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Federzeichnung von Josef Herold, datiert 5. Februar 1890, darstellend de Thalmühle in Kitzbühel, im Volksmund » Teieimuiei« genannt. Seite 28 Kitzbüheler Anzeiger Samstag, 2. Dezember 1984 Skizzenblock von Josef Herold im Heimatmuseum Erinnerungen an den Vater der Hahnenkaminbahn Am 14. Dezember 1984 übergab die Fa- milie Peter Koch, Taxiunternehmer in Kitzbühel, dem Heimatmuseum den Skiz- zenblock von Josef Herold aus den Jah- ren 1890 und 1891. Auf 34 Seiten sind in diesem Block Bleistift- und Federzeich- nungen enthalten, und geben davon Zeug- nis, daß Herold nicht nur ein hervorra- gender Photograph, sondern auch ein ge- übter Zeichner war. Der Familie Koch herzlicher Dank des Heimatmuseums. Bisher war über ein Zeichentalent des Jo- sef Herold nichts bekannt. Wohl jedoch existieren verbesserte Glasphotoplatten, insbesonder für Porträts, und dafür ist die Fähigkeit des Zeichnens Vorausset- zung. Josef Herold wurde am 4. Dezember 1872 in der »Kümmernishütte« in Kitzbü- hel als Sohn des Malermeisters und Pho- tographen Sebastian Herold geboren. Jo- sef Herold wurde Berufsphotograph und galt in Fachkreisen als erster Alpinphoto- graph, insbesondere als erster Winter- sportphotograph. Dr. Rolf Mellitzer schrieb in »Tirol Informativ« vom 23. September 1978 u.a. »Dabei war das Fotografieren damals gewiß kein Vergnügen, sondern eine Rie- senschinderei, denkt man nur an die schweren Plattenkameras, die massiven Stative und das Zubehör. Schon in der Urzeit des Skisports stellte Herold sein lichtbildnerisches Können in den Dienst des Fremdenvekehrs, unterstützt von sei- nem Freund Franz Reisch, dem Skipio- nier und Hotelier. Herold wurde Funktio- när der Handelskammer, zum Kommer- zialrat ernannt und war von 1933-1934 und von 1936-1938 Bürgermeister der Stadt Kitzbühel. Schon zu Jahrhundertbeginn hatte Freund Reisch an eine Seilbahn gedacht. Sie sollte auf das Horn führen. Die hohen Kosten und Schwierigkeiten mit der Tras- se ließen das Projekt bald platzen. An den Hahnenkamm dachte vorerst niemand. Herold und der um 19 Jahre jüngere Al- fons Walde, der bekannte Kunstmaler und Architekt, kamen eines Tages auf Seilbahnprojekte zu sprechen. Sie werden wohl auch an die Jahrhundertwende ge- dacht haben, wo der Kitzbüheler Turnver- ein in seinen Kneipp-Zeitungen schon so manche spöttische Sticheleien in dieser Richtung ertragen mußte. So wurde zum Beispiel 1897 gewissen obergescheiten Turnern empfohlen, auf der Seidlalm eine Turnhalle zu bauen und dorthin eine Zahnradbahn mit Schlafwagen zur Be- quemlichkeit der Turner zu führen, oder etwa 1901 geraten, auf den Hahnenkamm und auf das Horn Seilbahnen zu erstellen und die beiden Gipfel mit Drahtseilen zu verbinden, offenbar für gewagte Balance- akte. Warum eigentlich keine Seilbahn auf den bislang so stiefmütterlich behan- delten Hahnenkamm? Herold zeichnete auf der Skiroutenkarte sofort 50 verschie- dene Abfahrtsmöglichkeiten vom Hah- nenkamm ein. Der endgültige Entschluß war bald gefaßt: »Die Hahnenkammbahn muß gebaut werden«. Soweit Dr. Mellitzer, heute Präsident des »Schwarzen Kreuzes« in Innsbruck. Es war dies die Geburtsstunde dieser er- sten Sportsbahn Osterreichs. Über das »Seilbahngespräch Herold-Walde« gibt es ein von Alfons Walde verfaßtes Protokoll aus dem Jahre 1925. Der Spatenstich für die Hahnenkammbahn erfolgte 1926. Er- ste Inbetriebnahme 1928 einseilig und 1929 zweiseilig. Josef Herold starb am 4. November 1938 im Sanatorium in Innsbruck. In den letzten Monaten seines Lebens war er kommisarrischer Bürgermeister des mit 1. Jänner 1938 vereinigten Kitzbühel. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es bekanntlich zwei Gemeinden, Kitzbühel-Stadt und Kitzbü- hel-Land. An Josef Herold erinnert in Kitzbühel auch eine Straße. Im Jahre 1958 wurde auf Antrag des damaligen Vizebürgermei- sters und jetzigen Ehrenbürgers, Peter Sieberer, die bisherige Hahnenkammstra- ße in Josef-Herold-Straße umbenannt. Seine Gattin, Maria Herold, starb am 10. April 1960; es war ihr 93. Geburtstag. In ihrem Testament vermachte sie dem Kitzbüheler Heimatmuseum ein Ölgemäl- de von Alfons Walde, darstellend die Pletzeraim mit dem Kitzbüheler Horn. Dieses Bild hängt, als Leihgabe des Hei- matmuseums, in der Kanzlei des Stadt- amtsdirektor Dr. Vitus Grünwald. Be- merkt sei noch, daß im Testament der Maria Herold als Bildempfänger nicht das Heimatmuseum sondern der Name unse- res Redakteurs Martin Wörgötter ange- führt wurde. Dieser verzichtete auf das Gemälde in Erinnerung an die Aussage der Maria Herold: »Diesen, Walde' erhält nach meinem Tode das Heimatmuseum«. Josef Herold, der gerne studiert hätte, Gedenktafel an der Ta'station der Hah- nenkammbahn »Bürger,r1eister Herold 1872-1938 - Väter der Bergbahn«. Ein Werk des Bildhauers Rudolf Knop, Mün- chen; gestiftet 1942 von Dr. Julius Bueb, Aktionär der Hahnenkwnribahn. jedoch die wirtsehaftl:chen Verhältnisse seiner Eltern liefen dies nicht zu, hinter- ließ seinem gelieb:en Kitzbühel auch einen schönen Vers. Gedruck: 1934 bei Martin Ritzer, KitzbUh1. (Das gedruckte Origi- nal stellte uns Frau Katharina Lackner, Floriangasse 5, zur Abch:ift zur Verfü- gung). Der Wortlaut: An mein Kitzbühel Du schöne Stadt im Kranz der Berge, Du bist uns lieb und wohlvertraut, Wir wissen nicht, wer Deine Häuser Und Deine Straßen einst gebaut. - Wir wissen nur, der Herrgott selber Hat diesen Meister einst gesandt, Damit er hier ein Schmckstück schaffe, Wie kein's besteht im ganzen Land. - in diesem Land aer schönen Berge Bist Du die schönste weit und breit: Gott schütze Dich du liebe Heimat in guter und ir schlimmer Zeit! Josef i-Ierold, Kitzbühel 1934
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