Kitzbüheler Anzeiger

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Ehrenzeichen für Dr. Anton Dyk. Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 13. Oktober 1984 ren Förderungstätigkeit der (der Beitrags- bemessung zugrundeliegende) spezielle Fremdenverkehrsnutzen zurückzuführen ist. So ist es etwa denkbar, daß in einer Gemeinde zwar sehr hohe Umsätze aus Geschäftsbeziehungen mit Gästen erzielt werden (»Einkaufstourismus«) und daher auch ein hohes Beitragsaufkommen zu verzeichnen ist, daß aber diesen Einnah- men keine entsprechenden Ausgaben für Fremdenverkehrseinrichtungen gegenü- berstehen, weil die Mehrzahl der Gäste in umliegenden Fremdenverkehrsgemeinden nächtigt bzw. den Großteil des Aufenthal- tes verbringt. Diese Fremdenverkehrsge- meinden wären dann insofern benachtei- ligt, als sie zwar erhebliche Aufwendun- gen für die Bereitstellung der touristi- schen Infrastruktur zu tragen haben, gleichzeitig aber an den Erträgnissen der Interessentenbeiträge unverhältnismäßig wenig partizipieren. Sachgerechter er- scheint es daher, bei der Aufteilung der Interessentenbeiträge auch die unter- Die Stadt Kitzbühel lud für den 2. Ok- tober zu einer kleinen Feier anläßlich der Vollendung des 80. Lebensjahres von Univ.-Dozent Dr. Anton Dyk in das Schützenheim ein. Der Einladung leiste- ten eine große Zahl von Ehrengästen Fol- ge. Kulturreferent GR Friedhelm Capella- ri konnte neben dem Jubilar und seiner Gattin die Ehrenbürger, mehrere Ehren- ring- und Ehrenzeichenträger, zahlreiche Ärzte und den Großteil des Gemeinderats begrüßen. Die Feier selbst wurde zu einer Feierstunde für den musisch und univer- sell begabten und tätigen Menschen An- ton Dyk. Es war sicher die bisher schönste Form für die Verleihung des Ehrenzei- chens der Stadt und wird sicher einmalig bleiben. Dazu trug die Form der Anspra- chen und die musikalische Gestaltung bei, schiedliche Fremdenverkehrsintensität einzelner Regionen zu berücksichtigen. Zu diskutieren wäre etwa ein Verteilungs- schlüssel, der sich am Verhältnis »Anzahl der Gästenächtigungen Bevölkerungs- zahl« orientiert. 2. Ortstaxen: Nach der zugrundeliegenden Idee soll die Ortstaxe ein Beitrag der Gäste zur Fi- nanzierung fremdenverkehrsörtlicher Einrichtungen darstellen. De facto ist die Ortstaxe aber zu einem reinen Kostenfak- tor für Beherbergungsbetriebe geworden und führt somit zu einer einseitigen finan- ziellen Belastung dieser Fremdenverkehrs- branche. Die Abschaffung der Ortstaxe sollte daher überlegt werden (Die entfal- lenden Mittel könnten in sachgerechter Form durch Interessentenbeiträge aufge- bracht werden). Ein Verzicht auf die Finanzierungsform »Ortstaxe« würde nicht zuletzt auch eine Entlastung der Unternehmer von admini- strativem Aufwand mit sich bringen. denn für letztere war der Innsbrucker Konzertmeister Peter Lefor verpflichtet worden, der Musik vortrug, die der Jubi- lar selbst gespielt hat und bestens kennt. Die Laudation hielt auf Einladung der Stadtgemeinde der Schriftsteller Hugo Bonatti in essayartiger Form, in der er Le- ben und Werk des Jubilars aufzeigte. Dann sprach Univ.