Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 22 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 13. Oktober 1984 Traurige, aber nicht aussichtslose Umweltsituation in St. Johann Am Samstag, 29. September 1984, ver- anstaltete die Liste für ein anderes Tirol eine Radfahrt unter dem Motto »Für ein lebenswertes St. Johann«. 24 Teilnehmer radelten rund um den Talkessel St. Jo- hann. Dabei informierten wir uns über die größten Umweltbelastungen St. Johanns. Sechs Schwerpunkte standen auf dem Programm, zu allen waren zuständige Ge- meindepolitiker bzw. Fachleute als Aus- kunftspersonen eingeladen. Ihre Aussa- gen waren zwar keineswegs erfreulich, trotzdem oder gerade deshalb müssen wir uns verstärkt für eine gesündere Umwelt einsetzen, Mißstände aufzeigen und deren Beseitigung fordern. Wie sehen die Pro- bleme im einzelnen aus? Fußgängerzone Als Auskunftsperson stand uns der Verkehrs- und Umweltreferent der Marktgemeinde, Vizebürgermeister Josef Grander, zur Verfügung. Seiner Meinung nach läßt sich eine Fußgängerzone nur durch eine großräumige Ortsumfahrung realisieren. Alle anderen Pläne, die im Auftrag der Gemeinde erstellt wurden, sind nicht zu verwirklichen. Dies scheitert vor allem am Durchzugsverkehr in Rich- tung Fieberbrunn. Deshalb hofft der Ge- meinderat auf einen Tunnel durch das Kitzbüheler Horn oder auf eine Um- fahrungsstraße entlang der Fieberbrunner Ache. Da dies aber Bundesangelegenheit ist und über eine Streckenführung bezüg- lich einer innerösterreichischen Verbin- dung noch keine Entscheidung gefallen ist, liegt eine Realisierung dieser Hoff- nungen wohl noch in weiter Ferne. Das Ortszentrum von St. Johann bleibt somit verkehrsgeschädigt. Als kleine Entlastung plant die Gemeinde noch für Herbst die Einführung von LKW-Beschränkungen. primierenden Feststellungen: Nach ge- nauen Waldschadenanalysen, Nadelana- lysen und Bodenproben ist ca. ein Viertel des Waldbestandes im Talkessel St. Jo- hann nicht mehr zu retten; der Boden ist, extrem sauer (saurer als eine Zitrone); durch Bodenauswaschungen besteht die große Gefahr, daß Schwermetalle in das Grundwasser gelangen und dieses somit absolut gesundheitsgefährdend wäre. Lei- der nehmen viele das bereits weit fortge- schrittene Waldsterben immer noch zu wenig ernst. Wenn wir die Abgase bei Au- tos, beim Hausbrand und in der Industrie nicht sofort in den Griff bekommen, gibt es für den Wald wohl keine Rettung mehr. Wenn wir keinen Wald mehr ha- ben, dann gibt es wohl auch keinen Frem- denverkehr mehr, dann werden schließ- lich auch wir auswandern müssen. Daß es durchaus aber auch Rettungsmöglichkei- ten für den Wald gibt, zeigte Herr Dipl.-Ing. Jungmann am Beispiel von Hochfilzen auf. Umfahrungsstraße Süd Leider war Herr Hofrat Thaler vom Baubezirksamt Kufstein an einer Teilnah- me verhindert. Vizebgm. Grander sagte uns, daß die Marktgemeinde auf eine ra- sche Verwirklichung dieses Projektes hof- fe, da dies eine Entlastung für ca. 2.050 St. Johanner(innen) bringen würde. So verständlich dies für die Betroffenen ist, muß aber trotzdem darauf hingewiesen werden, daß mit dieser Straße wertvoller landwirtschaftlicher Grund entlang der Reither Ache zerstört wird. Ganz sicher bedeuten mehr Straßen auch immer mehr Verkehr, ganz abgesehen von den großen Bau- und Erhaltungskosten. Eine Lösung der Verkehrsprobleme wird durch neue Straßenbauten wohl nur selten zu errei- chen sein. Wichtiger wäre die Entwick- lung von abgasfreien Autos, die Förde- rung der öffentlichen Verkehrsmittel und die Verlegung des Schwerverkehrs auf die Schiene. Neue Straßen oder verkehrsfreie Zonen, die auch wieder nur durch neue Straßenbauten verwirklicht werden kön- nen, reichen die Probleme nur anderen Menschen weiter und gehen immer auf Kosten der Natur. Molkerei Die Molkerei steht als Industriebetrieb mitten im Wohngebiet St. Johanns. Laut Aussage von Herrn Direktor Spielbauer verbraucht die Molkerei 1.000 t 1 ‚8Woiges Heizöl im Jahr. Der Milchwirtschafts- fonds wehrt sich gegen das 1 %ige Heizöl, das eine Mehrbelastung von ca. S 500.000.— pro Jahr bedeuten würde. Flugplatz Am Flugplatz wurden wir von zahlrei- chen Mitgliedern des Fliegerklubs - dar- unter Obmann Werner und Dr. Feisch - erwartet. Die Standpunkte der Aktionsge- meinschaft Fluglärmbekämpfung decken sich im Wesentlichen mit jenen der Marktgemeinde. Verwirrt und müde durch eine Fülle von Zahlen und Fakten trafen sich die Teilnehmer abends beim »Achenwirt«, um die Informationen des Nachmittags »zu verdauen« und neue Aktionen zu pla- nen. Wir müssen und werden weiter- kämpfen für eine lebenswerte Umwelt. Max Pürstl Jugendtreff St. Johann in Tirol: Disco-Nachmittag Am Samstag, den 13. Oktober 1984, zwischen 14 und 17 Uhr gibt's den zweiten Disco-Nachmittag im Jugendtreff St. Jo- hann. Eingeladen sind alle Schüler zwi- schen 10 und 14 Jahren. Ihr könnt auch Eure Lieblingslieder mitnehmen, und wir spielen sie dann. Wieder: Viel Spaß! Eggerwerk Herr Egger konnte leider aus Termin- gründen nicht anwesend sein. Für ihn in- formierten uns neben Vizebürgermeister Grander zwei Vertreter der Betriebslei- tung. Nach ihren Aussagen wurden alle Auflagen der Behörde durch die Inbe- triebnahme des neuen Großtrockners er- füllt. Ein Idealzustand sei somit erreicht. Laut Vizebgm. Grander ist ein Formalde- hydausstoß von 1 kg pro Stunde ein er- strebenswertes Ziel für die Gemeinde. Au- ßerdem richtete die Gemeinde an das Eg- gerwerk den .dringenden Antrag, nur mehr 1 %iges Heizöl zu verwenden. Auch wenn dies mit Mehrkosten verbunden ist, so müßte dies gegenüber Mensch und Na- tur eine Selbstverständlichkeit sein. Aller- dings sollte diese Aufforderung nicht nur an das Eggerwerk gerichtet werden, son- dern an alle Gewerbebetriebe. Waldsterben Im Weiler Sperten erwartete uns Ober- forstrat Dipl.-Ing. Jungmann. Seine de- Umweltschützer per Rad beim Eggerwerk.
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