Kitzbüheler Anzeiger

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Die St. Johanner Dorfmusikanten. Mitte Kapellmeister Andre Wurzrainer als Flügel- hornist. Seite 24 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 15. September 1984 Geballte Ladung, Marke »Küchel-Quartett« Es war ein regelrechter musikalischer Kopfsprung, hinein in Schuberts wohl be- deutendstes Streichquartett, das in d-moll - nach dem ‚Andante con moto' genannt »Der Tod und das Mädchen« (Lied!), was man gleich zu Beginn des letzten diesjäh- rigen Kitzbüheler Sommerkonzerts erleb- te. Bereits mit dem kräftigen Anstreichen der ersten Töne explodierte etwas wie eine ‚Geballte Ladung'. Gewaltige Initialzün- dung! Da dürften wohl nicht allzu viele Ensembles existieren, welche in solch dy- namischer Licht-Schatten-Interpretation dermaßen augenscheinlich zu vermitteln verstehen, was alles sich in diesem Werk an Gefühlen, Obsessionen, Ausbrüchen, ‚Bildern' -,aber auch an kontrapunkti- scher Meisterschaft übereinanderschich- tet, übereinandertürmt. Wenn man so will: Eine Art ‚Gesamt-Polyphonie', die also nicht im Sinne absoluter Musik ledig- lich kunstvoll verschlungene musikalische Linien zeigt, sondern (natürlich ist's trotzdem absolute Musik!) geradezu psy- chologisches Programm. In was für unge- heuer konzentrierter schöpferischer Ak- tion muß Schubert während der Komposi- tion dieses Quartetts gewesen sein! Es saßen aber auch Vollblutmusiker par excellence an den Pulten - vier Fana- tiker des Artikulierens, denen plastische Gestaltung und emotionaler Erguß über den bloßen Wohlklang (den sie natürlich haben, selbstredend) geht - diesen sogar fallweise der Dramatik opfern. Die Kü- chel-Leute scheinen übrigens sehr viel, wenn nicht alles, von Spannung und »Atem« zu halten. - Der 2. Satz zog vor- bei wie ein Traumgespinst, aus dem sich jedoch immer wieder ein gewisses Etwas erhebt, um die Ebene der Realität zu ge- winnen. (Oder holt der reale Schmerz die Verklärung ein?!) Als »Genie des Tro- stes« hat der Unterzeichnete Franz Schu- bert einmal apostrophiert. Und was den Charakter seines Schaffens betrifft: Als »In Formen gegossene Seele«. - Das Scherzo wiederum (3. Satz) geriet zur un- heimlichen Vision ... Und Satz Nr. 4 (Pre- sto): Das jagte, huschte, bäumte sich auf beruhigte sich wieder und sang sang ... Klang eines ganzen Orchesters. Wirklich: Ich habe noch nie so erschöpf- te, so fix und fertige Musiker erlebt. Eine längere als übliche Pause trennte den Schubert vom Brahms-Quintett op. 34 und dies war gut: Eine völlig andere Welt tut sich auf - wie ein Tor! Dahinter nicht ‚Programm', sondern Farben, vor- erst geschieden, getrennt; dann quillt es urplötzlich dickschwadig herein. (Häufig bei Brahms!) Ein breiter Strom von Har- monien (Weltharmonie!) bricht sich Bahn In der Durchführung großgestige Dra- matik ... Aber in diesem breiten Fluß, welcher von Farbschwaden durchzogen und von Melodiebögen überspannt er- scheint, spiegelt sich offenbar nicht verar- beitetes Leid (wie bei Schubert); das Ge- samtbild, welches sich ergibt, ist Brahms selbst. - Am Flügel auch diesmal Monique Du- phil, und sie mischte kräftigst beim »Brahms'schen Aufruhr« mit. Das Kü- chel-Quartett dürfte wohl nicht nur dieses einemal mit ihr konzertiert haben. So je- denfalls möchte man die schöne Geste deuten, daß am Ende alle vier Musiker, ganz ungebräuchlich, der Dame die Hand drückten. Die gegenseitige Musizierbegei- sterung hatte aber auch z u ansteckend gewirkt. (Bis zu einem ‚Wildwasser- Brahms'!) - Im 3. Satz (Scherzo) wieder, oder noch immer, das Bild vom ‚Strom'. - Im prachtvollen 4. Satz schließlich überschneiden die musikalischen Linien Am 8. September 1984 wurde auf der Redford-Promenade am Achenzipf in St. Johann in Tirol der von den Frauen des Soroptimistklubs Bezirk Kitzbühel der Gedenkstein zur Erinnerung an die Frau- en, die im Freiheitskrieg 1809 ums Leben gekommen sind, enthüllt und von Koope- rator Mag. Klaus Erber gesegnet. Die Präsidentin vom Soroptimistklub, Frau Marianne Kahlbacher, Kitzbühel, begann ihre Ansprache mit einem Dank. Sie dankte der Marktgemeinde St. Jo- hann, insbesondere Bürgermeister Dipl.-Ing. Ludwig Partl, der den schönen Platz zur Verfügung stellte, dem Markt- bauamt und der Gärtnerei der Marktge- meinde. Weiters Bürgermeister Trimmel der Marktgemeinde Bad Deutsch- Altenburg für die Stiftung des imposan- ten, 5 Tonnen schweren Dolomitsteines sowie den Firmen und Privatpersonen, die dazu beigetragen haben, den Stein zu liefern, zu bearbeiten und in die Erde zu setzen. Wir folgen in unserer Berichter- stattung wiederum der Präsidentin Ma- rianne Kahlbacher: »Und nun meine Damei'i und Herren werden Sie wissen wollen, wie der Sorop- einander wie Kanten eines Kristalls, bil- den Kristall-Flächen ... Die Brahms-Welt rundet sich zum Ganzen, nimmt kosmi- sche Dimensionen an Ja, ein über alle Maßen würdiger Ab- schluß der Sommerkonzerte '84! An die- ser Stelle ein großer Dank dem Veranstal- ter, im besonderen dem künstlerischen Leiter, Florian Ebersberg, welcher so be- deutende Musiker nach Kitzbühel zu ver- pflichten versteht. Dank auch der Han- delskammer (Saal!), den Sponsoren, För- derern, Gönnern - und dem Publikum, das dem »Verein Kitzbüheler Musikfreun- de« wieder so erfreulich die Treue gehal- ten hat. Hugo Bonatti Der Gedenkstein am Achenzipf. Ein Dolomit-Kalkstein aus Bad Deutsch- Altenburg in Niederösterreich. Soroptimistkjub Bezirk Kitzbühel: Frauengedenkstein 1809-1894 enthüllt
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