Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 30. März 1985 Kitzbüheler Anzeiger Seite 17 Bergwerk Schattberg. Die Buben erhielten damals für ein »Erztrögei« zwei Kreuzer. Das Erz wurde damals in Säcke gefüllt und zur Schmelzhütte nach Brixlegg ab- transportiert. Mit 15 Jahren verdingte sich Örgei als Jungknecht beim Linden- thalbauern in Reith und wurde deshalb auch Lindenthal-Orgei genannt. 1910 rückte Georg Hauser zum 1. Regi- ment der Tiroler Kaiserjägcr mit dem Standort in Valsoganatal ein. Nach zwei Jahren wurde er dienstuntauglich entlas- sen, da er an einem Auge fast blind war. Den Augenschaden zog er sich beim Edel- weißbrocken auf der Foissenkaralm in Aschau zu, wo er früher als Hüter tätig gewesen war. Der damalige Senner der Foissenkaralm »behandelte« unseren Or- gei mit einer selbst zubereiteten Salbe aus frischgerührtem Butterschmalz und Schwarzpulver. Arzt wurde keiner beige- zogen. Bei Kriegsbeginn 1914 zog Georg Hau- ser mit dem 2. Landsturmbataillon, dem nur gediente Kaiserjäger angehörten, nach Galizien und Lemberg. Bei den Kämpfen um Przemysl am San wurde ein Teil der Osterreicher von den Russen ein- geschlossen, nachdem vorher ein tschechi- sches Regiment übergelaufen war. Fe- stungskommandant war damals General Kusmanek und Abschnittskommandant Oberstleutnant Gschließer, dem Georg Hauser unterstellt war. Der Festungsdienst bestand aus der Be- setzung der Unterstände und aus Patrou- illengängen und Stoßtrupps. Bei einem Patrouillengang in die weitere Umgebung von Przemysl kam die Patrouille von Ge- org Hauser zu einer ausgebrannten Kir- che. Sein Kamerad Michael Foidl, Gru- berbauer in Aurach, fand unter den Trümmern eine kleine Muttergottes- Statue. Foidl barg die Statue aus den Schuttmassen und verstaute sie in seinem Tornister. Er hütete seine Madonna in all den Jahren der Kriegsgefangenschaft und brachte sie glücklich 1920 in die Heimat, wo er sie auf den Altar der Waldkapelle Kochau in Aurach aufstellte. Am 22. März 1915 kapitulierten die Osterreicher in Przemysl, ausgehungert und ohne Munition, und gerieten in die russische Gefangenschaft. Zuerst erfolgte ein dreiwöchiger Fuß- marsch und dann wurde Georg Hauser mit 120 Mann in Pensa einwaggoniert und nach Turkestan verfrachtet. Sie wurden in Baracken untergebracht, welche seinerzeit während des japanisch-russ:schen Krieges von c.en Japanern errichtet wurden. Im Juni 1915 wurde Georg Hauser mit noch zehn Tirolern und Pinzgauern, darunter der Kitzbüheler Sattlermeister Josef Stan- ger, Martin Heuberger, Talbauer in Au- -ach, und dem Eisenbahner Josef Hutz, F:ebe:brunn, bei einem Lazarettbau in der Stadt Turkestan eingesetzt. Sie ver- dienten täglich einige Kopeken und als Abfertigung einige Rubel. Georg Hauser. Foto: Toni Rothbacher, Kitzbühel Von Turkestan kam Georg Hauser nach Taschkent, der Hauptstadt der Bun- desrepublik Usbekistan, auf ein Lager in 1600 Meter Höhe. Das Lager war von Wald und Wildnis umgeben. Hier befan- len sich zirka 3000 Kriegsgefangene. Zwei Oberjäger aus Innsbruck betätigten sich als Wildsaujäger und -brater. Mit der Zubereitung des Wildfleisches unerfah- :en, erlitten mitunter die Gefangenen Ge- sundhei:sschäden. An den Entbehrungen und anderen Leiden starb hier der Kitzbü- heler Sattlermeister