Kitzbüheler Anzeiger

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Der Schwarzsee in Kitzbühel— die Enten bleiben! Aufgenommen am 3. Oktober 1984. Seite 10 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 20. Oktober 1984 Wenn man über 10 Jahre verantwort- lich für das ist, was am Schwarzsee ge- schieht, dann muß man schon auch Kritik hinnehmen, sogar für Dinge, die man selbst auch nicht haben will. Wenn aber jemand ohne sich zu erkundigen, einen Zeitungsartikel schreibt, ohne die Zusam- menhänge zu kennen, dann ist man ver- sucht, einfach keine Antwort zu geben. Freunde, mit denen ich die Sachlage be- sprach, baten mich um eine öffentliche Antwort. Daß die natürliche Ökologie am Schwarzsee längst nicht mehr von sich aus funktioniert, ist eine Binsenweisheit. 9.000 Besucher an einem Tag gehören schon zum Normalbetrieb. Allein diese Belastung erfordert schon massives Ge- gensteuern, in kurzer Zeit wäre sonst die- ses »Idyll« am Ende. Allein zur Wasserkontrolle (limnolo- gisch, hygienisch, hydraulisch) sind jähr- lich über S 100.000.— nötig. Die übrigen Kontrollen (polizeilich, naturschütze- risch, die Kanalanlagen, die Fischerei etc.) nicht miteingeschlossen. Die Sanierungsmaßnahmen der letzten Jahre (Tiefenwasserabsaugrohr, Trink- wassereinleitung) haben über 800.000 Schillinge erfordert. Die Kanalanlagen rundherum (Investitionen in Millionenhö- he) seien nur gestreift. Das Problem bei diesen Belastungen, die botanischen Raritäten einigermaßen zu erhalten, ist allein schon ein ununter- brochenes Bemühen. Legale und illegale »Sanierungen« sprich Aufschüttungen und Einebnungen im engsten Seebereich, welche im Bereich Alpenhotel »Moigg« sogar zu Aufschüttungen von Moorberei- chen führte, dabei immer ein Behörden- weg, der mit der Geschwindigkeit moder- ner Baumaschinen nicht mitkommt. Per- sönlicher langwieriger Einsatz, wenn ich die letzten 10 Jahre zurücksehe, waren der am ehesten wirksame Weg, das Ärgste zu verhindern. Letztlich ein Naturschutzge- biet für die wichtigsten Flächen um den Schwarzsee einzurichten, war wieder nur durch zähes Verhandeln mit den Grund- besitzern zu erreichen. Und schon wieder geht der schwierige Weg weiter, dies wirk- sam durchzusetzen (sicher ein langjähri- ges Problem). Bevor ich auf die augenscheinliche Zoologie (Kleinlebewesen, Insekten etc. seien überhaupt hier ausgeklammert) ein- gehe, noch eine Aufreihung anderer Pro- bleme. Spazierwege, welche die Ökologie mög- lichst wenig stören - Sportausübung wie Windsurfing, Turmspringen (wem ist das Turmwrak noch in Erinnerung), Boote -‚ das Parkproblem in Seenähe - der Autoverkehr überhaupt - die abendli- chen Romantikfeuer (mit Mopedbeglei- tung) - die Kontrolle der Oberflächen- strömung (Abschwemmen der hineinge- tragenen sichtbaren Verunreinigungen inclusive der Sonnenöle) - die laufenden Probleme mit dem Seebachl (Stauungen, Verwachsungen, Verlandungen) wobei ein 10 cm höherer Wasserstand im See große Teile der Liegewiesen gefährden - die Fischerei (von den Rechtsproblemen bis hin zu den Vorstellungen, wer welche Karten haben will) - die Düngung im Umfeld (auch eine Jauchegrube - Wald am See - hat schon Probleme gemacht) - und 100 andere Dinge, deren Aufzäh- lung eigentlich schon mühsam ist. Nun zum eigentlichen Thema. Vor etwa sechs Jahren haben wir einen Schritt un- ternommen, welcher anfänglich nicht überall auf Gegenliebe gestoßen ist. Die Einrichtung eines absoluten Ruhegebie- tes, in welchem Schwimmen, Bootfahren, aber auch Fischen verboten wurde. Dies im Schilfbereich des städtischen Schwarzsee- bades, wo eine verstärkte Kontrolle prak- tisch Tag und Nacht gegeben war. In kurzer Zeit hat sich ein bemerkens- werter Fischreichtum entwickelt und es hat nicht lange gedauert, daß sich auch Enten angesiedelt hatten. Die fleißige Füt- terung, welche einige Zeit auch von der Stadtunterstützt wurde, hat diesen Wild- vögeln günstige Voraussetzungen geboten und eine teilweise Domestizierung be- wirkt. Die Vermehrung ist sehr rasch er- folgt (40-50 Jungvögel im Jahr), sodaß im Sommer 1983 schon unangenehme Folgen beim Badebetrieb aufgetreten sind. Entenkot ist in hygienisch bedenkli- cher Menge im städtischen Bad bemerk- bar geworden. Die Fütterung durch unser Personal wurde eingestellt, doch die von privater Seite laufend betriebene Fütterung geht weiter und es besteht auch nicht die Ab- sicht, dies einzuschränken. Es wäre ja auch kaum wirksam, zu kontrollieren und würde vielen Menschen bescheidene Freu- de nehmen. Nun ist es so, daß ein höherer Stand als 50-60 Stück Enten neue Probleme am See bringen, der Stand aber schon auf et- wa 100 Stück geschätzt wird. Diese Tiere haben praktisch keinen natürlichen Feind, sieht man von den etwa fünf Stück ab, welche durch Hunde jährlich zerrissen werden. Der Eingriff des Menschen hat den na- türlichen normalen Wildbestand in dieser Richtung gestört und so muß wieder der Mensch regulierend eingreifen. Da die Wildente seit jeher bei uns jagdbar ist, ha- be ich die Jagdgenossenschaft gebeten, hier regulierend einzugreifen, was die Jä- ger aus psychologischen Gründen gar nicht gerne annahmen. Es soll auch heuer um etwa 10% der Istbestand reduziert werden, was auf anderen Seen als selbst- verständlich angesehen wird. Also ist für diesen kleinen See auch in den nächsten Jahren ein relativ hoher Entenbestand gegeben, falls nicht irgend- welche Krankheiten etc. eine nicht vorher- sehbare Änderung bringen. Ergänzen möchte ich noch, daß für das kommende Jahr wieder mit einem größe- ren Seerosenbestand gerechnet werden kann, da das Problem der Graskarpfen als bereinigt gilt, welche hier großen Scha- den angerichtet haben. Über die Proble- me der Fischerei soll ein eigenes Kapitel einmal Aufschluß bringen, in dem viel- leicht auch der nicht einfache Weg der Er- klärung zum Naturschutzgebiet aufge- zeigt werden soll, einer der bedeutendsten Schritte, dieses Kleinod auch für kom- mende Generationen zu bewahren. Entenschießen am Schwarzsee? Von GR Friedhelm Capellari
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