Kitzbüheler Anzeiger

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Jubiläumsfeier »50 Jahre Kitzbüheier Nationalsänger« im Festsaal der Handelskam- mer Kitzbühel. Teamfoto-K, Kitzbü hei, im Reischhof Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 21. Jänner 1984 rungsmitgliedern, Bürgermeistern und sonstiger Prominenz. Wir wirkten mit bei vielen Veranstaltungen der österreichi- schen Fremdenverkehrswerbung, gaben Einlagen bei Werbefilmvorführungen und Presseempfängen. Wir waren dabei, als das ersteösterrei- chische Verkehrsbüro in London (935) eröffnet wurde, bei vielen anderen Eröff- nungen von Reisebüros und auch bei der Eröffnung des österreichischen Ve:khrs- büros in Tokio 1974. Es wird nicht schwer sein, festzustellen, daß es in der Geschichte der österreichi- schen Folklore noch keine Gruppe gege- ben hat mit einem 50jährigen Bestandsju- biläum, und welche so schöne Erfolge aufweisen konnte. Wir blieben auch verschont von schwe- ren Unfällen, Krankheiten und von Verin- sten finanzieller Natur durch unreelle Ma- nager oder Agenten im Ausland. Wir müssen leider auch feststellen, daß wir oft wenig Verständnis bei den für uns zustän- digen Behörden finden, die den Wert un- serer Tiroler Abende, die zur Abendun- terhaltung unserer anwesenden Fremden- gäste dienen, auch entsprechend anerken- nen. Wer aber noch nie unsere Vorführun- gen auf größeren Bühnen im In- und Aus- land gesehen hat, kann die Werbewirkung und Propaganda, die wir für unseren Fremdenverkehr im besonderen Maße er- zielen, überhaupt nicht beurteilen. Es ist gerade in letzter Zeit üblich gewcrcen, über alle »Tiroler Abende« (eine Beze:ch- nung, die ich selbst im Jahre 1929/30 ge- prägt habe) pauschal schlechte Kr:tien zu fällen. Ich möchte bei dieser Gelegenhe:t für alle Gruppen und Vereine, die solche Abende veranstalten, eine Lanze brechen und feststellen und behaupten, daß es für Mitglieder solcher Gruppen und Vereine einen starken Anreiz bietet, bei ver- schiedenen Festen und Tiroler Heimat- oder Brauchtumsabenden ihre mit Mühe und Fleiß erlernten Tänze und Gesänge für Einheimische und Gäste zu zeigen und dadurch die Pflege für Gesang, Tanz und Musik in den Orten einen erfreulichen Aufschwung genommen hat. Jeder Ort veranstaltet jetzt solche Abende gut, manchmal auch schlecht, leider, aber je- der Verein und jede Gruppe bemüht sich, nach ihrem gelernten Können das Beste vorzuführen. Ich weiß, wie viel Arbeit und Fleiß, aber auch Idealismus, notwen- dig ist, um ein abendfüllendes Programm geen zu können. Es ist keine Kunst, ei- nen Brauchtumsabend zu gestalten, in- dem man weiß Gott wie viele Gruppen en- gagie:t und wahllos aneinandergereiht auftreten läßt. Wohl aber ist es schwierig, mit dn eigenen Mitgiedern einer Gruppe oder eines Vereines solche Abende durch- zuführen. Wenn immer wieder Presse und Rundfunk von den sogenannten »Brauch- tumsschützern« mit den Worten über »unverfälschtes Brauchtum, echte Volks- lieder. echte Tänze usw.« bearbeite: wer- den, um dann gehässige Artikel und Sen- dungen zu produzieren, und dann alles, was in diesem Zusammenhang steht, ver- teufelt wird, finde ich dies wohl absolut ungerecht! Es wäre wohl in erster Linie richtig, wenn von diesen unfehlbaren Stelln aus einmal klipp und klar gesagt würde, was ist ein echtes Volkslied? Was ist Schnul- ze? Nach welchen Gesichtspunkten kann das überhaupt beurteilt werden? Ist das Alter des Liedes maßgeblich (soweit dies üDerhaupt festgestellt werden kann) oder die Melodie? Oder der Text? Oder die Ab- stammung des Liedes aus einem anderen Alpenland? Es gibt hunderte Volkslieder, die noch vor 1900 komponiert wurden und die man heute wegen der Melodie oder des langen Textes einfach nicht mehr singen kann. Es gibt auch viele Volkslie- der, die gut sind und viel jüngeren Da- tums sind. Bei den Volkstänzen gibt es sowieso keine große Auswahl. Jedes Alpenland hat im Grunde die gleichen Tänze und diese unterscheiden sich zum Großteil nur durch die Länge (Zeit), durch verschiede- ne Arm- und Handhaltungen sowie ver- schiedene Knie- und Hochschläge. In verschiedenen Artikeln der Presse und auch bei einem von der Hans-Seidel- Stiftung in München abgehaltenen Sym- posium über Brauchtum in St. Johann in Tirol wurde massiv beanstandet, daß für Brauchtumsvorführungen Eintritt ver- langt wird. Darauf kann ich nur mitleidig lächeln und fragen: Wer soll dann die Trachten und Kleidungsstücke der Mit- wirkenden, die Requisiten, die Instrumen- te, den Lohnausfall für die vielen Proben und Aufführungszeiten bezahlen? Auch bei einer Vorführung mit freiem Eintritt sind Vergnügungssteuern, AKM-Gebüh- ren, Saalgebühren usw. zahlungspflich- tig! Wieviel bei Auftritten und Tourneen an Requisiten, Bekleidung, persönliche Sa- chen in Verlust geraten, können nur jene Leute ermessen, die es aus eigener Erfah- rung wissen oder bei uns dabeigewesen sind. Für den jungen Menschen von heute gibt es so viele gut bezahlte Freizeitbe- schäftigungen, die einträglicher sind, als sich für Brauchtum zu interessieren, viel lernen zu müssen und für diese Zeit und den absolut notwendigen Idealismus mög- licherweise nicht einmal die eigenen Spe- sen vergütet zu bekommen, geschweige von einem Verdienst zu sprechen. Hier liegt auch ein wesentlicher Grund, warum sich heute verhältnismäßig wenig junge Menschen für Volksgesang, Volks- tanz und Volksmusik interessieren. Zurückkommend auf die Angriffe ge- wisser Kreise gegen den Begriff »Tiroler Abende« steht es doch ohne weiteres in der Macht der »Tiroler Landesregie- rung«, diese Bezeichnung einfach zu un- tersagen! Am Schluß meines Berichtes möchte ich es nicht versäumen, auch jenen Ar- beitgebern zu danken, die es den im Ar- beitsprozeß stehenden Gruppenmitglie- dern ermöglichen, an Vorstellungen, Auf- tritten und Tourneen teilzunehmen. Die hohen Kosten des täglichen Lebens im Ausland, die damit verbundenen Repara- turkosten und Spesen drücken leider im- mer den erhofften Verlust herunter und halten den finanziellen Erfolg in beschei- denen Grenzen. Wir wissen, daß wir mit unseren Tiroler Abenden vielen Menschen Unterhaltung bieten, ein paar Stunden Freude bereiten und mit dieser persönlichen Werbung im Dienste des Fremdenverkehrs mit großem Erfolg arbeiten, zum Wohle unseres Va- terlandes Osterreich, für Tirol und für un- sere engere, schöne Heimat Kitzbühel!«
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