-Prof. Dr. Hermann Berger, ebenfalls ein Meister der Sprache. Nach der in herzlicher Form durchgeführ- ten Übergabe des Ehrenzeichens durch Bgm. Hans Brettauer sprach Dr. Dyk - auch seine Ansprache war ein Ohren- schmaus. Leben und Werk eines Universalisten, wie es Anton Dyk ist, wird man schwer in die üblichen Formen pressen können. Hu- go Bonatti fand eine geglückte Lösung, die dem bedeutenden Mann gerecht wur- de, ohne daß zu Floskeln und schönen Re- dewendungen Zuflucht genommen wur- de. Anton Dyk kam als Sohn eines Müller- meisters in Rehberg bei Krems zur Welt, sein Vater war auch Bürgermeister. Nach humanistischer Grundausbildung hatte der begabte Musiker Anton Dyk zu ent- scheiden, ob er sich dafür oder für die Medizin entschließen sollte. Die Entschei- dung hielt, er wurde ein ausgezeichneter Arzt und verstand es, seine vielen anderen Interessen lebendig zu erhalten. Nach der Promotion vor nunmehr 55 Jahren wurde Dr. Dyk Internist, ausgebildet von den weltbekannten Lehrern Univ.-Prof. Dr. Chvostek und Univ.-Prof. Dr. Welt- mann, dann Oberarzt bei letzterem am Franz-Josefs-Spital. Im Krieg Truppen- arzt und schließlich Leiter eines Wiener Lazaretts, wurde er nach dem Krieg inter- niert und mußte von vorne beginnen. Er wurde »fahrender Hausarzt« im Pinzgau mit Sitz in Niedernsill, folgte aber bald ei- ner Einladung von Dr. Waldemar von Hohenbalken an das Privatsanatorium nach Kitzbühel. Nach der Schließung des Hauses im Jahre 1962 arbeitete Dr. Dyk am Spital der Stadt und wurde nach der Eröffnung des neuen Hauses Primar der Inneren Abteilung. Seit dem altersbeding- ten Ausscheiden ist Dr. Dyk wieder aus- schließlich als Facharzt tätig, in seinem Alter freilich in eingeschränktem Rah- men. Eine Besonderheit in der Fachwelt war 1964 die Erteilung der Lehrbefugnis als Dozent für das Gesamtgebiet der Inneren Medizin an der Universität Innsbruck. Das war keine Ehrung, sondern in Aner- kennung für einen »Landarzt«, der rund 50 wissenschaftliche Publikationen veröf- fentlicht hatte und eine Habilitations- schrift »Über den Effekt des Zingulums auf die normale und gestörte Atmung« vorgelegt hatte. Es gibt in Tirol kein Ver- gleichsbeispiel zu dieser beruflichen Kar- riere. Der Mensch Dr. Anton Dyk erschöpft sich nicht in einem ausgezeichneten Be- rufsbild. Hugo Bonatti konnte aus lang- jähriger Verbundenheit auch den Mann vorstellen, der sich mit Großen der Gei- stesgeschichte von Platon bis Newton, von Paracelsus bis Goethe und vor allem Kant beschäftigt hat, wobei geistige Mit- telmäßigkeit nie Platz hatte. Dr. Dyk ist Pflanzenkenner, vermochte bei einem Vortrag den falsch zitierenden Nobel- preisträger Heisenberg überführen, schrieb über Goethe - erst kürzlich wurde eine Arbeit zu Goethes wissenschaftlicher Me- thodik in die Bibliographie des Weimarer Goethe-Jahrbuchs aufgenommen -‚ spielte und spielt mehrere Musikinstru- mente, kennt über ein Fachwissen hinaus Astronomie und Musik und vermag meh- rere sibirische Dialekte aufzuzählen. Frei- lich sei der Dozent kein bloßes »Ergeb- nis«, dazu sei sein Geist zu originell. Bo- natti sprach von der Konkordanz mit den Ehrenzeichen der Stadt Kitzbühel für Univ.-Dozent Dr. Anton Dyk
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