Kitzbüheler Anzeiger

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Kitzbühel, G Reutte . Landeck Imst Seite 32 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 8. September 1984 wahrscheinlich eingeführt, da es in Tirol zu wenig Laubholz für ihre Erzeugung gab. Braunstein (Maganerz zum Entfär- ben der Glasmasse) stand in Tirol zur Ver- fügung und, zwar am Vomperjoch bei Schwaz, wo er 1820-1845 abgebaut wur- de, und bei der Walderalm westlich von Hall, Kreide wurde wohl eingeführt. Nach böhmischen Rezepten bestand die Mi- schung der Glasmasse aus 150 Pfund Quarzsand, 100 Pfund Pottasche, 20 Pfund Kreide und 10 Lot Braunstein. Wie überall wurden in der Glashütte Frauen und Kinder zu einfachen Arbeiten beschäftigt. Die Errichtung einer eigenen Schule hing damit zusammen, daß die Ar- beiter bei der Hütte Werkswohnungen hatten und der Weg zur Schule nach Hopf- garten schlecht und über eine Stunde weit war. Die aus Böhmen stammenden Gla- sarbeiter bildeten eine geschlossene sozia- le Gruppe, die mit der ansässigen Bevöl- kerung wenig Kontakt hatte, und nur der Glasherr Wenzel Friedrich trat im Markt Hopfgarten als angesehener Mann in Er- scheinung. Die Namen der Glasmacher Hörhager, Bettenauer, Hofmann, Peter, Benedikt waren nicht einheimisch, und nach Auflassung der Fabrik wanderten die meisten wieder in andere Industriege- biete ab. Der Höchststand der Beschäftig- ten mit ihren Familien betrug 80-120 Personen, der Schulbericht von 1825 mel- det bereits 97 Personen. Für die umfan- greiche Holzarbeit wurden aber sicher Einheimische verwendet, sodaß sich der Fabriksbetrieb auch für die Hopfgartner günstig auswirkte. Am 19. Dezember 1846 starb Wenzel Friedrich, und sein Sohn Franz Friedrich, der den Betrieb schon seit 1842 leitete, übernahm endgültig die Glasfabrik. Schon 1847 spendete er für den neuen Haller Schießstand bei der Innbrücke im Festraum herrliche farbige Gläser für ein Fenster, in die mit großem Kunstaufwand der kaiserliche Adler, der Tiroler Adler, das Wappen des Landesgouverneurs Cle- mens Graf Brandis, die Insignien des Schützenwesens und die symbolischen Zeichen der Stände eingeschliffen waren, die aus seiner Fabrik hervorgegangen wa- ren. Fenster aus färbigem Glas waren auch im Gasthaus »Modl« bei Hörbrunn vorhanden, die Landschaften darstellten. Diese Glasgemälde waren wahrscheinlich im farbigen Überfang herausgeschliffen. 1845 schenkte die Firma für die perma- nente Ausstellung von Industrieproduk- ten im Tiroler Landesmuseum Ferdinan- deum einen Lichtschirm von rotem Ru- binglas und zwei Pokale. Damit beginnt unter Franz Friedrich ei- ne neue Ara der Hörbrunner Fabrik mit der Herstellung farbiger Gläser, beson- ders solcher mit rotem Überfang, in den hinein Figuren, Landschaften und Orna- mente geschnitten oder geschliffen wur- den. 1826 war das Kupferrubin als Uber- fangglas über dem farblosen aus Kupfer- oxydul entdeckt worden. Es war ein sehr billiger und effektvoller Ersatz für das aus teurem Goldchlorid erzeugte Goldrubin. Das böhmische Glas mit dem roten Über- fang wurde ein echter Verkaufsschlager, zumal in dieser Zeit das kunstvolle Glas als Erinnerungeschenk an Badeaufenthal- te, an einen Ort als Freunds:haftsglas sehr beliebt wurde. Friedrich hielt auch hier mit den böhmischen Produkten Schritt, wie ein Glaspokal (Badebecher) mit Kugelschliff, rotem und weißen Über- fang und vier Medaillons mit den flachge- schnittenen Inschriften: »Gesundheit - Glasherr Franz Friedrich. Er war ein be- sonderer Freund des Tiroler Shützenwe- seils.
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