Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Samstag, 3. November 1984 - Kitzbüheler Anzeiger Seite 17 Ein Karajan in spe Konzert 'Haydn Sinfonietta' unter Manfred Huss Das Podium wie ein zeitgenössisches Gemälde: Der Flügel keilartig zwischen die Musiker geschoben, Rücken zum Pu- blikum, mit der Rechten Dirigierbewe- gungen, die Linke als Accompagnierhand - gewissermaßen Basso continuo ... Dies- bezüglich also Authentizität! Nur die Kleidung stimmte nicht. Das B-Dur-Konzert Beethovens: Vir- tuos angelegt, trotzdem reiche Melodik. Der junge Meister galt ja auch im Wien der späten 90er Jahre des 18. und im er- sten Dezennium des 19. Jahrhunderts als der Virtuose. »Ein kleiner, häßlicher Kerl!« apostrophierte ihn ein Zeitgenos- se .. Bei der Uraufführung dieses ersten von insgesamt fünf Klavierkonzerten sol- len die Zuhörer vor Rührung geschluchzt haben; zumindest einige Damen. (Viel- leicht saßen die Korsetts zu eng?!) Wir Heutige sind da viel nüchterner und, ehr- lich gestanden: Zu schluchzen gab es bei dieser Interpretation wirklich nichts; höchstens hätte man weinen mögen, daß so ungewöhnlich 'hart' gespielt wurde. Manfred Huss, dieser ohne Zweifel hoch- begabte junge Mann, dem, wenn er so weitermacht, fast eine Karaj ankarriere zugemutet werden könnte, hat leider, seit man ihn das erstemal hier hat spielen hö- ren (Solokonzert!), nichts von seiner ge- wissen intellektuellen Taktsturheit und auch nichts von seiner Neigung zum Dre- schen (die Linke vor allem, die L, i, n, k, e!) abgetan; und schließlich nichts von der leidigen Gewohnheit, alles mit dersel- ber Wichtigkeit und Ge-wichtig-keit zu spielen. Herrschaft, wie kann jemand mit so viel Talent dotiert sein - übrigens ebenso als Dirigent - und so konsequent dieselben Schnitzer machen: Eben die Härte, die hochgejagte Lautstärke, das Ubrhudeln ... Er möchte - so jedenfalls hat man den Eindruck - aus einem Kla- vier deren zwei machen, dieses sozusagen multiplizieren und aus 21 oder 24 Orche- sterleuten philharmonische hundert. Bis zu orchestralen Kanonenschüssen! Und warum so distanziert kühl, so unter-kühlt dann wieder dermaßen überhitzt; Ein Hochofen! Da muß ja ein geradezu frigi- der Beethoven herauskommen; und ein zu gewichtiger Haydn - ein absurder beet- hovenscher Haydn. »Sehen Sie meine Kompositionen an«: (Haydn zum jungen Beethoven) »Sie werden darin etwas 'Jo- viales' finden. Weil ich selbst jovial bin! Nichts - nichts hat diese natürliche Hei- terkeit in mir zerstören können.« Natürlich kann Huss Klavier spielen wie nur irgend einer; aber sein Spiel hat etwas Computermäßiges. Es 'singt' nicht, wie schon früher einmal festgestellt. Selbstverständlich ist er mit einer profun- den Technik ausgestattet; aber sein Spie- len ist einseitig motorisch und somit we- nig dynamisch. Freilich kann er ausge- zeichnet dirigieren. Seine Avisi z.B. sind beneidenswert präzis; aber er dirigiert nicht elastisch. Er 'schwitzt' auch noch zu viel beim Schlagen. (Nach Richard Strauß - selbst ein bedeutender Dirigent gewe- sen - so ziemlich die Todsünde des Ka- pellmeisters, will sagen 'Conductors'!). Und bedenkt man, daß er, Huss, bzw. die Orchesterleute doch vornehmlich aus dem Wiener Raum kommen mögen oder zu- mindest die Ausbildung teils in