Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 21. Jänner 1984 Kitzbüheler Anzeiger Seite 11 kannte man noch nicht. Ein, so hatte man den Eindruck, feinnerviger Kammermusi- ker, welcher die farbmäßige Eingliede- rung in den Gesamtklang trefflich ver- steht. Aber auch der blutjunge Bratschist, Bruce Whitson, weist beachtliche Qualitä- ten auf. Die Pianistin schließlich, Suzanne Sobol, Gattin Luz Leskowitz's, hat einen schönen, wenn auch zuweilen etwas gleich- förmigen, metallarmen Mozart drauf. Nun, Mozart ist und bleibt für jeden In- terpreten nie abgeschlossene Aufgabe und Herausforderung, und so klangvoll das Es-Dur-Quartett in allen Teilen gespielt wurde - besonders wunderbar das Lar- ghetto; das war ein Klang in den Strei- chern, durchfädelt von perlenden Skalen des Klaviers. Ein Kabinettstück! - hätte man sich doch vor allem in den Ecksätzen eine stärkere dynamische Abstufung ge- wünscht. Überhaupt war's ein Mozart, in den die Musiker verliebt schienen, ohne jedoch die auch vorhandenen Dämonien sozusagen in Momentaufnahmen sichtbar zu machen. Zum großen Gaudium der Zuhörer gab's dann ein kompositorisches Unicurr - nämlich Rossinis »Duetto« für Cello und Kontrabaß. Eine seltsamere Zusam- menstellung von Instrumenten wäre viel- leicht nur noch eine Geige zur großen Trommel. (Mit Fagotten müßt's übrigens auch gut klingen.) So etwas konnte wirk- lich nur der humorgeladene Spitzbube Rossini schreiben oder jemand, der ähn- lich gepolt ist. Dabei ist das Stück krimi- nell schwer. (der Cellist einigemal leich: überfordert, zumindest im 1. Satz). Was man im übrigen an Klang, nein, an Klang- schönheiten aus solcher Kombination her- ausholen kann, wurde spätestens im »An- dante« offenbar. Das Ohr konnte sich nicht so rasch auf die ungewohnte Zwei- stimmigkeit - wir sind ja samt und son- ders »dreiklangverwöhnt« - einstellen. - Im 3. Satz dann »Springbogen« im Kontrabaß! Man mußte dreimal hinse- hen, ehe man's einmal glaubte. Sicher ha- ben viele im Publikum zum erstenmal ei- nen virtuos gespielten Kontrabaß erlebt. Ja, und da ist dieser Tausendsassa von ei- ner Mette Hanskov, in Kitzbühel bereits von einem früheren Auftritt her bekannt. Wirklich, man muß es, man muß sie er- lebt haben: Instrument und Spielerin ab- solute Einheit. Sie tanzt regelrecht mit dem Baß. Sicher hätt's bei ihr auch zur Balletteuse gereicht. Dazu ihr verschmitz- tes Gebärdenspiel ... Getrampel im Saal! (Man wiederholte den letzten Satz.) Und dann das »Forellenquintett«. Wie nur kann jemandem so etwas wie diese In- troduktion einfallen! Er, Schubert, muß das alles beinahe bewußtlos hingeschrie- ben haben; wie unter Diktat. Man spielte aber auch prächtig; und dynamisch. Die Freude, mit welcher die Musiker in der Schubert-Welt untertauchten, wirkte an- steckend. Und wie sich da alles, um einen physikalischen Vergleich zu wagen, mo- tiv- und themenmäßig wie Mikromagnete auf den 4. Satz hin ausrichtete, also auf jenen Teil, in welchem dann das berühmte »Forellenthema« (»In einem Bächlein hel- le . . . «) endlich in voller Gestalt hervortritt und auch schon wieder, in Variationen, über diese Vollgestalt hinausweist, überla- gert wird. Die Gesetzmäßigkeiten, mit welchen hier gearbeitet wurde, geradezu greifbar. Vielleicht hätte das Scherzo (3. Satz) noch etwas mehr Spritzigkeit vertragen. Um im 4. Satz, dem Variations- teil, können natürlich, vor allem klavier- mäßig, nicht genug »Lichter« aufgesetzt werden. Die 3. Variation dann ist über- haupt ein Teufelsding: Einerseits soll sie dahinstürmen, anderseits mit dem gewis- sen »großen Ton« gespielt werden. Sehr überzeugend wieder die Variation Nr. 5 mit dem sehr schön gestrichenen Cello- Solo. Ein schönes Konzert, ein würdiges Ge- denkkonzert, in seiner unkomplizierten Lebendigkeit, trotz Kritik, ein Ereignis. Hugo Bonatti Ein netter Theaterabend Die Kolpingbühne Sterzing, eine junge, aber bereits bekannte Laienspielgruppe in der Südtiroler Schwesternstadt, war im Kolpingsaal Kitzbühel zu Gast. Eingela- den von der Kolpingfamilie Kitzbühel un- ter dem Vorsitzenden Franz Hofer, ge- staltete die Bühne einen netten Abend mit sechs Satiren von Ephraim Kishon. Eingeleitet wurde der Abend mit einer herzlichen Begegnung zwischen Sterzing und Kitzbühel. Die Gäste überbrachten der Kolpingfamilie und dem Kulturreferat der Stadt Kitzbühel, die als Veranstalter auftraten, die Grüße der zuständigen Re- ferenten in Sterzing und Erinnerungsge- schenke. Die Kolpingbühne Sterzing rechtfertig- te ihren Ruf als junge ambitionierte Bühne. 