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Den Mitarbeitern der Arbeitskreise dankte Vizekanzler Dr. Norbert Steger, Bundesmi- nister für Handel, Gewerbe und Industrie, für ihre fruchtbare Tätigkeit. Seite 6 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 10. November 1984 Erster Österreichischer Fremdenverkehrstag der FPÖ am 20. und 21. September 1984 in Kitzbühel VII. Teil Arbeitskreis 5: Betriebswirtschaftliche Probleme des Fremdenverkehrs (inkl. Kostenrechnung, EDV und BTX) Da die Themenkreise »Steuern« und »Fremdenverkehrsförderung« mit ihren finanzierungsmäßigen Auswirkungen in anderen Arbeitskreisen behandelt wer- den, konzentriert sich die Diskussion vor- erst auf Schwachstellen und Verbesse- rungsmöglichkeiten der EDV-Unterstüt- zung in Fremdenverkehrsbetrieben und -organisationen. Jene Fremdenverkehrsbetriebe, die es verstehen, mittels Einsatz von EDV und modernen Kommunikationsmedien durch Entlastung von Routinearbeit mehr Zeit der persönlichen Gästebe- treuung zu widmen, die rasche Verfügbarkeit und den Nut- zungsgrad betriebswirtschaftlicher Steuerungsinformationen für Manage- mententscheidungen zu steigern sowie die Teilnahme an überbetrieblichen Kooperationsmodellen zu erleichtern, können zweifellos einen Wettbewerbsvor- teil erarbeiten. Vorläufig wird diese Ent- wicklung durch ungünstige Rahmenbe- dingungen verzögert: Die äußerst mangelhafte Marktüber- sicht hinsichtlich des Hard- und Soft- ware-Angebots verhindert optimale EDV-Beschaffungsentscheidungen. Eklatante Wissens- und Ausbildungs- lücken, Vorurteile und Schwellenäng- ste unterbinden die zielstrebige und kritische Auseinandersetzung mit dem Problemlösungspotential der EDV. Ein geringer Standardisierungsgrad der EDV-Lösungen, hohe Kosten von betriebsindividuellen Programman- passungen sowie von (unzureichend vorhandenem) qualifiziertem Personal belasten die neuerungswilligen Betrie- be. Die Arbeitsfähigkeit von Reservie- rungszentralen wird durch mangelhaf- te Disziplin vieler Vermieter, Befürch- tungen vermeintlicher Konkurrenzver- zerrungen, aber auch durch unausge- reifte Software-Leistungen beeinträch- tigt. Allgemein besteht ein wahrgenomme- nes L)etlzlt an einschlägigen AusDil- dungs-, Weiterbildungs- und Bera- tungsleistungen. Die Suche nach wirksamen Reparatur- maßnahmen sollte durchaus keine »EDV- Zwangsbeglückung« herbeiführen. So ist ganz einfach zu respektieren, daß manche Arbeitsgänge durch eine Computerisie- rung möglicherweise nur unnötig verkom- pliziert bzw. unterhalb einer Mindestbe- triebsgröße EDV-mäßig unrationell wer- den. Auf anderen Gebieten besteht kein Anlaß zu voreiliger Hektik: Musterbei- spiel ist die vorläufig verfrühte Hoffnung auf eine mengenmäßig relevante Herbei- führung von Direktkontakten mit poten- tiellen Gästen in Privathaushalten via Bildschirmtext (BTX). Als Sofortmaßnahme ist, da ohnehin erst mittelfristig wirksam, die Lehreraus- bildung und die Lehrplangestaltung auf allen fremdenverkehrsrelevanten Bildungs- ebenen am Sektor EDV und Kommunika- tionstechnologie wesentlich zu beschleu- nigen. Das bestehende Seminar- und Wei- terbildungsangebot ist entweder qualitativ unzureichend, teilweise einseitig (zuge- schnitten auf einzelne EDV-Anbieterin- teressen) und scheinbar zu wenig öffent- lichkeitswirksam vermarktet. Ähnliches gilt für das derzeitige Beratungswesen im EDV-Bereich, das einige Wünsche offen läßt: Neutrale Beratungsstellen sollten als unabhängige Organisationen neu ge- schaffen werden, wobei zwecks Ver- meidung bürokratischer Unbeweglich- keit eine organisatorische Ausgliede- rung und Selbständigkeit gegenüber den möglichen Trägerinstitutionen (BMfI-IGI, Handelskammern) anzu- streben wäre. Private Beratungsfirmen, die selbst möglichst keinen Hardware-Verkauf betreiben und unabhängig von diver- sen Herstellern agieren, sollten durch Nachweis vorbildhafter Musterbera- tungen und Fallbeispiele eine Art »Gü- tesiegel« oder staatliche Auszeichnung erhalten können. Finanziell gestützte Beratungsaktio- nen (wie etwa jene des Wirtschaftsför- derungsinstitutes) sind wesentlich öf- fentlichkeitswirksamer zu propagie- ren. Anstelle von punktuellen Subventio- nen für einzelne Fremdenverkehrsbe- triebe, die individuelle EDV-Lösungen gemeinsam mit einem Berater oder Softwarehaus installieren, sollte die zentrale Entwicklung von standardi- sierten, für eine Vielzahl von Betrie- ben geeigneten Software-Bausteinen konzentriert gefördert werden. Daß es in weiten Bereichen der Frem- denverkehrswirtschaft mit dem betriebs- wirtschaftlichen Ausbaustand des Rech- nungswesens - vorsichtig ausgedrückt - nicht zum besten bestellt ist, ist ein offe- nes Geheimnis. Erklärt wurde dieser Um- stand früher durch die Betriebsgröße (für cie mehr als 60 Wo Familienbetriebe »zahlt es sich« vielfach »nicht aus«). Heute wird häufig darauf verwiesen, daß ohnehin der Markt die Preise bestimmt bzw. der örtli- che Konkurrenzkampf und die teilweise schwache Verhandlungsposition gegen- über Reisebüros und Veranstaltern die Preise drücken. Was hilft also ein aussa- gefähiges Rechnungswesen? Vor allem in Zweisaisonorten mit do- minantem Wintergeschäft entsteht in jüngster Zeit ein ausgeprägter Preiswett- bewerb während der Sommersaison. Die- ser wird zweifellos von Betrieben losgetre- ten, die ihre eigenen Preisuntergrenzen nicht kennen und daher, ohne es zu wis- sen, von der Substanz leben. Damit wer- den aber alle anderen Betriebe ebenfalls unter Druck gesetzt, von der betriebswirt- schaftlichen Nebenbedingung der Sub- stanzerhaltung Abstriche zu machen. Ein modernes, entscheidungsorientiertes Rech- nungswesen liegt also nicht nur im einzel-, sondern auch im gesamtwirtschaftlichen Interesse. Um faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten, müssen die außerbetriebli- chen Rahmenbedingungen einheitlich sein. Z.B. ist eine steuerliche, aber auch
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