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Pulverhorn aus Glas. Die Hopfgartner Schützenkcmpanie rüstet Franz Friedrich ko- stenlos mit solchen Pulverhornern aus. Ein Exemplar befindet sich im Kitzbuheler Hei- matmuseum. Seite 46 Kitzbüheler Anzeiger Samstac. 15. September 1984 gleicher Arbeit geringer geworden. Das durchschnittliche .ährliche Erzeugnis be- trägt 2.000 Zentner -lolii- und 4.000 Zentner Tafel-Glas.« Bereits 1880 findet der gliche Bericht, daß die Glashütte zeitweilig »kaltgestellt« wurde. Die Errichtung der Tiroier Bahnlinien (1867 Rennerbahn, 1875 Salzburgbahn über den Pinzgau, 1884 Arlbergbahn) nahm der Glashütte ihre letzte Stärke, die Belieferung der von Böhmen und Deutschland abgelegenen Absatzgebiete, sodaß vor allem das Tafel--las (Fenster- glas) gegenüber der Konkurrenz nicht mehr abgesetzt werden konnte und das Hohlglas gegenüber der billigen Preßglas- fabrikation großer Fabriken keine Ver- kaufschancen mehr hatte. Der Tod des rührigen Franz Friedrich am 17. Juni 1873 trug ebenfalls zum Niedergang der Hütte bei. Sein Sohn Franz Friedrich der Jüngere (gest. 1. Februar 1898) konnte den Betrieb nicht mehr halten, sodaß die vorübergehende »Kaltstellung« von 1 80 eine endgültige wurde. Auch die großen Wälder, die am 12. Juni 1873 in den Besitz der Familie Fried- rich übergegangen waren (alle Wande- rungen im Kurzen Grund und alle links- ufrigen im Langen Grund und eine Reihe von Forsten im Kelchsautale) konnten den Betrieb nicht mehr retten. Bereits am 7. Juni 1881 verkaufte Franz Friedrich die gesamten Waldungen an cen Strohmann Louis Ortlieb. Holzhändler in München und Besitzer der Dampfsäge in Hopfgarten, der sie seinerseits am 30. Ju- ni 1881 um 145.000 Gulden an die Firma Darblay und Beranger in Paris weiter ver- kaufte, die in Wörgl eine Zellulosefabrik errichtete und schon 1885 mit 333 Arbei- tern 43.000 Zentner Zellulose erzeugte und nach Frankreich, Italien und Spanien exportierte. Das Holz dazu lieferten ihnen die Fried- rich'schen Wälder in der Kelchsau, die die Die Namensgebung der Seen hat ihre Besonderheiten. Viele Seen haben den Namen des Ortes oder der Gegend, ande- re den Namen von Almen, Tälern und Pässen den Namen von Flüssen, Tieren oder den Namen nach der Gestalt oder der Lage. Unser Schwarzsee hat seinen Namen wegen des Untergrundes bzw. we- gen der Farbe (wie auch im Zemmgrund, ober Sdlden im Ötztal, bei Nauders, in Passeier und Sprons, in Ulten und auf der Villander Alm). Der Pillersee, 30 ha groß (fast doppelt so groß wie der Schwarzsee), in der gleich- namigen Hofmark, gehörte dem Eigentü- mer derselben, dem Stifte Rott. In dem Salbuche Jes herzoglich-bayerischen Am- tes Kitzbühel von 1400, in dem auch die Güter der geistlichen Grundherrschaften, die jenem Amte Vogtdienst leisteten, an- gegeben sind, steht: »Ein Se und ein Wey- er leyt in dem Pilerse, gehort dem von Rot zu und hat nichts darauf«, d.h. gibt da- von dem genannten Amte keine Angabe. Der se--t dem 11. Jahrhundert erwähnte Name »Piillersee« bezog sich eben nicht allein auf den See, sondern auf die ganze Hofmark, die außer dem Tale des Sees auch noch jenes von Fieberbrunn umfaßt hat, das sich nicht in den See, sondern zur Leukenthaler Ache entwässert. Laut der Fischwasserbeschreibung von 1768 trug »der Pillersee damals viel weniger als frü- her, nämlich bei 3 Centen Forellen und Alten, da er durch Wassergüsse und Plai- ken stark vermurt und verschüttet worden sei«. Nach der Säkularisation des Stiftes Rott hat der Staat den See bald verkauft, Firma heute noch besitzt. Nachdem das Wohnhaus des Glasfabrikanten Friedrich bereits am 28./29. Mai 1884 abgebrannt und die Arbeiter weggezogen waren, kaufte die Firma Darblay am 21. März 1908 von den Erben Franz Friedrichs auch das Sägewerk, die Mühle und das Pochhaus, das ganze Areal der einstigen Glashütte in Hörbrunn, um 30.000 Kro- nen, nachdem der Erbe Otto Friedrich entmündigt worden war. Auch der Real- besitz in Hopfgarten, das Gasthaus »Oberbräu« (gekauft am 20. September 1855), verkauft am 30. Juni 1886) mußte verkauft werden. Die Glasfabrik in Hör- brunn wurde wie die Tiroler Montanwer- ke um 1880 ein Opfer der neuen Indu- strialisierungswellen und des liberalisti- schen Wirtschaftssystems, das mittleren Betrieben zufolge der billigen Eisenbahn- transporte und der Umstellung auf Stein- kohle keine Chance zum Überleben gab. In Hörbrunn selbst blieben nur noch die Ruine der nie vollendeten, von Franz Friedrich dem Älteren geplanten Kirche (Grundsteinlegung 1853, Ende der Arbei- ten 1870/72), die Kapelle (1881/82 er- baut) und das als Gasthaus geführte Her- renhaus als Erinnerung an die einst be- rühmte Glashütte Hörbrunn. als Besitzer desselben erscheinen Gutsbe- sitzer der Gegend, nämlich 1818 Hölzl, 1830 Schlechter, 1839 Schlemmer, 1861 erwarb den See die Riesterische Priester- hausstiftung in St. Ulrich und das erzbi- schöfliche Konsistorium in Salzburg. Jene Beschreibung von 1768 erwähnt auch als Zubehör dieser Hofmark Piller- see »den Wildalmsee, der zwischen wilden groben Steinfelsen gleich in einem Kessel hoch auf einem Berg liegt, fast bis auf Sonnwend zugefroren ist und daher weni- ge Fische enthaltet«. Dieser See wird nach dem Berge, auf dem er liegt, heute Loder- wildsee genannt, er ist 2,7 ha groß und wird als Eigentum des Forstärars bezeich- net. Zwei kleine Seen verzeichnet die Hof- mark Pillersee die Anichkarte und die heutige Spezialkarte noch bei Warming nördlich von Hochfilzen und bei Flecken südlich von St. Jakob. Wie sehr die Seen - auch die kleinen - als Naturerscheinungen dem Empfin- den der einheimischen Bevölkerung auf- gefallen sind und ihr Denken und ihre Einbildungskraft beschäftigen, das zeigen die vielen Sagen, welche die Entstehung der Seen erklären sollen. So heißt es vom Walchsee, Schwarzsee und Hintersteiner- see, daß an ihrer Stelle früher Wälder ge- standen seien, um die sich die Anrainer gestritten hätten, und schließlich zur Stra- fe für diese Streitsucht der Wald überflu- tet worden sei. Der Pillersee soll durch Überflutung menschlicher Siedlung entstanden sein, deren Bewohner sich übermütigen Miß- Der Piilersee in St. Ulrich Aus: Geschichte der Gewässer Tirols, Schlernschriften 1936, von Otto Stolz
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