Josef Stanger; Georg Hauser war bis zur letzten Stunde bei dem Sterbenden und sorgte auch, daß er, auf seinen Wunsch, auf einem Hügel begra- ben wurde. Im Frühjahr 1916 kam Georg Hauser wieder in das europäische Rußland zu- rück. Er leistete im Kaukasus Erntearbeit, bis er wieder nach Pensa kam und von dort nach Sibirien verfrachtet wurde. Die nächstep Stationen waren Atschinsk, dann Irkutzk am Baikalsee im südlichen Sibirien und von dort nach Werchjutins, etwa 200 Kilometer vor Wladiwostock am Stilen Ozean. Dort sollten Hauser und der Fieberbrunner Hutz der Roten Armee ein- gegliedert werden. Beide flüchteten auf ei- nem Kohlentender entlang des Baikalsees und kamen nach Jekatrinenburg im Ural, wo sie der dortigen Gefangenenstation zu- geteilt wurden. Aber auch hier, bereits 1918, gelang eine weitere Flucht und dies- mal nach Moskau. Aber wieder langte der Arm der Roten Armee nach unserem Ge- org Hauser; aber weiter ging die Flucht. Auf dem Lande wurde Georg Hauser von einem Juden auf einem großen Bauernhof eingesetzt, Sepp Hutz, der Fieberbrunner, immer noch an seiner Seite. Im Herbst 1918 machten beide Reparaturarbeiten auf einer Waisenstation und besorgten den Einkauf für das Haus und die Schwe- stern des Waisenhauses, notdürftig des Russischen mächtig. Mittlerweile war das Jahr 1920 gekom- men. Hauser und Hutz erlebten die gro- ßen Maifeiern im Raume von Moskau. Der Verwalter des Waisenhauses besorgte den zweien einen »Probus« (Reiseschein) und versorgte sie mit etwas Geld. Auf der Fahrt wurden sie aber wieder von den Russen geschnappt und nach Petersburg gebracht. Dort endlich winkte die Frei- heit. Sie wurden auf einem Schweden- schiff bis Stettin gebracht und dort von den Deutschen mit Flüchtlingsfamilien nach Osterreich abgeschoben. In Inns- bruck lagen Hauser und Hutz einige Tage in Quarantäne und Mitte August, nach sechs Jahren Krieg und Gefangenschaft, erblickte Georg Hauser wieder seine Hei- mat. (Aufgezeichnet in unserer Redaktion nach persönlichen Angaben des Verstor- benen aus Anlaß seines 85. Geburtstages vor elf Jahren.) In Kitzbühel betätigte sich Georg Hau- ser zuerst wieder im Bergbau, dann beim Wasserbau des Elektrowerkes in Jochberg und schließlich bei Baumeister Josef Un- terberger in Kitzbühel. Seine erste Ehe schloß Georg Hauser zu Ostern 1921 mit der Bindermeister- Tochter Anna Müller aus St. Ulrich am Pillersee. Als diese 1942 starb, heiratete er die Pächterstochter Maria Eder vom De- chantsgut in St. Johann. Beim Zweiten Weltkrieg wurde Georg Hauser 1942 zur Organisation TODT ein- gezogen und war mit dieser bis 1945 in Polen und im Westen eingesetzt. Nach dem Krieg errichtete Georg Hauer mit sei- nen Söhnen auf den Salzagründen ein Wohnhaus. Krankenhaus der Stadt Kitzbühel Bausteinaktion S 500.— anstelle von Blumen für Adelheid Huter, Kirchberg, von Mag. Manfred und Anika Filzer, Kitzbühel S 500.— Blumenspende für Frau Caroline Neumayr von Stefan und Elisa- beth Kohlhofer, Kitzbühel S 150.— Blumenspende für Maria Embacher von Egid Schmidt, Kitzbühel S 300.— Kranzablöse für Frau Katharina Hörtnagl von Familie Dr. Pol- land, Kitzbühel S 500.— Blumenspende für Frau Katharina Hortnagl von Frau Maria Ma- moser, Kitzbühel.
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