Kitzbüheler Anzeiger

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Ehrenbürger und Altbürgermeister von Kleinvolderberg, Johann Mairhofer und Gat- tin; dahinter Christian Schmidinger und seine Frau Johanna 1946 vor ihrem Haus aus Lehm in Dreizehnlinden. Seite 44 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 15. September 1984 Als Dokumentation zur Ausstellung ist ein Handbuch erschienen, das 540 Seiten mit 26 Farb- und 474 schwarz/weiß-Ab- bildungen aufweist. Der Katalog ist nun in zweiter Auflage mit einem Personen- und Künstlerregister erschienen, kostet nur 5 100.— und kann bei der Ausstel- lung im Ferdinandeum gekauft oder be- Als vor 51 Jahren Minister a.D. Andreas Thaler in Südamerika die neue Tiroler Kolonie Dreizehnlinden gründete, zogen mit den Auswanderungsgruppen Thalers auch drei Kirchberger, der Pfarrprovisor und nachmalige Monsignore Johann Reit- meier und die Brüder Josef und Christian Schmidinger, Söhne des ÖBB-Angestell- ten Josef Schmidinger (gest. 1930) und der Anna Schmidinger geb. Loidold, nach Brasilien. Während Josef Schmidinger, geboren am 13. Juli 1912 in Kirchberg, schon im September 1933 mit dem ersten Transport auswanderte, aber 1938 wieder zurück- kehrte und seit 1945 in Belgrad kriegsver- mißt ist, zog Christian Schmidinger, geb. am 7. August 1920 in Kirchberg, im Juni 1934 mit dem zweiten Transport - erst 13jährig - nach Dreizehnlinden, wo er durch 25 Jahre ständiger Begleiter, zuerst mit Muli und später als Kraftfahrer, bei Monsignore Johann Reitmeier (gestorben am 9. Oktober 1977 in Kirchberg im Alter von 90 Jahren und begraben in Kirchberg) war. Christian bezeichnet noch heute die- sen als seinen Vater. In Dreizehnlinden verehelichte sich Christian Schmidinger 1946 mit Johanna Mairhofer, geb. am 13. Juni 1928 in Klein-Volderberg, die 1937 mit ihren El- tern und Geschwistern (ein Bruder und zwei Schwestern) nach Dreizehnlinden auswanderte. stellt werden. Die Ausstellung ist täglich von 10-17 Uhr geöffnet. Eine Ton-Bild-Schau infor- miert zusätzlich über die Schwerpunkte der Ausstellung. Gruppenführungen wer- den nach Voranmeldung jederzeit durch- geführt (ermäßigter Eintrittspreis, inkl. Führungsbeitrag 5 20.—). Das Ehepaar Schmidinger besitzt in Dreizehnlinden eine kleine Landwirt- schaft mit 8.5 ha Grund, davon ist 1/3 Sumpf und Waldweide. Sie besitzen 5 Kü- he und 30 Hühner. Auf dem kleinen Grundbesitz pflanzen sie Kukuruz und Sojabohnen als Kraftfutter für die Kühe und die Schweine. Nach ihrem Urlaub werden die beiden wieder mit einer klei- nen Schweinezucht beginnen. Die Schwei- nezucht bringt einen kleinen Verdienst, um ihr Leben zu fristen. Zum Leidwesen der beiden gedeihen in Dreizehnlinden keine Kirsch- und Pflaumenbäume. Auch gibt es dort keinen Fichtenwald, sondern in der Hauptsache Pinien. Dafür gedeiht der Reis sehr gut, welcher für die eigene Ernährung dient. Das Ehepaar Schmidinger hat 1946 ge- heiratet und hat drei Kinder und zwei En- kelkinder. Als nach 50 Jahren hartem Siedlerleben der Wunsch nach einem Wie- dersehen mit seinen noch lebenden drei Geschwistern (eine Schwester und zwei Brüder) und das Heimweh nach seiner al- Fünzig Jahre fern der Heimat Christian und Johanna Schmidinger aus Dreizehnlinden auf Heimaturlaub in Kirchberg Nach 50 Jahren das erstemal in der Heimat Kirchberg. Christian Schmidinger und Jo- hanna, Dreizehnlinden. ten Heimat immer stärker vernehmbar war und die finanziellen Möglichkeiten aber nicht vrrhanden waren, hat sich der frühere Vizebürgermeister und Landtags- Vizepräsident Christian Horngacher als ehemaliger Schulfreund und Nachbar ein- geschalten und organisierte eine spontane Hilfsaktion, um dem Ehepaar Schmidin- ger zu ihrem ersten Urlaub ihres Lebens zu verhelfen. Dieser Aktion schlossen sich das Land Tirol und die Gemeinde Kirchberg an. Al- len diesen Gönnern und Förderern sei auf diesem Wege gedankt. Besonders groß war das Echo bei den Dia-Vorträgen Christian Horngachers über das »alte Kirchberg«, wo die Bevölkerung unserer Gemeinde bewies, daß Solidarität gegen- über einem Auswanderer auch nach 50 Jahren noch besteht. Als die finanzielle Seite gesichert war, kam eine neue Schwierigkeit dazu. Die Schmidingers hatten nur ihre Heimat-und Taufscheine und zum Erwerb eines Reise- passes waren Geburtsscheine und Auszü- ge aus der jeweiligen Heimatrolle erfor-
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