgt nicht! Vom Körper durch Schweiß ausgeschiede- ne Giftstoffe (etwa von Medikamenten) werden selbst bei längerer Lagerung nicht abgebaut. Deshalb in Kitzbühel nur fri- sches Moor! Die Wirkungsweise des Moors liegt auch nach neuesten Erkenntnissen haupt- sächlich in einer schonenden Uberwär- mung des Körpers, die auf andere Art nicht herbeizuführen ist. Die chemisch-- Wirkung hemische Wirkung der gelösten organischen Stoffe spielt eine unterstützende Rolle (Gehalt an Kolloiden) und auch, daß das Moor- wasser hypotonisch ist. Dadurch erfolgt eine Leistungssteigerung des Organismus (Umstimmung). Die Erfahrung hat gezeigt, daß sich Erfolge bei einer Moor-Kur nicht sofort einstellen. Ganz im Gegenteil! Bei man- chen Patienten wurde das Leiden am An- fang sogar schlechter, ehe sich dann nach einigen Behandlungen eine rapide Verbes- serung einstellte. Die Natur braucht eben ihre Zeit, um zu wirken! Aber dies darf gesagt sein: es hat schon manchen Kur- gast gegeben, der auf Krücken zur Be- handlung erschien und später aufrechten Ganges das Haus verließ! Moorbäder, Packungen mc auch die Medizinalbäder, die im Kurt-aus »Aquarena« abgegeben werden, müssen von einem Arzt verschrieben sein! Meist werden 10 bis 15 Behandlungen empfoh- len, die man im Zwei-Tage-Rhy:hmus ab- solviert. Für eine Behandlung muß man etwa eine Stunde (20 Minuten 3ad oder ?ackung + Nachruhe) kalkulieren. Sehr zu empfehlen ist in vielen Fällen auch ein abschließende Massage. Immer weder wird nach den Heil- anzeigen (Indikationen) gefrag:: Am 19. August 1984 vollendete der Spengler- und Glasermeister Toni Sauer ;en. in bester körperlicher Verfassung und geistiger Lebendigkeit seit. 80. Le- bensjahr. Am Vortag gab ihm die Stadt- musik unter der Leitung von Stadtkapell- meister Sepp Gasteiger vor dem »Sailer- Haus« in der Bichlstraße ein Gratula- tionsständchen Unter den Gratulanten befanden sich auch Bürgermeister Hans Brettauer und der Vorstand des Kitzbühe- 1er Skiklubs mit Präsident Willi Eder. »Toni Sailer sen.«, sagte Bürermester Hans Brettauer am 30. Mai 1984 im Rat- haussaal bei der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens der Stadt Kitzbühel, »ist einer unserer Iekanntesten und beliebte- sten Mitbürger.« Weiters Bürgermeister Brettauer: »Toni Sailer ist 1904 im sonni- gen Meran geboren. Schon als Kind l<am er mit seinen Eltern zunächst nach Kuf- stein und bald darauf nach Kitzbühel. Zum Abschluß auch noch die Be- antwortung einer Frage, die im Zusam- menhang mit der früheren Kur- und Moorbad AG gestellt wurde: die seiner- zeit von Privaten gezeichneten Aktien wurden bei der Verschmelzung der KU- MAG mit der Bergbahn im Verhältnis 1:1 voll zurückbezahlt. Nur die Stadtgemein- de und der Fremdenverkehrsverband ha- ben auf ihre Forderungen verzichtet. Heute ist das Kurhaus ein vo1lkommn in- tegrierter Bestandteil der Bergbahn AG Kitzbühel. Die Aquarena bleibt noch bis 14. Oktober in vollem Umfang geöffnet. In Kitzbühel wurde er im Alter von 15 Jahren aktiver Blasmusiker und ist nun seit 65 Jahren aktiv bei unserer Stadtmu- sik, zuerst als Klarinettist und dann als Saxophonist. Er ist einer der treuesten und pünktlichsten Probenbesucher und übt zu Hause täglich mit seinem Saxo- phon. Selbst eine vorübergehende schwe- re Gehbehinderung haben Toni Sailer nicht davon abhalten können, an den Ausrückungen der Stadtmusik teilzuneh- men, so groß ist seine Musikbegeisterung. Seit 1932 ist Toni Sailer sen. selbständi- ger Spengler- und Glasermeister und war über 40 Jahre als Meister aktiv. Seine Erfindung »Der ideale Schnee- fang« hat er zum Patent angemeldet, und lange nach der Übernahme des Betriebes im Traunsteinerhaus durch seinen zweiten Sohn Rudi sah man Vater Sauer bei der Arbeit auf den Dächern unserer Stadt. Vor einem Jahr sollte die Olbergkapelle Toni Salier sen. zum 80er
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