15 Leute, die mit Begeisterung Theater spielen, gehören dem Ensemble an. Wa- rum sie ausgerechnet Kishon spielen? Weil seine Stücke von einer ganz gewöhn- lichen, alltäglichen Situation ausgehen, dann aber urplötzlich eine Wendung er- fahren und in einer übersteigerten Szene auf die menschlichen Schwächen und Un- zulänglichkeiten hinweisen und schließ- lich mit einer Pointe, die in die Wirklich- keit zurückholt, enden. Abgesehen von den Theaterspielern aus Sterzing hatte der Abend einige weitere Pluspunkte: Er stellte wieder einmal die grundsätzlich notwendige Verbindung von zwei Städten Tirols her, die sich Schwesternstädte nennen, viele gemeinsa- me Merkmale und eine lange gemeinsame Entwicklung in einem Land haben, dessen geistige Einheit uns eigentlich am Herzen liegen soll. Deswegen war es erfreulich, daß unter den Besuchern nicht nur Kul- turreferent GR Fniedhelm Capellari, son- dern auch die Stadträte Georg Berger und OSR Peter Brandstätter sowie GR Dr. Ot- to Wendling waren. Sie haben seinerzeit für die Verschwisterung gestimmt und auch inzwischen Zeichen gesetzt, eines da- von auch an diesem Abend. Im Publikum waren auch ziemlich ge- schlossen die Spieler und Funktionäre der Heimatbühne Kitzbühel. Durch ihr Da- beisein haben sie . »Kollegialität« gezeigt und sicher auch etwas profitiert. Fassen wir's zusammen: Der Abend war kein »hochgestochener« Theaterge- nuß, aber eine nette Unterhaltung, Thea- ter zum Lachen mit einem sicher nicht leicht zu spielenden, aber gut gespielten Satiriker. Er war ein Anstoß, im Tiroler Jubiläumsjahr neben patriotischen Feiern auch eingedenk zu sein der geistigen Ein- heit Tirols, die sich auch - wie man fest- stellen konnte - mit Kishon zeigen läßt. Für die Veranstaltung gehören schließ- lich Franz Hofer und Friedhelm Capellari vor den Vorhang. Vielen Dank für den Mut und die hintergründige »Gaudi«, die dieser Abend bereitet hat. H.W. Jugendraum Kitzbühel sucht Betreuer Wie man aus einer Annonce in einer der letzten Ausgaben dieser Zeitung entneh- men konnte, sucht der Verein Jugend und Gesellschaft für den Jugendraum Kitzbü- hel wieder einen hauptamtlichen Betreu- er. Angeboten wird eine Dienstzeit bis zu 15 Wochenstunden, die eventuell auch von mehreren Betreuern in Teamarbeit übernommen werden könnten. Als Min- destalter ist 20 Jahre vorgesehen. Die Öff- nungszeiten sind vorwiegend Samstag und Sonntag von 17 bis 22 Uhr bzw. nach Ver- einbarung. Nähere Auskünfte über Ent- gelt usw. sind wochentags von 8 bis 12 Uhr unter der Tel.-Nr. 2660 zu erfahren. Bewerbungen sind an die Stadtgemeinde Kitzbühel zu richten. Bis zur Übernahme durch einen Betreu- er steht der Jugendraum n u r geschlosse- nen Jugendgruppen zur Verfügung, die selbst für die Beaufsichtigung und Ord- nung verantwortlich sind. Es ist also der- zeit keine anderweitige Benützung mög- lich. Kitzbübeler Anzeiger Impressum Verleger: Kitzbüheler Anzeiger Gesell- schaft m.b.H., Kitzbühel, Schlossergasse 10 - auch Inhaber und Herausgeber. Verlags- ort: Kitzbühel, Herstellungsort: Wörgl. Her- steller: Druckhaus Wörgl, Alfred Burgstal- 1er, Wörgl, Peter-Rosegger-Straße 3. Redak- tion: Martin Wörgötter, Kitzbühel, Hinter- stadt 17, Tel. 053 56/2236. Offenlegung Geschäftsführer und Mitglieder des Vor- standes: Carl Planer, Kitzbühel, Vorderstadt Nr. 16, und Toni Werner, Kitzbühel, Vor- derstadt 9. Aufsichtsräte: Kurt Lazzari, Vor- sitzender, Kitzbühel, Hinterstadt 18, Peter Sieberer, Kitzbühel, Untere Gänsbachgasse Nr. 14, August Höbart, Kitzbühel, Traun- steiner Weg 8, und Hans Werner Tscholl, Kitzbühel, Vorderstadt 19. Blattlinie: Unabhängiges Wochenblatt für den Bezirk Kitzbühel.
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