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Tag der Schulen Seite 32 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 1. Dezember 1984 Tag der Schulen des Österreichischen Bundesheeres in der Winterstellerkaserne St. Johann in Tirol Herr Mag. Außerhofer, ca. seit einem Jahr Pfarrer von Jochberg/Aurach, hat im »Kitzbüheler Anzeiger« vom 24. No- vember 1984 anläßlich des »Tages der Schulen 1984 in der Winterstellerkaserne seine Einstellung zur militärischen Lan- desverteiiigung klar und eindeutig, öf- fentlich zum Ausdruck gebracht und diese erlaßnii3ig angeordnete Informationsver- anstaltung sehr heftig kritisiert. Als mit der Durchführung dieser Veranstaltung beauftragt und damit verantwortlich zeichnend für diese Schülerinformation fühle ich mich verpflichtet, »wieder ein- mal« zur Klärung einer extrem einseitigen Darstellung (dessen eigentlichen Zweck man sehr leicht zwischen den Zeilen her- auslesen kann) beizutragen. Warum »Tag der Schulen«? Aufgrund fast jahrzehntelangen Tod- schweigens über Sinn und Zweck der um- fassenden Landesverteidigung bzw. mili- tärischen Landesverteidigung im Rahmen der österreichischen Sicherheitspolitik wurde in einem Erlaß vom Oktober 1980 die Verpflichtung zur Aufnahme der Be- lange der Landesverteidigüng in die Lehr- pläne der verschiedenen Schultypen ange- ordnet. Diese Regelung sieht vor, im theo- retischen Teil in den Schulen die Proble- matik der österreichischen Sicherheitspo- litik und der umfassenden Landesverteidi- gung aufzuzeigen, was grundsätzlich durch die jeweiligen Lehrpersonen zu unterrich- ten wäre, in der Praxis jedoch in sehr vie- len Fällen durch entsprechend ausgebilde- te Informationsoffiziere wahrgenommen wird, im praktischen Teil in einer Veran- staltung direkt in den Kasernen über die Belange der militärischen Landesverteidi- gung (ist ein Teil der umfassenden Lan- desverteidigung) zu informieren. Aus einer Reihe von Vorgaben für die Organisation eines Tages der Schulen wurden bei dieser Veranstaltung aufgrund jahrelanger Erfahrung das Programm auf ein Minimum reduziert, die einzelnen Vorführungen gewissenhaft ausgewählt und dabei auch versucht, die einzelnen Elemente dieser Vorführung so realistisch wie möglich zu demonstrieren, um ja nichts zu beschönigen! Vom Pfarrer Außerhofer finde ich es sehr fair, daß er sich »selbst die Mühe ge- macht hat«, sich über eine Sache, mit der er sich einfach nicht identifizieren kann, persönlich zu informieren, kann ihm aber den schweren Vorwurf nicht ersparen, daß ihm einige wesentliche Punkte offen- sichtlich entgangen sind. Zu den einzelnen Vorwürfen: Mit der Vorführung der Waffen wurde verantwortungslos umgegangen Hauptteil der, Vorführung war die Vorstellung unseres Verbandes, dem Jägerbataillon 21. Dabei wurden die einzelnen Züge als »kämpfende Teil- einheit« in orgplanmäßiger Stärke, Be- waffnung und Ausrüstung vorgestellt. Anschließend an diesen Vorführungs- block wurden ausschließlich die schwe- ren Waffen des Bataillons für die Be- sichtigung aufgestellt (mit Fahrzeug). Die Handfeuerwaffen (Pistolen, Ge- wehre, Maschinengewehre) wurden in voller Absicht bei dieser anschließen- den Waffenschau nicht aufgelegt. Sie lehnen einen solchen Tag für Pflichtschüler ab Sie schreiben von Pflichtschülern, tat- sächlich handelt es sich aber aus- schließlich um Schüler der Abschluß- klassen, welche größtenteils dem- nächst den großen Schritt ins Berufsle- ben tätigen. Oder wollen Sie vielleicht gar einem mindest 14- bis 15jährigen, der in kurzer Zeit vollmündiger Staats- bürger wird, das Recht und die Fähig- keit absprechen, sich beispielsweise durch den Blick eines Zielfernrohres einer Panzerabwehrkanone über die Gefährlichkeit dieser Waffe einmal mit eigenen Augen zu überzeugen. Sie, Herr Pfarrer, haben beispielsweise mindestens acht lange Jahre Zeit, Ih- ren Schülern Ihre Auslegung über Ihre Art des Friedens beizubringen. von 60 befragten Schülern haben 50 angegeben, noch nie etwas von umfassender Landesverteidigung gehört zu haben Wie eingangs schon erwähnt, sollte die Sicherheitspolitik bzw. der Teil der umfassenden Landesverteidigung im theoretischen Unterricht vermittelt werden. Wenn Sie mir das vorwerfen, dann geht dieser Schuß genau in die entgegengesetzte Richtung - die zu- ständigen Lehrer müßten eigentlich das wahrnehmen (und wird auch von einigen wahrgenommen!), und dieses Beispiel bestätigt eindeutig, daß es bei diesen Schülern verabsäumt wurde. Sie untermauern diesen Vorwurf sogar mit einer statistischen Angabe und mißbrauchen dabei die Statistik, hof- fentlich unbewußt, als »Beweis ver- stärkendes Werkzeug«, ähnlich ver- schiedener Durchschnittspolitiker. Die Wissenschaft spricht in so einem Falle von der »Lügenhaftigkeit der Stati- stik«. (Dies war zufällig eine der Prü- fungsfragen bei meiner Diplomprü- fung in Statistik an der Universität Innsbruck.) Werbung für die Militarisierung - noch dazu bei Mädchen Unsere Landesverteidigung ist entspre- chend dem einstimmigen Beschluß des Nationalrates Sache aller Staatsbür- ger, daher sollen und müssen auch die Mädchen genauso das Recht haben, zu wissen, was auf ihre zukünftigen Freunde, Verlobte oder Männer bei der Armee zukommt. Bei Unterrichten an den Schulen zeigt sich interessanter- weise immer wieder, daß die interes- santesten, meistens sogar auch intelli- gentesten Fragen zur Landesverteidi- gung gerade aus dem Kreis der Mäd- chen kommen. abgesehen vom Chaos beim Essen 1400 Schüler (!) mußten innerhalb von zweieinhalb Stunden verpflegt werden. Um eine klaglose Abwicklung zu ge- währleisten, erhielt jeder Begleitlehrer für seine Klasse mit den Essenbons ei- ne vorgegebene Essenszeit und wurde gebeten, diese mit seiner Klasse einzu- halten. Wenn nun ein paar wenige Lehrer dies nicht beachtet haben, ihren Schülern sozusagen freien Lauf ließen, muß es trotz gewissenhafter Organisa- tion zum Chaos kommen, wie Sie es bezeichnet haben. Außerdem, Herr Pfarrer, kennen Sie ja Kinder am be-
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