Kitzbüheler Anzeiger

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Harald Lechenperg mit dem Präsidenten von Pakistan Feldmarschall Ayub Khan, 1963. Seite 12 Kitzbüheler Anzeiger - Samstag, 22. Dezember 1984 Harald Lechenperg ein 80er Große Karriere des Begründers des modernen Bildjournalismus Unser Mitbürger Harald Lechenperg vollendete am 4. Oktober 1984 sein 80. Lebensjahr. Wir gratulieren! Rüstig und agil und geistig frisch. Weltberühmt wur- de Lechenperg als Fotopionier, als Völ- kerkundler und vor allem als Weltreisen- der. In Wien geboren, kam er schon 1944 nach Kitzbühel und seit dem 1. Jänner 1954 ist er Besitzer der Liegenschaft Grub am Sonnberg in Kitzbühel. Harald Lechenperg, langjähriger Chef- redakteur der »Berliner Illustrierten« und der »Quick«, startete 1932 in Bombay, wohin ihn der Ullstein-Verlag als Repor- ter schickte, mit dem Auto zurück nach Wien. Die Fahrt unternahm er mit einem Ford-Modell A. Damals schrieb die Vossische Zeitung u.a.: »Ein unternehmungslustiger Mensch, ein moderner Journalist mit der Kamera in der Hand, hat den Beweis erbracht, daß die uralten Karawanenstraßen von Indien nach Europa auch dem modernen Autoverkehr erschlossen werden können... Harald Lechenperg ist stolz darauf, als erster Mensch die Furcht vor der berüchtigten Salzwüste »Luth« über- wunden zu haben... Kein Auto hat bisher...« Bei der Fahrt des damals 26jährigen Reporters ab Bombay mußte Lechenperg eine 13.000-Kilometer-Fahrt überwinden, auf welcher ein eventueller Abschlepp- dienst unbekannt gewesen wäre, und eine Wagenreparatur mangels einer Repara- turwerkstätte auf der gesamten Strecke hätte nicht durchgeführt werden können. Einen großen Teil der Strecke kannte er 1930. Harald Lechenperg hat die ersten Fotos des neuen Königs Nadin Shah nach Europa gebracht. jedoch schon und zwar auf Kamelreisen und Pferdereisen. Mit Zuversicht trat er die Reise an und verschmähte dabei noch den kürzesten Weg. Anstatt von Bombay über Karachi nach Persien zu fahren, machte er einen großen Bogen über Dehli und Lahore und benutzte auch sonst Seitenwege durch die Dschungel. Dieser sportliche Ehrgeiz brachte es aber auch mit sich, daß er ein ums andere- mal seinen Wagen ausgraben mußte. Von den unwirtlichen Gegenden Belu- lutschistan fuhr er durch die ostpersische Wüste Dascht-j-Luth, welche bisher als unpassierbar galt. Dabei machte er die Feststellung, daß man vor und nach dem Sonnenuntergang viel besser auf dem Wü- stensand fahren kann, weil der Sand zu diesen Zeiten fester ist als bei Tag. Das Wagnis gelang über Erwarten gut, ob- wohl ihm seine Aufgaben als Berichter- statter den neuen beträchtlichen Umweg über Teheran aufzwangen. Dabei machte er mit den Gebirgspässen des persischen Randgebirges Bekanntschaft. Wegen des bevorstehenden Schneefalls saß hier Le- chenperg zwei Tage und zwei Nächte un- unterbrochen am Steuer. In neun »schrecklichen« Tagen gelang ihm die Durchquerung der Asiatischen Türkei. Nach diesem Hindernis, welches bei Winterregen überwunden werden mußte, war der Rest der Reise nur mehr eine Spielerei. Als Lechenperg in Wien eintraf, hatte er einen Rekord zu verbu- chen: In 33 Tagen auf dem Landweg von Bombay nach Wien! Seine beste Tagesleistung waren 820 Ki- lometer und zwar in der syrischen Wüste; in Kleinasien kam er einmal nur 37 Kilo- meter weiter. Ohne Straßen mußte er 3.000 Kilometer zurücklegen und nur 2.500 Kilometer waren wirklich gute Stra- ßen. Im Sommer 1962 drückte er zu Grub am Sonnberg in Kitzbühel wieder auf den Anlasser, nun 56jährig, um diese Reise in umgekehrter Richtung zu wiederholen. Der Fahrt selbst gab er den Namen: »Aus- flug durch ein Jahrtausend«, denn seit 1932 hat sich die Strecke von Osterreich nach Indien mehr verändert als in einem Jahrtausend zuvor. Der Weltenbummler Lechenperg ging mit verhältnismäßig wenig Gepäck und mit der alten Leica, welche er schon vor 30 Jahren hatte, auf die Reise, diesmal mit einem Ford 17 M. In den sechs Mona- ten mußte er 35.000 Kilometer zurückle- gen. Er hoffte bei der Abfahrt in Kitzbü- hel noch einige Freunde wiederzufinden. Vor allem hatte er die Absicht, den Kitz- büheler Wissenschaftler Ing. Peter Auf- schnaiter und den zweiten Kitzbüheler Pe- ter Aufschnaiter, welcher als Botschafts- kanzler in New Delhi wirkte, zu besuchen. Über diese »Jubiläumsfahrt« hielt Ha- rald Lechenperg am 28. Februar 1964 im Kolpingsaal in Kitzbühel einen Vortrag. Der Reiseweg führte kreuz und quer durch Zentralasien, über unwegsame Grenzgebirge zwischen Afghanistan und Pakistan, über 4.000 Meter hohe Hima- layapässe, durch das obere Industal, durch den Krakorum bis an die chinesi- sche Grenze und schließlich bis ans »Ende der Welt« in die Heimat der Kafiren. Aus den vorgesehenen 35.000 Kilometern sind fast deren 60.000 geworden. Aus dem kurzen Ausflug in die Vergangenheit wur- de eine Traumreise in die Gegenwart, die ein Jahr lang dauerte und zum Teil durch bisher unerschlossenes Gebiet führte. Nun noch einige »Pressestimmen« zu
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