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Seite 2 Kitzbüheler Anzeiger Samstag,'13. April 1985 gesetzt habe. Dieses Datum ging vorüber - und Prince Charming lächelt noch im- mer, unvermählt durch's Leben. Dies und die Tatsache, daß der Herzog von York wohl zwei entzückende Töch- terchen, aber keinen Sohn besitzt, mag auch ein Grund zu der ungeheuren Begei- sterung gewesen sein, mit der man in Eng- land die Hochzeit Georgs und Marinas mitfeierte. Die übrigens in diesen Tager, Der Prinz von Wales auf dem Weg zur Übungswiese in Kitzbühel. da der Prince Charming sich in Schneere- gionen begibt, ihre Hochzeitsreise nach Westindien machen. Daß Eduard, Prinz von Wales, gerade nach Kitzbühel kommt, mag dem Rate des Barons Franckenstein zu danken sei-i. Osterreichs Gesandter in England weiß klug für sein Land zu werben. Daß die österreichische Ausstellung in der Dor- land Hall in London vor etwa zwei Jahren ein ganz gewaltiger Erfolg wurde, ist ihm zum großen Teil zu danken. Übrigens gibt es ein hübsches Bild, das den Prinzen vors Wales auf dieser Ausstellung zeigt: Er wird, bei ihrem Besuch, von bildhüb- schen, jungen Damen in österreichischer Tracht begrüßt und sein Gesicht scheint Respekt vor so viel Anmut auszudrücken. Vielleicht reifte damals schon in ihm der Plan, sich dieses Land, das so augenfällig Schönheit zu produzieren versteht, einmal selbst anzusehen? Der Prinz ist nicht gerade ein begeister- ter und engagierter Skiläufer. Seinen letz- ten Wintersportaufenthalt absolvierte er 1914 in der Schweiz. Das ist immerhin ei- ne ganz hübsche Zeitlang, die er nicht auf Bretteln stand. Von allen Sportarten - das liegt im Klima bedingt - erobert sich der Skilauf die Engländer besonders schwer. Allerdings gibt es heute schon ei- nen Skiklub von Großbritannien, der al- lerdings seine Mitglieder zumeist ins En- gadin entsendet. Es gab auch einige bange Tage zwi- schen der Nachricht von des Prinzen Ab- reise und seinem endgültigen Eintreffen in Kitzbühel: Wird er wirklich kommen? Wird er nicht in der Schweiz bleiben? Die Wetterlage war nicht gerade günstig. Und wenn auch die Lawinen in der Schweiz ge- nau so niedergehen wie in Osterreich - daß sie gerade die Route des Arlbergex- preß verlegen mußten, war nicht höflich von ihnen. Wie wird der Prinz es aufneh- men, daß der Zug abgelenkt und über Deutschland geführt werden muß? Er nahm es augenscheinlich mit Gelas- senheit auf. Er zeigte sich auch keinesfalls irritiert darüber, daß das Wetter bei seiner Ankunft scheußlich, die Luft von stö- berndem Schnee erfüllt war, und er nimmt es nicht tragisch, daß die Schneeverhält- nisse durchaus nicht ideal sind. Tauwetter - Neuschnee - Frost - all das folgt ein- ander zu schnell. Jetzt ist der Prinz von Wales seit einer Woche in Kitzbühel. Er hat sich in den Tageslauf des Ortes gefügt, und die Men- schen haben sich an ihn gewöhnt. Der »Kitzbüheler Anzeiger« hat dem Prinzen versprochen, daß das Publikum taktvoll sein und sein Inkognito wahren wird. Und das Publikum hält, was der »Kitzbüheler Anzeiger« versprach. Das erstemal in »Kitz« auf Bretteln. Natürlich diskutiert man den illustren Gast und seine Suite. Der Prinz ist in Be- gleitung seines Trainers, Mr. Bracken, ferner des Captains Ogilvie und der Mrs. Ogilvie angekommen. Und er trug bei der Ankunft zu Reisepelz und einem schön hochgebundenen Schal, der wirklich sei- nen Zweck, den Hals zu schützen, erfüllte - einen steifen schwarzen Hut. Derlei darf man doch diskutieren, nicht wahr? Man ist dabei noch immer nicht indiskret - aber wenn schließlich ein Prinz von Wales zum Sportpelz den Melon trägt, so muß man das zur Kenntnis nehmen. Weiters notiert man, daß der Prinz ei- nen blauen Skianzug mit einer roten Kra- watte trägt und in diesem sportlichen Dreß bis in die Spätnachmittagstunden verbleibt. Er tanzt sogar in den schweren Sportschuhen. Man weiß nicht recht - tut er das, weil man ihm vom verpowerten Osterreich erzählte? Oder findet er es richtig und stilvoll, dem Sportplatz zu ge- ben, was des Sportplatzes ist, und nicht die beiden Extreme der Skihosen und des Fracks in allzu enge Koalition zu bringen? Am Ende war das, was wir bisher mit so viel Eifer übten, ein übertriebener Snobis- mus, der vor der ruhigen Eleganz eines königlichen Gents nicht standhält? Die Ankunft vor dem Grand Hotel. Dr. Kofler (Direktor des Grand Hotels) be- grüßt den Prinzen von Wales. Dahinter Willi Opperer. Ansonsten läuft, wie gesagt, das Kitz- büheler Leben ruhig weiter um den illu- stren Gast. Er steht spät auf - erscheint erst gegen 12 Uhr mittags auf der Übungs- wiese hinterm Grand Hotel, absolviert sein Training, über das der Trainer sich befriedigt zeigt, bummelt durch die Haupt- straße des Dorfes, das ihm wie aus einer Spielzeugschachtel hervorgeholt erschei- nen mag, kehrt da und dort in kleinen Wirtshäusern ein - ein Gast wie alle. Er nimmt sein Inkognito sehr ernst und könnte wirklich nichts anderes als der »Earl of Chester« sein. Ein netter, junger Mann in seinem Sportdreß - von liebens- würdigen Manieren, meist barhaupt und fast immer lächelnd. Er liebt die Photo- graphen nicht - vielleicht nur darum, weil er sich seiner Skitalente nicht ganz si- cher fühlt. Man hat natürlich zuerst eine wahre Hetzjagd veranstaltet, um ihn auf den Film zu bekommen - aber heute re- spektiert man den Wunsch, und selbst die englischen Blätter machen kein Aufhe- bens von einem Wintersportausflug ihres
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