Kitzbüheler Anzeiger

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Seeufervegetalion des Schwarzsees in Kitzbühel Beamtete Naturschutzreferenten Österreichs im Naturschutzgebiet »Moor am Schwarzsee« in Kitzbühel Empfang der Naturschutzreferenten beim Hotel »Austrkz«. Von rechts: Bürg'rmeister Brettauer, Hcfrat Dr. Neururer und Oberrat Dr. Gerhard L.ebl vom Amt der Tiroler Landesregierung mit einem Teil der Naturschutzreferen ren. Seite 8 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 20. Oktober 1984 Am 3. Oktober 1984 besuchten die be- amteten Naturschutzreferenten Öster- reichs das Naturschutzgebiet »Moor am Schwarzsee« in Kitzbühel. Die Besucher waren Teilnehmer an einer Konferenz der Naturschützer in Innsbruck und wurden von Hofrat Dr. Anton Neururer, Inns- bruck, geführt. Die Naturschutzreferenten wurden beim Strandbad >Hotel Austria« vor Bürgermeister Hans Brettauer und vom Schwarzseereferenten Gemeinderat Friedhelm Capellari begrüßt. An der an- schießenden Besichtigung und Begehung nahmen auch Gemeinderäte sowie Stadt- amtsdirektor Dr. Vitus Grünwald teil. Bei der abschließenden Besprechung im Gasthof »Steuerberg« sprach Hofrat Dr. Neururer der Stadtgemeinde Kitzbühel für die beispiellose Naturschutzgesinnung seine Anerkennung aus. Nachstehend das botanische Gutachten zur Seeufervegetation des Schwarzsees, verfaßt von Mag. Dr. Georg Brabherr, Völs: Die Vegetation der Uferzonen des Schwarzsees (Gemeinde Kitzbühel) setzt sich zusammen aus Übergangsmooren (= Zwischenmooren) mit Schwingrasen, aus Moorwiesen, Birken- und Faulbaum- gesellschaften sowie aus Heidelbeer- Fichtenwälderri. Besonders bei den Über- gangsmooren, die durch Seenverlandung entstanden sind, läßt sich eine Reihe von Pflanzengesellschaften unterscheiden. Im Einzelnen sind dies: 1. Pflanzengesellschaften der Schwingra- sen und Moortümpel (= Schlenken) Diese sind floristisch und Ökologisch noch weiter zu trennen in Schlammseggen-Schwingrasen und Schlammseggen-Schlenken (Caricetum limosae) Diese Schwingrasen sind direk: am Ufer nur vereinzelt anzutreffen. Wie aus Untersuchungen von Sarn- thein (1 p48) hervcrgeht, war der Schwarzsee zu Ende der postglazia- len Wärmezeit (ca. 5000 .fahre vor heute) bereits stärker verlandet als heute. d.h. ein Teil des Ufers muß wieder aberodiert sein, was beson- ders aktiv wachsende Schwingrasen betroffen hat. Garns (1967) macht dafür nicht nur »menschlichen Ein- fluß« verantwortlich. Schnabelriedschlenken (Rhynchosporetum albae) mit und ohne braunem Schnabelriel (Rhyn- chospora fusca). Drahtseggenmoore (Caricetuni lasiocarpae) kennzeich- nen sehr nasse Standorte mit leich- tem Grundwas ere:nfluß. 2. Torfmoosbulte (= wenige bis mehrere Quadratmeter grcße Mooshügel mit kleinen Zwergsträuchern und Sauer- gräsern; Sphagnetum magellanici). Diese sind hier durch die besonders reichlich und üppig wachsende Moos- beere (Vaccinium oxycoccus) gekenn- zeichnet. Auch die übrigen Arten, die für solche Biltgesellschaften typisch sind, sind zahlreich vertreten, z.B. Ros- marinheide (Andromeda pclifolia), Scnnentauarten (Drosera rotundifolia und D. anglica), Scheidiges Wollgras (Eriophorum vagiatum) und andere. 3. Landwirtschaftlich genutzte Moor-und Sumpfgesellschaften. Diese sind floristisch und ökologisch noch weiter zu differenzieren in Moorwiesen Das sind einschürige ungedüngte Pfeifengraswiesen (Molinietum s.l.), hier mit reichlich Sphagnum cf. palustre im Unterwuchs, das sich besonders üppig zu entwickeln be- ginnt, wenn nicht mehr gemäht wird. Großseggenbestände im Bereich von Entwässerungsgraben und sumpfigen Stellen in der Nähe des intensiv bewirtschafteten Wirt- schaftsgrünlandes. Sie werden beherrscht von Schnabel- und Blasensegge (Caricetum rostra- to-vesicariae). Hochstaudenfluren (Filipendule- tum) im Bereich besonders starken Düngereinflusses. Beherrscht wer- den sie von Großseggen und Mäde- süß. Besonders die Hochstaudenfluren und Pfeifengraswiesen puffern die nährstoff- armen Moorgesellschaften (Schlenken- und Bultengesellschaften und Schwingra- sen) gegen den Düngeeinfluß aus dem Wirtschaftgrünland ab. Sämtliche genannten Moor- und Sumpfgesellschaften beherbergen eine un- gewöhnlich große Zahl seltener bis sehr seltener Pflanzenarten (vgl. Gams 1967 im Kitzbüheler Stadtbuch). Besonders hingewiesen sei hier auf Traunsteiners Knabenkraut (Dactylorhiza traunsteineri). Diese rot blühende Orchidee, die nach Tosef Traunsteiner (1798-1850, Apothe- ker in Kitzbühel) benannt ist, wurde zu- erst vom Schwarzsee beschrieben. Der Schwarzsee ist deshalb der sogenannte »locus classicus« dieser Pflanze und aus diesem Grund wissenschaftshistorisch von ganz besonderem Interesse. Schutzwürdigkeit: Aus Gründen des Biotopschutzes, wie auch des Artenschutzes ist der Uferbe- reich in höchstem Maße schutzwürdig. Besonders die eigentlichen Moorgesell- schaften sind heute sehr selten geworden und gerade hier besonders prächtig ausge- Hldet. Dem trägt auch der Osterreichi- s:he Moorschutzkatalog Rechnung, in- dem er das Gebiet als Biotopkomplex von nationaler Bedeutung ausweist. Die Be- deutung für die wissenschaftliche Moor- forschung (siehe D. traunsteineri), vor al- lem aber für die vegetationsgeschichtliche Erforschung Tirols muß zusätzlich noch betont werden und ist durch mehrere wis- senschaftliche Arbeiten dokumentiert worden (Sarnthein 1948, Bortenschlager 1976). Aktuelle Gefährdung und Veränderun- gen: 1. Durch den »wilden« Badebetrieb im un- mittelbaren Uferbereich sind relativ große Flächen inzwischen stark verän-
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