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sier selbstverwaltungsbetrieb All11111111 wo: Schafft den Weg aus der Krise A m Anfang hamma ja alle net g'wußt, was »Selbstverwaltung eigentlich is.« Hubert Gastl versucht gar nicht zu verbergen, daß es damals eher eine Verzweiflungstat war, als die Arbeiter des ehemali- gen Imster Betriebes »NK-Design« beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nahmen. In einem Gebiet wie dem Raum lmst, immerhin gibt es dort die höchsle Arbeitslosenrate von ganz Tirol, schmerzt es auch, wenn ein so kleiner Betrieb, wie die auf die Erzeugung von Acrylglas-Möbeln spezialisierte Firma »NK-Desigr«, zu- sperren muß. Für die knapp über zwanzig Beschäftigten hätte es schon damals im Herbst 1981, als die Firma ganz gehörig in's Trudeln geriet, kaum neue Möglichkeiten gegeben. »Die Frau daheim, drei Kinder, wir haben gerade am Haus gebaut«, umreißt Hubert Gastl kurz die Situation: »Ich hält' mir damals nicht leisten können, stempeln zu gehen.« Für den 58-jährigen Josef Walch war die Lage noch um ei- niges trister gewesen: Bevor ich zur »NK« gekommen bin, hab ich vorher schon zwei Jahre lang Arbeit suchen müssen. Hier in lmst ist ja auch mit dem Fremdenverkehr nicht viel los. Meine Frau hat auch keine Arbeit und von den fünf Kin- dern sind noch drei in der Schule.« Abenteuer Selbstverwaltung Tiroler Firma mit 900kigem Exportanteil Grund genug für Walci, Gastl uid all die anderen, sich auf das Abeneuer »Selbstverwaltung« einzu assen. Ein Abenteuer war es in jecem Fall, als man zusammen mit cen Leuten der Arbeiterkam- ner an der Idee bastelte, die maro- ae Firma zu übernehmen. Der deutsche Unternehmer Iatte den Betrieb ausbluten lassen, Geld in die Bundesrepublik transferiert und n der kleinen Tiroler Gemein- de den großen, reichen Mann ge- spie t. Die Arbeiter hatten schon Devc'r es krachte, monatelang kei- nen Lohn mehr bekommen. NDch während das Konkursver- fahren lief, die Betriebsangehöri- gen durch die von der Arbeiter- kammer vermittelte Sicherung der Ansprüche nach den IESG (In- solvenzentgeltsicherungsgesetz) materiell Luft bekamen, gingen die NK-Betriebsräte in die Inns- brucker Maximilianstraße, dem Sitz der Tiroler Arbeiterkammer, und wälzten Pläne. Nach fieberhaften 'verhandlun- gen mit Lard und Bund und Über- windung einiger amtlicher Hinder- nisse war es dann Ende 1981 so- weit. Die »Pioniere« von damals leugnen gar nicht, daß sie alleine auf verlorenem Poster gestanden wären. Fraiz Baumann, ebenfalls Genossenschafter der ersten Stunde: »Wir haben immer nur ge- arbeitet und mit den Ämtern kei- nerlei Erfahrungen gehabt. Die Ar- beiterkanmer hat uns da alle We- ge geebnet.« Und: «Das ganze Selbstverwaltungsprojekt hätte Arbeiter Josef Waich: «Von den fünf Kindern sind noch drei in der Schule«. ohne Arbeiterkammer gar nicht beginnen, geschweige denn lau- fen kennen.« Schon ein Monat nach dem Konkurs konnte es also weiterge- hen. Acht Genossenschafter be- gannen mit reduzierter Beleg- schaft den Weg ins Ungewisse. Der Euphorie folgte bald die Er- nüchterung. »Am Anfang haben ja viele von uns gar niclt richtig mit- gekriegt, daß wir hie - ausschließ- lich für uns selbst aroeiten«, erin- nert sich Hubert Gastl an die An- fangsschwierigkeiten Der Druck war bei der Produktion enorm, in der Betriebsleitung gab es Unklar- heilen bei der Veiteilung der Kom- petenzen, nicht alle Arbeiter wuß- ten, was anfangen mit der p15tzli- chen Entscheid jngsgewalt. Durststrecke: »Die Arbeiter- kammer hat uns durch- geholfen!« Dem eingesetzten Geschäfts- führer unterliefen Einige Manage- rrentfehler, czs Marketing, bei ei- ner Firma mit einem Exportanteil von über 90% ein extrem sensib- ler und leber.snotwendiger Be- reich, klapp-e noch nicht recht. Der selbstverwalte:e Betriec ))MID - Möbel unc lrdustrie Design- und Produktonsgenossenschaft", wie er jetzt hie 3, stand knapp nach dem vielbejubelten Anfang vor dem Infarkt. »Durch diese Zeit hat ins wiederum die Arbeiterkammer iurchgehol>En«, denkt Huber: Gastl an die läncere Durs1 strecke zurück. Eine Durststrecke, die nunmehr überwunden zu sein scheint. Un- 1er dem neuen Gescnäftsführer Wolfgang Karner kannte seit Früh- ahr 1983 eine Limsatzsteigerung icn 30% erreicht werden, Demon- s:ralionen auf ausländschen Fachmessen waren erfolgreich, cer Luxusartikel, moderne Möbel aus Acrylg las, verkauf: sicl vor al- lem in der Bundesrepublik gut. Nur, will man im lnlaid verstärkt 'erkaufer und sogar eventuell im arabischen Raum neue Märkte er- schließen. «Das Selbs:verwal- lungsprojekt hat sici unDedingt als f3rtführungswürdig erwiesen«, meint \Aolfgang Karner, der zu- gibt an- angs nicht hundertpro- zentig optimistisch für die Zukunft geweser zu se n. Für die Arbeiter hat sich die Ge- duld in jedem Fall gelohrt. Ein si- clerer Arbeitsplatz in eiiem Kri- sergebiet und ein hervorragendes Betriebsk ima. Geschäftsführer Karner: '>Mit oer Disziplii gibt es überhaupt keine Schwierigkeiten wie in anierei Betrieben, weil es kein oben und unten gibt. Jeder eiß, für wen und wofür er arbei- tet.« Hubert Gast karn dem nur zu- stmmen: »Seit wi Vertrauen in cen Erfclg haben, sind hier alle hundertprozentig motiviert.« Kammer für Arbeiter und Angestellte für Tirol INFORMIEREN BERATEN HELFEN
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