Wien er- halten haben, muß man sich über so viel 'preußischen Stechschritt' und schließlich derartige 'Überspanntheit' im wahrsten Sinne des Wortes schon sehr wundern. S'ist aber seine, Huss's Schuld, daß so überexpressiv musiziert wird. Es gibt ein Sprichwort hier auf Erden: Er (Huss) muß bedeutend ruhiger werden! Wie begabt er wirklich ist, das zeigte sich bei Strawinskys »Danses Concertan- tes«. Einfach souverän, wie er diese Wun- derwerke an Tänzen leitete! Nur, wieder: Zu hart! Und zu laut! Teils auch zu schnell! Gerade Strawinsky braucht -- er wählte späterhin nicht zufällig das kleine- re, intimere, das mehr kammermusikalisch organisierte Ensemble gegenüber den brüllenden Ungeheuern 'Romantisches Orchester' - ja, gerade er braucht die Transparenz, zu welcher Huss doch unbe- dingt fähig wäre; aber er macht sowohl die gekonnt aufgebaute Spannung als eben auch die Durchsichtigkeit durch Überhitzung und Hektik wieder kaputt. Strawinskys Orchester - das sollte man bedenken - ist sozusagen »ohne Pedal« gemeint. Und braucht damit umso mehr die Elastizität - nicht sosehr Tempo und 'Fortissimo al fine'. Er malte späterhin kaum einmal 'in 01' - bevorzugte viel- mehr das Aquarellistische, Tempera, am liebsten aber die Graphik. Um dies aber zu repetieren: Diesem Manfred Huss ist tatsächlich vieles, wenn nicht alles und somit die ganz große Kar- riere zuzutrauen. Begabung, wie gesagt, scheint er mehr als genug zu besitzen. Bleibt nur die Frage, ob er sich etwas wird sagen lassen. Es wäre schade! - Der gro- ße Schubert meldete sich wenige Wochen vor seinem frühen Töd bei Simon Sechter zum Kontrapunktunterricht an und dies nach dem Forellenquintett, nach der 'Winterreise', nach der vollendeten 'Un- vollendeten', nach der strahlenden C-Dur-Symphonie ... Dies wäre vielleicht der Schlüssel - solche Demut, d.h. Mut zum Dienen. Denn 1 Manfred Huss mal 1 Beethoven (z.B.), gebrochen durch 1 Ri- chard Strauß (z.B.), das ergäbe schon fast 100 Angström Karajan. Hugo Bonatti Stadtamt Kitzbühel: Berechtigungsausweise 1984/85 Die Verlängerung der Gültigkeitsdauer der Berechtigungsausweise (Einheirni- schenausweise) zur Benützung der Anla- gen der Bergbahn AG Kitzbühel kann in der Zeit vom 29. Oktober bis 30. Novem- ber 1984 im Stadtamt Kitzbühel, Melde- amt, Parterre, persönlich beantragt wer- den. Während dieser Frist ist auch die Neuausstellung von Ausweisen möglich. Die Anspruchsberechtigung sowohl für die Neuausstellung als auch die Verlänge- rung von Ausweisen richtet sich aus- schließlich nach den von der Bergbahn AG Kitzbühel festgesetzten Bestimmun- gen. Es wird im Interesse der Ausweisinha- ber ersucht, die oben genannte Befristung einzuhalten. Dr. Grünwald, Stadtamtsdjrektor * ÖAV-Sektion Kitzbühel: Jungmannschafts- und HG-Heimabend Unser nächster Heimabend findet am Dienstag, 6. November 1984, im AV-Heim statt. Beginn 20 Uhr. An diesem HG-Abend soll das Sektions- Tourenprogramm für den kommenden Winter erstellt werden. Ich bitte alle, die sich für eine Führung einer Tour zur Ver- fügung stellen, sowie alle HG-Mitglieder, recht zahlreich zu erscheinen, damit wir gute Vorschläge zusammenbringen. Ski Heil! HG-Führer Franz Neubacher.
< Page 17 | Page 19 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen